Zwischenbilanz in einem Pressegespräch im Rathaus
Vor zehn Jahren, am 20. November 2014, wurde Werner Krammer vom damaligen Landeshauptmann Pröll als Bürgermeister der Stadt Waidhofen angelobt. In die Politik zog es den fünffachen Vater aber schon 2002, wo er den Kultur-, Sport- und Tourismusbereich der Statutarstadt verantwortete. 2009 übernahm der heute 56-Jährige als Stadtrat das Finanz-Ressort, fünf Jahre später schließlich von Wolfgang Mair das Amt des Stadtchefs. Begangen wurde das Jubiläum mit einem Tag der offenen Bürotür für Weggefährten, Partner und Bürger. Darüber hinaus lud Werner Krammer für eine Zwischenbilanz zum Pressegespräch ins Offene Rathaus.
Vor zehn Jahren haben Sie das Amt des Bürgermeisters übernommen. Kein herkömmlicher Werdegang für einen Physik- und Musikschullehrer? Wie kam’s?
Ich komme ursprünglich aus Oed und habe schon als Kind gemerkt, wenn wir zum Skifahren auf den Königsberg oder das Hochkar gefahren sind, diese Stadt ist etwas Besonderes. Eine weitere Erinnerung sind die von Anton Steingruber veranstalteten Operetten, bei denen mein Vater Klarinette gespielt hat und ich im alten Stadtsaal im Orchestergraben dabei sein durfte. Das sind prägende Eindrücke, die ich schon sehr früh von Waidhofen mitgenommen habe. Der eigentliche Auslöser war dann aber Wolfgang Sobotka, der mich seinerzeit als Musikschuldirektor als Klavierlehrer an die Musikschule geholt hat. Ich war damals schon nicht auf den Mund gefallen und irgendwann hat er zu mir gesagt: „Red ned nur deppat, tua wos!“ Das war dann mein Einstieg in die Kommunalpolitik. (lacht)
Mit welcher Mission sind Sie angetreten?
Was mir von Waidhofen immer vorgeschwebt hat, ist das Bild einer offenen, einer lebendigen Stadt, vor allem einer Stadt, die für junge Menschen attraktiv ist. Denn das ist die Garantie, die Basis für eine hohe Lebensqualität – eine Stadt, in der man wohnt, arbeitet, genießt, die Freizeit verbringt. Aber es geht um mehr als nur die Stadt, es geht um die Region, in die sie zentral eingebettet ist. Darum ist die Zusammenarbeit mit den anderen Gemeinden auch von großer Bedeutung.
Was waren die größten Herausforderungen dieses Dezenniums?
Die größte Herausforderung war ganz sicher die Zeit der Pandemie. Mit Corona war auf einmal alles zurück an den Start geworfen – angefangen bei der Zusammenarbeit, dem Aufeinander-Zugehen, dem gemeinsamen Weiterentwickeln der Stadt, das war auf einmal viel, viel schwerer. Wir haben gelernt, wie wichtig schon die ganz einfachen Bedürfnisse sind, sei es die Öffnung des Altstoffsammelzentrums oder die der Spielplätze. Insgesamt glaube ich aber, dass wir in Waidhofen die Zeit sehr, sehr gut bewältigt haben.
Eine Herausforderung war bestimmt auch das Wahlergebnis 2022, bei dem die WVP mit knapp 20 Prozent Verlust die Absolute verloren hat. Wie nahe waren Sie damals dran hinzuschmeißen?
Unmittelbar am Wahlabend, als das Ergebnis festgestanden ist, habe ich sehr intensiv darüber nachgedacht, was ich jetzt tun soll. Schließlich stand für mich schnell fest, ich werde mich in dieser schwierigen Zeit nicht verabschieden, werde mich nicht der Verantwortung entziehen. Ich habe dann gleich in der Wahlnacht begonnen, nach Partnern zu suchen, habe mit Armin Bahr und Martin Dowalil telefoniert. Es war relativ rasch klar, dass wir miteinander einen bestmöglichen Konsens finden wollen. Wir haben dazu nicht einmal einen Vertrag unterschrieben, weil uns bewusst war, wenn es einmal nicht mehr passt, dann ist auch eine Unterschrift nichts wert. Dafür braucht es Vertrauen und ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass dieses Vertrauen mittlerweile sehr groß ist. Wir drei sind überzeugt, dass wir auch die zweite Hälfte der Legislaturperiode „unfallfrei“ bewältigen werden.
