Auch wenn es in der Gemeindestube nicht ganz so betriebsam zugeht wie zu den üblichen Zeiten, so ist an Sommerpause bei Bürgermeisterin Juliana Günther aus Kematen nicht zu denken. Zu viele „Baustellen“ wollen bedient werden – sei es die Fertigstellung des Kindergartens oder die Vorbereitung zur Entschärfung der Gefahrenstelle bei der südlichen Ausfahrt vom Wirtschaftspark sowie im Bereich der Firma Stöckl. Wir haben Juliana Günther am Gemeindeamt besucht und mit ihr über Aktuelles gesprochen. Das Gespräch führte Karin Novak.
Welche Themen beschäftigen aktuell die Marktgemeinde Kematen?
Das dringlichste Thema ist zurzeit die Fertigstellung des Kindergartenzubaus. Der soll im September für zwei Gruppen beziehbar sein. Dann übersiedelt auch die Kleinkindergruppe, also die Ein- bis Zweijährigen, wieder von der Schule in den Kindergarten. Auch eine Parkplatzerweiterung war notwendig, um die Kleinen sicher in den Kindergarten bringen zu können. Eines meiner Herzensprojekte ist aktuell am Fertigwerden: unser Rosengartl am Friedhof. Die Bestattung im Rosengarten ist als Alternative zu den Friedbäumen gedacht. Die Urne des lieben Angehörigen kann ab sofort am Kematner Friedhof zwischen den Rosensträuchen beigesetzt werden, ein Namensschild auf einem großen Granitstein erinnert an den Verstorbenen und eine kleine Parkbank lädt zum Verweilen ein. Mit dem Rosengartl übernehmen wir die Grabpflege, die Angehörigen müssen sich um nichts kümmern. Dafür bezahlt man 1.200 Euro auf zehn Jahre. Eine kostengünstige Option zur Erd- oder Urnenbestattung.
Die Ferienwoche ist gut über die Bühne gegangen?
Ja, wir hatten 120 Anmeldungen und viele Highlights in der Sportwoche – von Reiten bis Volleyball war für jeden etwas dabei. Ein großer Dank gilt dabei allen freiwilligen Helferinnen und Helfern sowie Vereinen für die tatkräftige Unterstützung, ohne die eine solche Veranstaltung nicht durchführbar wäre. Auch die Ferienbetreuung funktioniert sehr gut. Erst vor Kurzem haben die Kinder der Ferienbetreuung die zur Bücherzelle umfunktionierte Telefonzelle bemalt und verschönert. Jeder ist eingeladen, sich Bücher mitzunehmen und/oder hinzubringen.
Gibt es schon eine Entscheidung der Firma IFE über den Verbleib oder die Absiedelung nach Amstetten?
Vertraglich ist noch nichts fixiert, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass uns die Firma IFE am Standort erhalten bleibt. Ich bin mit der Geschäftsführung in regem Austausch.
Wirtschaftspark: Gibt es weitere Interessenten?
Ja, eine Lackierfirma wird sich noch ansiedeln. Damit ist mittlerweile auch das letzte Fleckchen im Bereich der Heide 28. Straße, dem sogenannten kleinen Wirtschaftspark, vergeben. Bei der Ausfahrt aus der Fa. Metran in die B 121 erfolgt ab Herbst ein Straßenausbau mit beidseitigen Linksabbiegern, zudem wird die Einfahrt in die B 121 von Abetzdorf kommend im Bereich der Firma Stöckl nach Süden verlegt und ebenfalls mit Linksabbiegern ausgestattet, sodass gemeinsam mit der Einfahrt in den kleinen Wirtschaftspark ein größerer übersichtlicherer Kreuzungsbereich entsteht. Dies trägt wesentlich zur Entschärfung der dortigen Verkehrssituation bei, da es in der Vergangenheit bereits leider zu zahlreichen Auffahrunfällen kam.
Thema Radweg: Wie ist der Stand der Dinge?
Es kursieren aktuell viele – teils falsche – Gerüchte. Ich stelle klar: Der Schneerosenweg bleibt in seiner Form erhalten und es wird keine gänzliche Asphaltierung durch den Wald geben. Zur Diskussion der Asphaltierung stehen lediglich einzelne kurze Steilstufen. Durch die Heide verlaufen zwischen Fußballplatz und Wohnsiedlung in der 14. Straße vier Wege. Einer davon – der breitere – wird als Radweg gekennzeichnet. Gerade für Familien mit Kindern ist dieser aus Sicherheitsgründen enorm wichtig. Das haben mittlerweile sogar manche Kritiker eingesehen. Weil es mit Hundebesitzern auch immer wieder Probleme gibt, denken manche sogar schon laut über einen Hundeweg nach. Eine Hundefreilaufzone gibt es ja bereits gegenüber der Freizeitanlage. Aber zurück zu den Asphaltierungsgerüchten: Ein etwa 50 m langes, sehr steiles, ausgewaschenes Wegstück hinter der Heidesiedlung bei der Firma Wagner wird aufgrund der immer wiederkehrenden Auswaschungen durch Starkregenereignisse an dieser Stelle asphaltiert. Der Weg hat mittlerweile so tiefe Rinnen, dass er selbst für Fußgänger gefährlich ist. Damit beginnen wir Ende August, Anfang September. Dieses kleine Stück ist dann währenddessen gesperrt.
