Zwei Jahrzehnte nach seiner Gründung feierte sich der Waidhofner Weltladen in einem Festakt im Raikasaal als wichtiger Beitrag zum Geschäftsleben in der Stadt und zur Fairness im globalen Handel

20 Jahre Brücken bauen in den globalen Süden und die Freude über 20 Jahre dynamische Entwicklung vor Ort im Weltladen Waidhofen, das feierten über hundert Freundinnen und Freunde des Weltladens am 10. Oktober im Raikasaal. Obmann Hermann Wagner beleuchtete eingangs blitzlichtartig die Geschichte des Geschäfts, das am 25. November 2005 am Eberhardplatz eröffnet wurde und am 27. März 2009 ins jetzigen Geschäftslokal am Unteren Stadtplatz übersiedelte. „Wir haben im Jahr 2005 vieles selbst gemacht, wir hatten in der evangelischen Gemeinde einen sehr günstigen Mietpreis und wir starteten viele Aktionen, um Leute auf den ersten Laden am Eberhartplatz aufmerksam zu machen“, sagten die Gründerinnen Anna Eder, Monika Riedler, Ute Kolck-Thudt und Anna Hochpöchler. „Die Übersiedlung an den jetzigen Ort in der Innenstadt war ein großes finanzielles Risiko, das sich aber mehr als gelohnt hat“, so die mutigen Damen des allerersten Anfangs in ihren Statements.
Fünf Hauptamtliche, 24 Ehrenamtliche
„Ihr seid jetzt an einem der stadtarchitektonisch besten Plätze in Waidhofen“, sagte Innenstadtkoordinator Hans Stixenberger in der zweiten Gesprächsrunde. Bürgermeister Werner Krammer gratulierte und zeigte sich erfreut über den Beitrag des Weltladens zur gesamten Lebendigkeit in der Innenstadt. Ladenleiterin Monika Wegscheider erzählte von der konkreten Verkaufserfahrung und meinte: „Viele Stammkunden, spontane Laufkundschaft, auch von auswärts, sie zusammen machen die rund 12.000 Einkäufe pro Jahr bei uns aus.“ Der Weltladen beschäftigt aktuell fünf hauptamtliche Mitarbeiterinnen und 24 ehrenamtliche Kräfte und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von zuletzt 290.000 Euro.
In der Gesprächsrunde zu den Weltladenbildungsinitiativen erzählte die Pädagogin Sylvia Grossmann von der Mittelschule Gleiß: „Ein Mädchen zeigte sich im Weltladen-Kakaoworkshop, bei dem sie in die Rolle der Kakaobäuerin schlüpfte, tief betroffen über die ungerechte Verteilung des Ertrages. Ihr wurde die Herausforderung von Fairness spontan bewusst.“ Martina Schauer, Koordinatorin der Weltladenschulworkshops, gab Einblick in die erfreuliche Zusammenarbeit mit vielen Schulen. Adi Reichartzeder brachte es so auf den Punkt: „Die gleiche Würde aller Menschen, wie sie im ersten Artikel der Menschenrechtserklärung formuliert wurde, ist die unverrückbare Basis unserer Arbeit. Wir müssen Widerstand aufbauen gegen Bewegungen und Gruppierungen, denen die Würde anderer Menschen, deren Lebensrealität oder deren Ausbeutung und Sterben vollkommen egal sind.“
Über das Netzwerk der Weltläden sprach Moderatorin Veronika Glotter mit Gerd Haslinger, Johanna Aigner und Raphael Kößl. Befragt nach den zehn WFTO (World-Fairtrade-Organisation) Standards, sagte Johanna Aigner: „Bildungsangebote für die Mitglieder der Produzenten-Kooperativen sowie die Verlässlichkeit in den Handelsbeziehungen auf Augenhöhe sehe ich als besonders wichtig an.“ Raphael Kößl sagte, er beziehe viel Hoffnung aus den Begegnungen mit all den tatkräftigen Menschen im globalen Netzwerk. Lucia Kößl las als Juryvorsitzende den Siegertext des Schreibwettbewerbs, verfasst von den Schülern Lorenz Dichlberger und Tobias Reiter. Mit passenden Songs und sogar einer Eigenkomposition sorgten Sängerin Magdalena Eichler und ihre Begleiter Christoph Hirtenlehner und David Grill für wunderschöne musikalische Momente. Martina Schauer und Hermann Wagner moderierten den Abend. Bei einem Buffet von Lea Muck – kunterbunt.vegan – klang der Festakt mit vielen Erinnerungen, Gesprächen, Komplimenten
und beim Schmieden neuer Ideen aus.