Was hat Ihnen in den vergangenen zehn Jahren die größte Freude bereitet?
Es sind die Begegnungen mit den Menschen, die mir Freude machen, insbesondere wenn ich jemandem helfen kann, sei es im gesundheitlichen oder in einem anderen persönlichen Bereich. Freude macht mir auch unsere Vielfalt im pädagogischen Bereich, die es ermöglicht, die Talente der jungen Menschen bestmöglich zu fördern. Dass Mobilität eine Herausforderung ist, wissen wir alle, aber auch da haben wir mit unseren Partnern eine Kultur entwickelt, die es erlaubt, viele Maßnahmen einfach auszuprobieren, zu experimentieren und nicht davor zurückzuscheuen, wenn es nicht funktioniert, es zu ändern, neu zu denken. Ganz wesentlich in diesem Bereich ist das viel diskutierte Glasfasernetz. Das haben wir in den vergangenen Jahren nicht nur in Waidhofen, sondern im ganzen Ybbstal ausgebaut. Ich darf voller Freude sagen, mittlerweile fehlt bei denen, die Glasfaser bestellt haben, nur mehr ein einziges Haus, wo noch eine Kleinigkeit zu lösen ist, dann ist die Grundversorgung flächendeckend gegeben, was gerade in Zeiten von Homeoffice ganz wesentlich ist für den ländlichen Raum. Eine große Freude ist auch, dass die Zukunft des Naturparks, der noch vor einigen Jahren vor der Schließung stand, abgesichert ist. Durch Kooperation mit den Nachbargemeinden konnten wir ihn zu einem der Top-Vier-Naturparke in Niederösterreich entwickeln.
Welche Projekte gehören für Sie vor den Vorhang?
Da ist zum einen die Weiterentwicklung der Marke Waidhofen, die in den vergangenen Jahren mit Karl Hintermeier von der Agentur Message erfolgt. Das geht weit über ein Logo hinaus, es ist das Leitelement für strategische Entscheidungen. Wo investiert man? Wie möchte man sich positionieren? Welches Bild haben die Bürger von ihrer Stadt? Und welches Bild möchte man gerne nach außen vermitteln? Wichtig für die Zukunft wird auch die Entwicklung einer Regionsmarke sein, um das Ybbstal als Wirtschafts- und Wohnstandort zu positionieren beziehungsweise die Eisenstraße. Vor den Vorhang gehört auch mein jüngstes Herzens-Projekt, unser Impulsquartier im ehemaligen Bürgerspital. Hier ist Raum entstanden für die Fächer der bildenden Kunst und des Schauspiels der Musik- und Kunstschule und auch für eine kleine Galerie. Wir konnten da auch ein „Artist in Residence“-Programm starten, was keine Selbstverständlichkeit für eine Kleinstadt ist. Ein weiteres, ganz großes Projekt – die Aufnahme der Leader-Region ins UNESCO Weltkulturerbe – wird jetzt am 22. November honoriert. Beim abschließenden Symposium wird die Machbarkeitsstudie, an der wir ein Jahr gearbeitet haben, beauftragt. In der seriellen Einreichung sind zum Beispiel für Waidhofen die Innenstadt, die Ybbslände mit den überhängenden Häusern und auch die Messerer-Monstranz gelistet. Im Anschluss erfolgt die Begutachtung durch die UNESCO. Die Signale aus dem Ministerium sind sehr vielversprechend, wir sind auf ihrer Absichtsliste die Nummer eins in Österreich. Aber wir sollten an diesem Managementplan in jedem Fall festhalten, selbst ohne Stempel des UNESCO Weltkulturerbes.
Ihr Ausblick auf die nächsten Jahre …
Vorab einmal ein großes Danke an die Waidhofnerinnen und Waidhofner, die unseren Weg in den vergangenen zehn Jahren mitgegangen sind. An dieser Stelle möchte ich mich auch beim gesamten Waidhofner Gemeinderat und vor allem bei meinen Partnern Mario Wührer, Armin Bahr und Martin Dowalil für die gute Zusammenarbeit bedanken. Großer Dank gilt auch allen Mitarbeitern am Magistrat, allen voran Magistratsdirektor Christian Schneider. Denn man kann als Bürgermeister nur dann etwas umsetzen, wenn ein ganzes Team auch bereit ist, mitzugehen und an einem Strang zu ziehen.