Wann wird mit der Radbrücke begonnen?
Die Vorbereitungen und Gutachten für die Brücke sind am Laufen, auch die Grundverhandlungen mit Allhartsberg sind auf einem guten Weg. Ich schätze, mit der Brücke kann nächstes, spätestens übernächstes Jahr begonnen werden. Auf der freien Fläche hinter dem Betreuten Wohnen ist ein Ruheplatz vorgesehen. Wir warten mit dessen Gestaltung auf die Fertigstellung der Brücke, um ihn darauf abstimmen und passend anlegen zu können. Auch ein öffentliches WC ist dort vorgesehen.
Erst kürzlich waren Sie beim jährlichen Bürgermeisterinnentreffen. Welche Eigenschaften prädestinieren Ihrer Meinung nach Frauen zur Ortschefin?
Vor 60 Jahren wäre eine Frau an der Gemeindespitze noch undenkbar gewesen, heutzutage gibt es österreichweit 230 Bürgermeisterinnen. Eine Frau kann sehr viel gleichzeitig bewältigen, was für dieses Amt von Vorteil ist. Eine der besonderen Fähigkeiten ist meiner Meinung nach die weibliche Fürsorge, die sich vor allem im Sozialbereich widerspiegelt, etwa in der Förderung von Familien. Ich sage immer, jeder in Familien investierte Euro ist gut angelegt, sei es für die Kinderbetreuung, die Sportwoche und vieles mehr. Es ist eine Investition in die Zukunft.
Die Wasserkosten sind aber nicht ganz so familienfreundlich. Warum kostet ein Kubikmeter Wasser in Kematen fast das Doppelte, nämlich 3,40 Euro, im Gegensatz zur Nachbargemeinde Sonntagberg mit 1,90 Euro?
Sonntagberg hat sehr viele eigene Brunnen. Kematen muss das Wasser zur Gänze von Waidhofen zukaufen. Wasser ist lebenswichtig, darum haben wir zwei Millionen Euro in den Hochbehälter am Kreuzstöckelberg investiert. Damit erhöht sich unsere Reserve im Bedarfsfall von einem halben Tag auf zwei Tage. Darüber hinaus ist es wichtig, kostendeckend zu wirtschaften, um weiterhin die Subventionen vom Land zu erhalten. Ich wollte mit offenen Karten spielen und mit der Erhöhung nicht bis nach den Wahlen warten, da es ein Budgetminus auszugleichen gilt und eine Erhöhung sowieso notwendig wäre. Darum haben wir schon heuer erhöht.
Apropos Wahlen: 2025 ist Gemeinderatswahljahr. Werden Sie wieder kandidieren?
Ja, ich werde 2025 noch einmal zur Verfügung stehen. Ich habe zwar überlegt, ob ich noch einmal antreten soll, weil man schon gute Nerven braucht. Die habe ich aber zum Glück und auch die langjährige Erfahrung in diesem Amt. Der wichtigste Punkt aber: Ich mag die Menschen, ich setze mich gerne für sie ein. Und es ist schön zu sehen, was in den vergangenen Jahren schon bewegt wurde, was sich gewandelt hat. Besondere Freude habe ich an den Schönheiten, die Kematen abseits der Durchzugsstraße zu bieten hat, sei es das Naturbad oder der Kreuzstöcklberg. Dort oben wird gerade eine neue Hütte gebaut, weil ein Windwurf die alte zerstört hat. Es wird wieder ein wunderschöner Kraftplatz, wo man rasten und sich erholen kann. Die Einweihung soll am 20. September stattfinden.
Waren Sie schon im Urlaub?
Ich bin kein sonderlicher Urlaubsmensch. Für mich war schon das Bürgermeisterinnentreffen ein schöner Ausgleich. Der heurige Sommer ist ohnehin etwas herausfordernder. Da unser Amtsleiter im Juli seinen Papamonat wahrnahm und sich im Sommer dennoch allerhand in der Gemeinde tut, wo es einfach eine Führungskraft braucht, war ich zusätzlich gefordert. Zum anderen hatten wir Anfang des Jahres bei mir zu Hause einen Großbrand. Da sind wir auch gerade am Aufbauen. An Urlaub im klassischen Sinn ist heuer also nicht wirklich zu denken. Gemeinsam mit meinem Team stehe ich aber auch solche Zeiten durch und genieße es, einfach einen Tag an der Ybbs im Naturbad zu verbringen.
Wir danken für das Gespräch!