Veröffentlicht am 31. Januar 2025

Auch blaue Bäume wachsen nicht in den Himmel

Kommentar von Herausgeber Leo Lugmayr

Erleichtertes Aufatmen war am Sonntagabend bei den Bezirksverantwortlichen von ÖVP und SPÖ hörbar. Als Gemeinderatswahlsieger sind – wie allseits erwartet – die Freiheitlichen vom Platz gegangen. Allein in der Bezirkshauptstadt Amstetten hat der Opponitzer und Neo-Amstettner Alexander Schnabel das FPÖ-Kontingent von zwei auf sechs Mandate verdreifacht.

Eine Tendenz war bei dieser Wahl nur schwer auszumachen. Einerseits haben engagierte Ortschefs und Ortschefinnen sowohl bei der SPÖ als auch auf ÖVP-Seite ihre Hochburgen halten können, andererseits haben oft Ortskaiser trotz Engagements deutlich in Richtung FPÖ verloren. Kerstin Suchan-Mayr (SPÖ) legte etwa in St. Valentin auf ihre Absolute noch zwei Mandate drauf. Manuela Zebenholzer (SPÖ) hat ihre absolute Mehrheit in Hollenstein klar verteidigen können, und das trotz Neuaufstellung der politischen Konkurrenz. Der Opponitzer Bürgermeister Johann Lueger bleibt mit zehn von 15 Sitzen unangefochten fest im Sattel. In diesen Fällen wurde Engagement belohnt.

Stimmenkaiser ist unbestritten Bürgermeister Josef Pöchhacker (ÖVP) in St. Georgen/Reith. Mit einem Zuwachs von fast 18 Prozent (!) von 54 auf 72 Prozent steht er landesweit einzigartig da. Die Leistung, eine lange Zeit von der SPÖ regierte Gemeinde derart umzudrehen, ist wohl seinem Geschick, die Bevölkerung einzubinden, zuzuschreiben. Hut ab!

Einen „Pyrrhussieg“ hingegen errang Amstettens Bürgermeister Christian Haberhauer (ÖVP). Auch wenn SPÖ, FPÖ und Neos gegen ihn anrannten, konnte er mit einem Plus von 0,35 Prozentpunkten auf 43,33 Prozent zulegen. Trotz prozentuellen Stimmenzugewinns verliert die ÖVP aber ein Mandat. Was für ihn umso schmerzlicher ist, weil sein Regierungspartner Dominic Hörlezeder (Grüne) auch einen Sitz einbüßt, wodurch die fünf Jahre lang gelebte Regierungspartnerschaft über keine Mehrheit mehr verfügt. Eine Dreier-Koalition ÖVP, Grüne, Neos oder Zweierkonstellationen mit SPÖ oder FPÖ stehen zur Disposition.

Wie kann das sein, dass man trotz Ausbaus des Stimmenanteils ein Mandat verliert? Das sogenannte „D’Hondt-Verfahren“, nach dem Stimmen Mandaten zugeordnet werden, gibt die Antwort: In Amstetten sind heuer nur fünf Listen angetreten, 2020 waren es noch neun. Dadurch wurden – einfach ausgedrückt – die Mandate für alle Parteien prozentuell teurer.

Erfahrene Bürgermeister konnten ihre Mehrheiten verteidigen: In Sonntagberg hielt Thomas Raidl die ÖVP-Mehrheit, zwei Mandate wanderten dort von der SPÖ zur FPÖ. Wie es auch geht, zeigte Strengbergs Bürgermeister Johann Bruckner: Es trat erstmals die FPÖ in Strengberg an, aber ihre zwei Mandate holten sie von der SPÖ. Bruckner hielt seine 15 Mandate und damit die Zweidrittelmehrheit. Sein Rezept: Gemeinsam anpacken und alle einbinden. Starkem Gegenwind aus den Reihen der FPÖ konnte auch Gerhard Lueger in Ybbsitz standhalten, indem er mit 15 von insgesamt 23 Mandaten bei geringen Einbußen die Absolute verteidigte.

In Allhartsberg und Kematen konnten Anton Kasser (16 von 21) und Juliana Günther (12 von 21) ihre Mehrheiten bei leichten Verlusten halten. In Biberbach trat die SPÖ nicht mehr an. Ihre drei Sitze gingen an die FPÖ. Zusammenfassend: Oft, aber längst nicht überall, wurde gute Arbeit belohnt, und vielfach gibt es vor allem für die FPÖ Vorschusslorbeeren, wobei aber trotz Bundes­trend die blauen Bäume nicht in den Himmel wachsen.

Veröffentlicht am 31. Januar 2025

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