Veröffentlicht am 21. März 2025

Das „Prinzip Trotzdem“

Kommentar von Herausgeber Leo Lugmayr

Schön langsam kommt Licht in die Vorhaben der Bundesregierung. Als regionale Wochenzeitung haben wir uns angeschaut, ob wir im Regierungsprogramm auch vorkommen. Und tatsächlich wird auf Seite 129 des 211 Seiten starken Programms unter der Überschrift „Stärkung des Medienstandorts Österreich und Erhalt der Medienvielfalt“ auch das Thema „Regionale Printmedien“ abgehandelt. Es heißt dort: „Ziel der Medienförderung ist die Schaffung eines resilienten (Anm.: widerstandsfähigen) Medienstandorts. Der Qualitätsjournalismus wird unabhängig von der Erscheinungsform weiter gefördert und unabhängige Medien werden unterstützt.“ Und jetzt kommt es: „Die flächendeckende Zeitungszustellung in den Regionen soll sichergestellt sein; dafür wird ein Fördermodell zur Stärkung analoger Vertriebswege entwickelt.“ Ja! Genau darauf haben wir gewartet! Und da werden wir die Regierung auch beim Wort nehmen! Denn die unverlässliche Zeitungszustellung tut uns ehrlich weh! Unsere Mitarbeiterinnen im Büro müssen täglich am Telefon Anrufe beantworten, warum der „Ybbstaler“ schon wieder erst am Freitag oder gar am Montag mit der Post gekommen ist. Liebe Bundesregierung: Wir bemühen uns wirklich nach Kräften unabhängig, neutral, fair, detailliert und sachlich zu berichten, weil wir das unseren Leserinnen und Lesern schuldig sind! Sorgt ihr, liebe Regierungsmitglieder, dafür, dass die analogen Vertriebswege gestärkt werden! Handkuss!

Wir sind auch aus diesem Grund dem Österreichischen Zeitschriften und Fachmedienverband ÖZV/VZÖ als Mitglied beigetreten, weil wir gemeinsam mit den großen Printmedien einen Hebel bei der verlässlichen Zeitungzustellung ansetzen wollen. Auf Seite 21 steht im Regierungsprogramm unter dem Kapitel „Bildung & Integration“, dass der Medienstandort Österreich künftig gestärkt werden soll. Denn – so steht es auf Seite 117 des Programms: „Freie Medien, die unabhängig, objektiv und sachlich berichten, sind für unsere Demokratie unverzichtbar.“

Und jetzt löse ich mein Versprechen von der Vorwoche ein. Der Schweizer Publizist und Manager Roger de Weck, der Generaldirektor der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft war, geht in seinem neuen Buch „Das Prinzip Trotzdem – Warum wir den Journalismus vor den Medien retten müssen“ streng mit der Medienflut und mit Online-Masseninformation ins Gericht. So führt er Beispiele aus Skandinavien und Kanada an, wo Regierungen regionale Medien besonders fördern: „Einen sinnvollen Anreiz setzen der dänische und der kanadische Staat, die beide (direkt oder über Steuergutschriften) einen Prozentsatz der Redaktionskosten tragen. Zeitungen, die die Redaktion abbauen, erhalten weniger Fördergeld.“ (Seite 172 f.) In einem Radiogespräch im Kultursender Ö1 führte Roger de Weck an einem Sonntagvormittag im Februar aus, wie sehr das Bestehen lokaler Printmedien Regionen definiere und in diesen den Zusammenhalt fördere. So hat in Norwegen fast jede Kleinregion ein Wochenblatt, was Norwegen zum Land mit der größten Zeitungsdichte auf der Welt macht. Bei fünf Millionen Einwohnern leistet man sich über 120 Zeitungen, 90 davon sind Lokal­blätter mit im Schnitt weniger als 2.000 Stück pro Ausgabe. Während die Auflagen der Lokalblätter in Norwegen steigen, nimmt die Leserdichte der großen Medien im Wettbewerb mit digitalen Plattformen ab. Daher sollte man den Lokaljournalismus, sagt Roger de Weck, nach dem „Prinzip Trotzdem“ stärken. Wir vom „Ybbstaler“ leben genau dieses „Prinzip Trotzdem“.

Veröffentlicht am 21. März 2025

Artikel teilen
Seite
teilen
Seite
teilen
Seite
teilen
Seite
teilen
Seite
teilen
Seite
teilen
Seite
teilen

Mehr zu diesen Themen:

Nach oben scrollen