Kommentar von Herausgeber Leo Lugmayr
Als Kinder haben viele von uns wahrscheinlich zu Weihnachten auch das eine oder andere Mal Bilderbücher bekommen. Wem das Wort „Bilderbuch“ zu altmodisch klingt, der kann auch „Graphic Novel“ („Grafische Novelle“ oder besser „durch Zeichnungen unterstützte Erzählung“) dazu sagen. Das ist zugegebenermaßen nicht wirklich das Gleiche, gesteht man aber einem Vergleich zu, dass er auch „hinken“ darf, dann trifft er das Gemeinte dann doch einigermaßen. Nein, es kommt jetzt nicht etwas Romantisches von der guten alten Zeit, auch nichts Pädagogisches oder Belehrendes – dagegen müssen wir ja immer auf der Hut sein – nein, sondern die Idee eines mehrdimensionalen Bilderbuchs.
Denn wenn man durch die Stadt Waidhofen oder auch durch die Ortsteile, besonders aber durch die Ybbstalgemeinden von Hollenstein bis Allhartsberg, von Ertl bis St. Georgen/Reith geht, dann trifft man dort und da bei besonderen Gebäuden auf entsprechende meist auf Riess-Emailletafeln geschriebene Erläuterungen, die einem die Geschichte oder die Besonderheit des jeweiligen Hauses näherbringen. Das schätze ich dann immer ganz besonders. Denn es fügt zur optischen Begeisterung über das Amonhaus in Lunz oder das FeRRUM in Ybbsitz oder den Gerharthof am Oberen Stadtplatz in Waidhofen eine oft in ihren Details interessante Story hinzu.
Auch wenn man an der Wand eines Hauses erfährt, dass in dem Gebäude einst ein berühmter Künstler, Komponist, Schriftsteller oder Politiker gelebt hat, dann wird ein Haus, an dem man vielleicht achtlos vorübergegangen wäre, durch eine besondere Hintergrundgeschichte aufgeladen.
Andererseits überfällt mich oft die Begeisterung, wenn ich die Bilder ansehe, die Horst Marka von St. Leonhard, Fritz Bachner vom Sonntagberg, die Fotogruppe rund um Erich Märzendorfer von der Region und Hans Gill und viele andere von Landschaften des Ybbstals machen. Das nenne ich fotografisches Können und profundes Handwerk gepaart mit künstlerischer Ambition. All dem zusammen könnte man eigentlich einmal eine Ausstellung „Die Region im Fokus unserer Fotografinnen und Fotografen“ widmen. Sie alle sind Fotografen im wahrsten Sinn des Wortes, ein Begriff, der sich aus dem Altgriechischen herleitet und so viel wie „Maler mit Licht“ bedeutet.
Doch jetzt wieder zurück zum Anfang: All diese schönen – fotografierten und auch noch nicht fotografierten – Ansichten unserer Stadt und der Region werden doppelt interessant, wenn sie beschrieben werden. Mit der hinzugefügten Beschreibung wird das Erlebnis zu einer Art Bilderbuch im öffentlichen Raum. Leider sind in den vergangenen Jahren in Waidhofen etliche der einst vom Musealverein für die Eisenstraße-Ausstellung und die Landesausstellung „Feuer und Erde“ inhaltlich entwickelten und unaufdringlich angebrachten Emailleschilder etwa im Bereich Schlossweg/Oberer Stadtplatz wieder verschwunden. In sinnvollem Ausmaß mehr Schilder und dazu eine Fotoausstellung und eine entsprechende Publikation „Das Ybbstal in neuen Betrachtungen“ wären wohl eine willkommene Geschenkidee.