Veröffentlicht am 13. März 2025

Die „Paul Autobus Bruchband“ stellt leibhaftig unter Beweis: Alter ist eine Geisteshaltung!

Am 22. März startet die legendäre „Paul Autobus Bruchband“ ihr vorläufig letztes großes Projekt, wenn um 19.30 Uhr ihr erster Vinyl-Träger „Paul Autobus Bruchband live“ im Plenkersaal präsentiert wird. Zu hören sind auf der LP Live-Aufnahmen vom Wiener „Reigen“ sowie Mitschnitte vom Jubiläums-Konzert 2023 im Schlosshof Waidhofen anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens. So unverständlich es der Band erscheint, dass ihre Musiker nicht jünger werden, so geht es bestimmt auch ihrer großen Fan-Gemeinde, die sich fragt: Wo sind die 52 Jahre geblieben? Jung geblieben ist in jedem Fall ihre Musik, die im Blues ihren Ursprung fand, sich im Lauf der Jahr(zehnt)e um jazzige Elemente weiterentwickelte und auch vor Rock und Pop nicht zurückschreckte. Gemeinsam mit Gründungsmitglied Peter „Gianni“ Fuchs und Ehefrau und Posaunistin Inge Bukovsek durfte Redakteurin Karin Novak in Erinnerungen schwelgen

Peter „Gianni“ Fuchs und Inge Bukovsek © NoKa

1973 ist ein denkwürdiges Jahr: Der Vietnamkrieg ist zu Ende, die Watergate Affäre kostet US-Präsident Nixon das Amt, Pablo Picasso stirbt, Schlaghosen sind das Must-Have, Pink Floyd und Vicky Leandros sind in den Charts, die einen mit „The Dark Side of the Moon“, die andere mit „Ich hab die Liebe gesehen“ und die Paul Autobus Bruchband wird gegründet. Wer waren die Gründungsmitglieder dieser legendären Band und mit welcher Nummer habt ihr eure Bandkarriere gestartet?
Peter: Die Urformation bestand aus meinem Zwillingsbruder Paul, aus mir, Wolfgang Maderthaner, Heinrich Schnittler und Walter und Erwin Sieghartsleitner. Unser erster Proberaum war im Keller des ehmaligen Café Stradner in der Ybbsitzer Straße und Debüt hatten wir in Ybbsitz. Wenn ich mich richtig erinnere mit „The Price You Got to Pay to Be Free“.

Paul und du, ihr seid in Wartberg im Mürztal aufgewachsen: Wie kommt man aus der Steiermark in so jungen Jahren nach Waidhofen? Abgesehen davon, dass ihr eine humorvolle Mutter hattet: Peter und Paul zeugt von Originalität bei der Namensgebung.
Peter: Unsere Mutter hat erst bei der Geburt erfahren, dass sie Zwillinge kriegt. Viel Zeit ist ihr zur Namensgebung also nicht geblieben. Max und Moritz standen noch im Raum (lacht). Paul und ich sind 1968, mit 15 Jahren, nach Waidhofen gekommen, um hier Buchdrucker und Schriftsetzer zu lernen. Unsere Mutter ist die Cousine von Elfi Stummer, daher war klar, dass wir hier in die Lehre gehen. Wir sind damals nicht groß gefragt worden. Gewohnt haben wir zu der Zeit im Kolpingheim, dort hab ich auch mit dem Gitarre-Spielen begonnen, autodidaktisch, weil damals in der Musikschule kein Lehrer für mich verfügbar war. Im Kolpingheim haben wir uns alle irgendwie zusammengefunden, voneinander gelernt …

