Kommentar von Herausgeber Leo Lugmayr über den Gesundheitsplan 2040plus
Die Entscheidung, dass sich das Aufgabengebiet des Waidhofner Krankenhauses künftig ändern und in Richtung Akut-Geriatrie entwickeln soll, ist mit dem Beschluss der NÖ Krankenhausreform, dem sogenannten „Gesundheitsplan 2040plus“, vom Landtag beschlossen worden. Dieser Gesundheitspakt stellt laut Landespolitik die größte Gesundheitsreform in der Geschichte Niederösterreichs dar. Ich rufe in Erinnerung: Der Landtag hat den Gesundheitspakt 2040plus mit breiter Mehrheit angenommen. Zuvor war das Reformvorhaben in der Landesregierung schon von ÖVP, FPÖ und SPÖ gemeinsam beschlossen worden. In der Landtagsdebatte stimmten auch die NEOS zu, die Grünen mit Einschränkungen. In der Folge stellten sich sogar acht Präsidentinnen und Präsidenten der Ärztekammer, Zahnärztekammer, Apothekerkammer, Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer, Landwirtschaftskammer, Gemeindebund und Gemeindevertreterverband öffentlichkeitswirksam vor der Presse hinter die Umsetzung dieses Gesundheitsplans. Da fährt die Eisenbahn drüber, könnte man meinen.
Inzwischen wurden aber vermehrt Stimmen laut, dass der Gesundheitspakt gerade für die Region Ybbstal deutliche Nachteile mit sich bringen könnte und dass nicht alle Aspekte der Gesundheitsbetreuung bei der Entscheidungsfindung bedacht worden sind. Die Absiedlung der über Jahrzehnte entwickelten hochwertigen Herzkathederambulanz und des Notarztstandortes nach Amstetten werden kritisch gesehen. Mit den geografischen Gegebenheiten und langen Anfahrtsstrecken nach Amstetten wird argumentiert. Bis zum Jahr 2040 wird sich praktisch nichts ändern, beschwichtigen hingegen Abgeordnete.
Doch die Diskussion nimmt zu. Soll man das Paket noch einmal aufschnüren? Aber Vorsicht! Die Erfahrung sagt uns: Wenn diese Diskussion in parteipolitisches Fahrwasser gerät, dann verhärten sich die Fronten und eine ehrliche und rein sachliche Diskussion wird schwierig und eine Abänderung vielleicht verunmöglicht. Wäre es da nicht klüger, wenn sich alle politischen und gesellschaftlichen Kräfte unter Federführung der erfahrenen Ärzteschaft zu einem Schulterschluss formierten, die Sache noch einmal gemeinsam diskutierten, bevor man erneut bei den Verantwortungsträgern des Landes vorstellig wird? Niemand sollte jedenfalls versuchen, dabei politisches Kleingeld zu wechseln. Insofern ist das Vorpreschen einzelner politischer Parteien, wie dies nun durch Vizebürgermeister Bahr und SPÖ-Gemeinderat Tiefenböck bei Gesundheitslandesrätin Prischl geschehen ist, vielleicht nicht ganz geschickt gewesen. Die Angelegenheit ist zu heikel und zu wichtig für das ganze Ybbstal, um sie parteipolitisch einzufärben. Und was parteipolitisch konnotiert ist, generiert automatisch Widerstand, sagt die Erfahrung.
Vielleicht wäre es im Sinne einer notärztlichen und gesundheitlichen Nahversorgung der Region lohnend, den Sack noch einmal aufzuschnüren und die Lage neu zu beurteilen: sachlich, unaufgeregt und faktenbasiert. Dem Vernehmen nach haben Teile der Ärzteschaft der Region recht gewichtige Argumente für die Beibehaltung der Notarztstationierung und der in den vergangenen Jahrzehnten entwickelten Schwerpunkte im Landesklinikum Waidhofen. Vorsicht, Behutsamkeit und Sachlichkeit sind gefragt. „Der Ybbstaler“ wird in den kommenden Wochen die Diskussion darüber jedenfalls sehr gerne begleiten.