Hildegard Kugler gab am Samstag ein umjubeltes Klavierkonzert im Kristallsaal des Schlosses Rothschild

Der Kristallsaal des Schlosses Rothschild war am Samstagnachmittag bis auf den letzten Platz gefüllt, als Hildegard Kugler vor das Publikum trat. Am Beginn ihres Auftritts begrüßte sie insbesondere jene Gäste, die von weit her zu dem Konzert aus Deutschland, Tschechien und der Ukraine angereist waren. „Und jetzt geht es an das Spielen“, meinte sie humorvoll, nicht ohne zuvor auf den Segen zu verweisen, der von der Musik ausgehen würde. „Dass der Klang, die Töne und deren Schwingungen in unsere Herzen gehen mögen und es gelinge, die Seele aus dem Flügel herauszuholen“, so die Künstlerin. Dass ihr dies in dem Konzert gelang, darin besteht kein Zweifel.
Denn unter dem Titel „Frühlingserwachen“ stand Musik der Romantik auf dem Programm. Die international hochrenommierte Pianistin Hildegard Kugler spielte nicht zum ersten Mal im Kristallsaal des Schlosses. Die aus Mähren stammende Künstlerin ist Absolventin der Janáček-Musikakademie und Preisträgerin mehrerer Wettbewerbe. Im Rahmen des Prager Frühlings, der renommierten Schubert- und Tschaikowsky-Wettbewerbe in Moskau, war sie schon früh ausgezeichnet worden.
Eine fixe künstlerische Heimat hat sie in Österreich gefunden, indem sie jahrzehntelang an der Bruckner Universität in Linz unterrichtete, wo sie auch als eine gefragte Kammermusikpartnerin und Korrepetitorin für Sänger und Instrumentalisten wirkte. Solorecitals sind nach wie vor ihr Lebensinhalt, die gestalterischen Möglichkeiten der Musik sind Hildegard Kugler ein großes Anliegen, deren gefühlsbetonte und dann wieder mit pianistischem Feuer zündende Werkdarstellung gemeinhin bekannt ist.
Klavierschätze aus der Romantik
Am Beginn stand der Gospel-Klassiker „Amazing Grace“. Das Programm des Abends schöpfte des Weiteren aus dem Klavierschatz der Romantik: Volksweisen des tschechischen Komponist Bedřich Smetana und ein tschechischer Tanz standen am Beginn des Konzerts. Es folgte eine Humoreske von Antonín Dvořák und aus seinen „Poetischen Stimmungsbildern“ eine Silhouette. Mit Wolfgang Amadeus Mozarts Variationen über ein Thema von Jean-Pierre Duport setzte die Pianistin fort, um das Publikum nach Felix Mendelssohn Bartholdys „Rondo Capriccioso“ in die Pause zu entlassen.
Danach bot Kugler das titelgebende Werk „Frühlingserwachen“ des norwegischen Pianisten und Komponisten Edvard Grieg dar. „Frühlingsrauschen“ aus der Feder von Christian Sinding sowie zwei Etuden von Franz Liszt – „Ein Seufzer“ und „Gnomenreigen“ – folgten. Mit einer Paraphrase auf Schuberts „Das Wandern ist des Müllers Lust“ in Bearbeitung von Franz Liszt sowie der „Forelle“ führte die Pianistin das Publikum zu Johannes Brahms „Ungarischer Tanz“ und einer Paraphrase von Liszt über ein Thema in Verdis Rigoletto.
Souveräner Vortrag voll jugendlicher Frische
Die Pianistin hielt den Spannungsbogen des Programms mit großer Souveränität und sprühte in ihrem Vortrag vor jugendlicher Frische auf Basis gediegener Reife. Ihr Vortrag war fein gewürzt mit Anekdoten und tiefsinnigen Werkerklärungen. Das Publikum war so begeistert, dass es die Pianistin freilich nicht ohne Zugaben gehen ließ, welche diese großzügig gewährte. Eine Virtuosin solchen Zuschnitts in der Stadt zu wissen, wertet Waidhofen als Kulturstadt auf. Dessen war sich auch Bürgermeister Werner Krammer bewusst, der in seiner Grußadresse zu Beginn des Klavierabends die Bedeutung von Hildegard Kugler in der Stadt des „Lebens voller Möglichkeiten“ unterstrich. Das Publikum freut sich auf ein Dacapo!