
Bei einer Online-Konferenz gaben die Geschäftsführer der Linzer Stahl- und Technologiekonzern voestalpine am Mittwoch die Geschäftsgebarung im 3. Quartal 2024/25 bekannt. In Europa standen die Geschäfte für voestalpine von April bis Dezember 2024 unter Druck – der Konzern glich Schwächen durch seine internationale Präsenz und breit gestreuten Aktivitäten aus. Die Nachfrage nach Produkten mit fortschrittlicher Technik blieb stabil. Der Bereich Bahninfrastruktur entwickelte sich in diesen neun Monaten stark, auch die Luftfahrtsparte wuchs weiter. Der Energiesektor wurde zwar schwächer, aber die Steel Division verzeichnete trotzdem viele Aufträge aus diesem Bereich. Im Bereich der automatisierten Lagersysteme gingen weiterhin Bestellungen ein. Die Produktion von Konsumgütern, Bau und Maschinen blieb schwach – besonders Autohersteller in Europa verkauften weniger. Der Vorstand von voestalpine handelte entsprechend und startete eine große Umstrukturierung der Standorte für Autoteile in Europa, besonders in Deutschland. Die High Performance Metals Division von voestalpine verkaufte Ende Januar Buderus Edelstahl und spezialisiert sich jetzt auf Werkstoffe, für die viel technisches Wissen nötig ist.
Schwierige Lage in Europa, internationale Wachstumsprojekte
„In Europa arbeiten wir gegen die schlechte Wirtschaftslage an, sehen aber auch im dritten Jahr der wirtschaftlichen Stagnation noch keinen Aufwärtstrend“, sagt Herbert Eibensteiner, CEO der voestalpine AG. „Anders sieht das in Nordamerika aus, wo wir ein durchaus solides Wirtschaftswachstum haben.“ Die voestalpine setzt ihre Pläne für kundennahe Standorte in allen Abteilungen fort – so entsteht am Standort Louisville in Kentucky im Bereich Lagersysteme mehr Platz für Produktion und Vertrieb. Wegen des Präsidentschaftswahlkampfes gingen die Investitionen im dritten Quartal allerdings zurück. Den von Trump angekündigten Strafzöllen begegnet man gelassen. „Ab dem 12. März gelten 25 % auf Stahlprodukte und Vorprodukte aus Stahl. Wir liefern in die USA sehr viele hochqualitative Produkte, die es zum Teil am amerikanischen Markt nicht gibt, daher sind aus Sicht der Voestalpine diese Zölle managebar. Was jetzt notwendig ist – und das ist ein Appell an die EU –, dass die EU in Verhandlungen mit den USA eintritt“, so Eibensteiner weiter.
Das Unternehmen nimmt global eine Spitzenposition bei Schweißtechnik ein. In Indien verstärkt es die Herstellung von Materialien zum Schweißen und baut die technische Beratung aus, um Kunden direkt vor Ort zu unterstützen. Die Firma produziert seit langem erfolgreich Weichen für Schienen in Ländern, wo sie große Aufträge erwartet. Ein neues Werk für leistungsstarke Weichen läuft nun in Kairo.
Erheblicher Gewinnrückgang
Die Umsätze sanken zwischen Januar und September von 12,4 auf 11,7 Milliarden Euro – ein Minus von 5,2 %. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ging im Vergleich zum Vorjahr um 23,6 % zurück. er beträgt nun 968 Millionen Euro statt 1,3 Milliarden Euro. Der Betriebsgewinn sank um 43,9 % auf 391 Millionen Euro – im Jahr davor waren es noch 697 Millionen Euro. Auf dieses Ergebnis wirken sich Sonderbelastungen von etwa 170 Millionen Euro aus. In diesen Kosten stecken vor allem Wertverluste durch den Verkauf von Buderus Edelstahl, dazu kommen Ausgaben für den Umbau der Autoteile-Produktion in Deutschland und neue Bewertungen des voestalpine Gasspeichers. Der Gewinn vor Steuern sank auf 254 Millionen Euro – im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Rückgang um 54,5 % von 558 Millionen Euro. Nach Steuern schrumpfte der Gewinn auf 207 Millionen Euro, verglichen mit 415 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
Teilzeitmodell in der Precision Strip
Der voestalpine-Konzern beschäftigte zum 31. Dezember 2024 insgesamt 50.670 Mitarbeiter in Vollzeit – eine Zahl, die dem Stand des Vorjahres (50.712) entspricht. Verglichen mit dem 31. März 2024 sank die Belegschaft um 1,8 % von 51.589 Mitarbeitern. In der Gießerei in Linz gab es keine Einigung bezüglich der Beschäftigungssicherungsklausel. Darauf angesprochen sagte Herbert Eibensteiner: „Die Gießerei ist die Firma in der Voestalpine mit dem höchsten Personalkostenanteil. Wir sehen dort, um auch längerfristig die Wettbewerbsfähigkeit abzusichern, dass wir Effizienzmaßnahmen brauchen. Diese werden wir im März kommunizieren. Man kann davon ausgehen, dass Leihpersonal und Überstunden abgebaut und eventuell Teilzeitmodelle eingeführt werden. Man kann aber auch den Abbau des einen oder anderen Postens im Stammpersonal nicht ausschließen.“ In der Precision Strip an den Standorten Böhlerwerk und Kematen sind die Angestellten seit Monaten angehalten, ihre Arbeitszeit um zehn Prozent zu reduzieren. In der Belegschaft herrscht Angst vor Kündigungen. Auf Nachfrage vom „Ybbstaler“, ob es zu welchen kommen werde, antwortete Eibensteiner: „Wir verringern dort die Arbeitszeit, um die Mitarbeiter auch tatsächlich halten zu können. Das sind die Maßnahmen, die jetzt getroffen sind und auch für die nächsten Zeit adäquat sind. Sonst gilt das, was ich immer sage, man kann nie ausschließen, dass etwas passiert, aber das sind vorläufig die Maßnahmen für die nächste Zeit.“