Das Wichtigste auf Gemeindeebene ist jetzt die Konsolidierung unserer Finanzen. Ausbau der Kinderbetreuung, Sanierung von Schulen, Neubau von Feuerwehrhäusern, auch der Ausbau der Radwege – hier gilt es die Dringlichkeiten herauszudestillieren und die Prioritätenliste richtig zu reihen. Wichtig ist es auch, die Leerstände in der Innenstadt einer Nutzung zuzuführen. Es wird etwa das Kropf-Haus am Oberen Stadtplatz nach Vorbild eines Hohenemser Unternehmers als Bauherrenmodell mit Investoren entwickelt und wirkt sich somit nicht aufs Budget aus. Künftig muss der achtsame Umgang mit der Natur, mit der Umwelt ein Standard werden. Egal, ob man jetzt ein Haus saniert oder es größere Projekte betrifft. Nehmen wir als Beispiel den Wirtschaftspark. Dort haben wir gewisse Umwelt- und Energiestandards den Unternehmen vorgegeben – und sie haben mitgezogen. Aktuell unternehmen wir auch Anstrengungen Richtung Hoher Markt, um ihn als Wirtschafts-, Wohn- und Arbeitsquartier zu positionieren. Dafür sind wir im Gespräch mit den Verantwortlichen der Linzer Tabakfabrik, die das dort hervorragend umgesetzt haben.
Vielen Dank für das Gespräch!
STATEMENTS
Karl Hintermeier (Agentur message): „Werner Krammer ist ein Politiker, wie ich ihn mir in der Zusammenarbeit nur wünschen kann. Er hat Leidenschaft, Begeisterungsfähigkeit, hört mit Interesse den Menschen zu, bildet sich seine eigene Meinung und vertritt diese dann auch mit großer Vehemenz.“Josef Hörndler (ehemaliger Schulqualitätsmanager): „Bildung und Pädagogik sind Werner Krammer immer ein besonderes Anliegen. Die Zusammenarbeit mit ihm war stets problemlos, freundschaftlich, ideenreich und unterstützend.“
Nicole Hartung, Johannes Wagner, Christoph Hirtenlehner (Mitglieder von Waidhofner Musikkapellen): „Wir schätzen, dass Bürgermeister Werner Krammer immer ein offenes Ohr für die Musikkapellen der Stadt hat und immer Lösungen für unsere Anliegen findet.“
Wolfgang Mair (Altbürgermeister): „Ich schätze besonders die Art wie Werner Krammer es immer wieder schafft, alle anderen konstruktiven Kräfte weit über die Parteigrenzen hinaus zur gemeinsamen Arbeit für Waidhofen einzubinden.“Anton Kasser (Landtagsabgeordneter, Bürgermeister Allhartsberg): „Werner Krammer denkt immer Neues, blickt über den Tellerrand und versucht stets, Impulse zu geben.“
Johannes Scheiblauer (Hotelelier): „Werner Krammer ist in der Zusammenarbeit ein sehr verlässlicher Partner. Mögesie sich in den nächsten Jahren genauso weiterentwickeln.“
Matthias Repper (Glasfaser): „Es beeindruckt mich, wie sehr Werner Krammer die regionale Zusammenarbeit am Herzen liegt und wie sich dadurch ein Zusammenhalt zwischen den Gemeinden gebildet hat, den ich so noch nirgendwo gesehen habe.“
Armin Bahr (Vizebürgermeister SPÖ): „Wir haben in der Vergangenheit bereits viele Herausforderungen gemeinsam gelöst und ich bin zuversichtlich, dass uns das auch in den nächsten Jahren gelingen wird.“
Martin Dowalil (Triumvirats-Mitglied, Stadtrat FUFU): „Mittlerweile können wir wirklich auf Augenhöhe diskutieren. Diese Zusammenarbeit, das kann man jetzt sagen, funktioniert auch in schwierigen Zeiten sehr gut.“