Wer waren damals eure musikalischen Idole? Und wie die musikalische Entwicklung?
Peter: Zu Beginn haben wir sehr viel Blues gespielt von unserer Lieblingsband Butterfield Blues Band bis Santana. Anfang der 80er-Jahre, als wir einen Bläsersatz in die Band mitaufgenommen haben, wurde es jazziger. Da kamen dann Robert Hilbinger mit der Trompete dazu und Inge mit der Posaune. Peter Engelbrechtsmüller hat Heinrich Schnittler am Schlagzeug abgelöst und statt Robert Hilbinger stieg Florian Fuchsluger 2006 ein und vier Jahre später Brigitte Fuchsluger am Baritonsaxophon. Damit war der Bläsersatz perfekt und mit dem Einstieg von Karin Rechberger im Jahr 2013 als Sängerin konnten wir unser Repertoire erweitern.
Inge: Ich bin gebürtige Kogelsbacherin und habe meine Musikkarriere bei der heimatlichen Blasmusikkapelle als Flügelhornistin gestartet. Später bin ich in Waid­hofen im Krebsenkeller beim Cermak, wo die Bruchband praktisch den erweiterten Probenraum hatte (lacht), auf die Partie gestoßen. Weil sie für ihren Bläsersatz noch eine Posaune gesucht haben, hab ich in der Musikschule angefangen, Posaune zu lernen.

Wie ist die Band zu ihrem ungewöhnlichen Namen gekommen?
Peter: Mein Bruder fuhr seinerzeit einen VW-Bus, Jahrgang 1956. Der ehemalige Geschäftsführer vom Stummer hatte einen kleinen Sohn, den Paul einmal im Bus mitgenommen hat. Der kleine Bub nannte ihn ab da Paul Autobus. Als wir bei einer Ausfahrt in Triest mit dem Bus liegengeblieben sind, wurde daraus der Autobusbruch. In Anlehnung an unsere Lieblingsband und weil es ohnehin damals viele gab, die sich Bluesband nannten, kamen wir eben auf Paul Autobus Bruchband.

Was waren eure legendärsten Auftritte?
Peter: Für mich war einer der legendärsten Auftritte der in Kleinreifling. Die Wirtin hat uns für einen ihrer beiden Säle gebucht, anstelle der Strings, die damals verhindert waren. Im anderen Saal haben Oberkrainer aufgespielt. Das Problem damals, die Kleinreiflinger standen seinerzeit offenbar nur auf Oberkrainer, bei uns im Saal war kein einziger Gast. Irgendwann ist die Wirtin reingekommen und hat gemeint, wir können zusammenpacken, (lacht). Zwei unvergessliche Auftritte und für uns zugleich die größten in Waidhofen waren die als Vorband von Roger Hodgson 2008 und von Manfred Mann’s Earthband. Bei der großen Friedensdemo in Wien gegen die Station­ierung von Atomraketen in Europa spielten wir 1982 am Franz-Josefs-Bahnhof vor etwa 20.000 Leuten (lacht) So viele Leute hatten wir nie wieder.
Inge: Die Grasberg-Open-Air-Festln waren für mich immer legendär! Da spielte ich zum ersten Mal mit der Bruchband. Denkwürdig waren für mich auch die Url-River-Festivals. In besonderer Erinnerung ist mir jenes, bei dem „Schurli und die Motorbienen“ und die Jazz-Gitti aufgetreten sind. Das Wetter war eine Katastrophe, alles ist im Schlamm versunken und ich bin in violetten Gummistiefeln aufgetreten.

Mit welchen Musikern würdet ihr beide gerne jammen?
Peter: Ich würde gern bei einer Bigband mitspielen.
Inge: Bigband würde mir auch gefallen, da müsste ich allerdings üben.

