Kommentar von Herausgeber Leo Lugmayr
Was für ein Wochenende! Natürlich weiß ich, dass so beiläufig gerne behauptet wird, dass der Hunger nach Kultur und Musik nach dem Sommer allseits am größten wäre. Nur das mit der sommerlichen Kulturwüste stimmt im Ybbstal nicht, wenn man an Schlosshofspiele, zehn Konviktgartenkonzerte, das Ybbsitzer Blechklang-Musikfest des Musikvereins, das Konzert von „Strings“ und „Palm Beach Drive“ sowie den Auftritt der Windhager Jagdhornbläser im Schlosshof und viele andere kulturelle Ereignisse denkt.
Aber das vergangene Wochenende hatte es wirklich in sich: Tage der offenen Ateliers von Kematen bis Weyer – sechs Einladungen allein in Waidhofen, die ich sehr genossen habe, weil man da einmal abseits von Ausstellungen mit Künstlerinnen und Künstlern ins Gespräch kommt. Am Samstag ein klassisches Konzert des Quartetts „Les Amis“ mit Philharmoniker Günter Seifert, Michael Durner von der Bayrischen Staatsoper, Johannes Sulzer und Martin Hinterndorfer mit Musik von Dvořák und Haydn in der Pfarrkirche Böhlerwerk. Gleichzeitig der Chor Ybbsitz in Steinmühl – ein Erlebnis! Und wieder gleichzeitig das unglaubliche Ensemble „hornWYbbs“ mit einem exklusiven Programm im Plenkersaal, die Uraufführung eines Werks des Waidhofner Komponisten Peter Putzer inklusive. Historisch interessant: Die Eröffnung der „Via Rosina“, ein Pilgerweg in Baichberg bei Gleiß und das in diesem Rahmen durchgeführte Symposion im Rathaus Waidhofen mit Presbyter Hubert Köttritsch, Bischof Michael Bünker und Superintendent Michael Simmer, brillant moderiert von „Presse“-Redakteur Michael Köttritsch.
Ähnlich spannend der Sonntag! Beginnend mit der Matinee von „Les Amis“ im Egererschloss in Weyer. Gleichzeitig die Ehrenamtsmesse im Schloss Rothschild und Bertl Sonnleitners historischer Vortrag „Herrenhäuser in der Eisenwurzen. Kulturelles Erbe einer Region“. Zum Thema Eisenwurzen hat erst Tage davor Reinhard Fahrngruber unter dem Titel „Die Luppenhämmer und die Zerrennhämmer im Innerberger Distrikt“ referiert. In Seitenstetten: ein Klavierkonzert mit Andreas Stockinger. Am Donnerstag wäre da noch das Filmzuckerl in der Filmbühne und die Lesung mit Helmut Scharner in Kematen gewesen. Wem es noch nicht genug war, der fuhr am Sonntagabend nach Wien, um den Waidhofner Weltstar Günther Groissböck mit Igor Levit im Musikverein zu erleben, wo dieser nicht nur gesungen, sondern mit Igor Levit in der Zugabe vierhändig am Bösendorfer Flügel gespielt hat, nein, nicht am goldenen. Ich habe zumindest zehn Waidhofnerinnen und Waidhofner dort gezählt. So bunt ist der Herbst kulturell in der Region! Dabei hätte man das Ybbstal an jedem dieser Tage eigentlich für eine Wanderung nutzen sollen, zu der man mit Bischof Bünker auch am Sonntag im Rahmen einer geführten Begehung des Weges „Via Rosina“ aufbrechen hätte können. Zu viel des Guten? Keineswegs! So tickt die Region, und das tut sie, weil es bei all diesen Veranstaltungen so viel ehrenamtliche Hilfe gibt. Gut, dass meine Frau so kulturbegeistert ist und wir gemeinsam am Sonntagvormittag zum Konzert nach Weyer und am Abend in den Musikverein nach Wien gefahren sind, sonst hätte ich sie an diesem Wochenende wohl kaum gesehen oder ich hätte einige Kulturschmankerl weglassen müssen, was beides sehr schade gewesen wäre.