Wie kommt man in Zeiten von Spotify, YouTube und Co auf die Idee, eine Langspielplatte aufzunehmen?
Peter: Unser Kapellmeister, der Walter, hatte die Idee dazu. CDs, hat er gesagt, wären Auslaufmodelle, machen wir lieber eine LP, Vinyl erlebt ja gerade eine Renaissance. Beim Jubiläumskonzert vor zwei Jahren haben wir Jonny Leonhartsberger gebeten, den Auftritt in einzelnen Spuren mitzuschneiden, damit man sie bearbeiten kann. Und die anderen Aufnahmen sind Mitschnitte aus dem „Reigen“ in Wien. Da aber nicht alle einen Plattenspieler haben, findet sich im Inneren der LP ein QR-Code. Mit dem kann man alle Nummern der LP und viele andere Aufnahmen von uns – Coverversionen und Eigenkompositionen – downloaden.

Hat man nach so vielen Jahren auf der Bühne noch Lampenfieber?
Peter: Auf jeden Fall! Man hat vor jedem Auftritt Respekt. So eine Routine haben wir schließlich auch nicht mehr, die Auftritte pro Jahr sind ja mittlerweile sehr überschaubar. Wenn man dann aber auf der Bühne steht, legt sich das zum Glück. Das Schöne bei uns ist, dass unser Publikum mit uns mitgewachsen ist.

Zwei Musiker beenden mit dem Auftritt im Plenkersaal ihre Bandmitgliedschaft …
Inge: Ja, es ist kein Geheimnis. Erwin (Anm. d. Red.: Sieghartslehner) hat aufgehört. Und auch Sängerin Karin Rechberger hat gesagt, zehn Jahre seien genug.

Eure Bandbeziehungen gehen weit über die Musik hinaus. Ihr verbringt ja sogar Urlaube miteinander?
Inge: Wir sind bestimmt 20 Jahre gemeinsam eine Woche in den Urlaub gefahren – mit Sack und Pack, Instrumenten, Anlagen, Kindern, Freunden. Wir waren unter anderem in der Toskana, in
Rovinj, aber auch im Salzkammergut, im Burgenland oder in Kärnten. In diesen Probenwochen lernten wir meistens neue Nummern ein. Jedenfalls waren die gemeinsamen Zeiten immer sehr, sehr lustig.

Hättet ihr euch 1973 vorstellen können, dass ihr 52 Jahre später immer noch auf der Bühne steht?
Peter: Doch. Es standen damals große Visionen im Raum (lacht). Die Vinyl-Präsentation ist aber mit ziemlicher Sicherheit das letzte große Projekt. Was nicht heißen soll, dass wir komplett aufhören.

Vielen Dank für das Gespräch!

Aktuelle Besetzung

  • Paul „Autobus“ Fuchs
  • Peter „Gianni“ Fuchs
  • Inge Bukovsek
  • Walter „Sax“
    Sieghartslehner
  • Erwin „Hauptmann“
    Sieghartslehner
  • Peter „Engerl“
    Engelbrechtsmüller
  • Brigitte Fuchsluger
  • Florian Fuchsluger
  • Karin Rechberger

Wordrap

  • Mein Wunschberuf als Kind: Elektriker/Keramikerin (mach ich deshalb heute hobbymäßig)
  • Die berühmten Drei für die einsame Insel: Inge, eine Gitarre, ein Kochpfandl/Gianni, eine Big Band, Süßigkeiten
  • Mein Sehnsuchtsort: mein eigener Garten/überall, wo es warm ist
  • Wen ich gerne einmal treffen würde/getroffen hätte: Gitarrist von Pentameter/Tina Turner
  • Team Hund oder Katze: Katze/Katze
  • Serientipp für ein verregnetes Wochenende: Da bin ich im Keller bei meinen Gitarren./Bei Regen findet man mich in meinem Atelier.
  • Mein letzter Konzertbesuch: Alpin Aspects mit Wolfgang Puschnig in Amstetten
  • Was ich schon immer einmal tun wollte, mich aber nicht getraut habe: der Inge widersprechen (lacht)/den Gianni ohrfeigen (lacht nicht)
  • Mein letztes Gericht: Ochsenbackerl/Kardinalschnitte
Veröffentlicht am 13. März 2025

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