„Es gibt für den ersten Eindruck keine zweite Chance“

Am 26. April 2025 hat das Lauffest in Waidhofen doppelten Grund zum Feiern: Zum einen begeht der Waidhofner Stadtlauf sein 40-jähriges Jubiläum, zum anderen blickt der Firmenlauf, ins Leben gerufen von Tom Bläumauer, auf 25 Jahre Bestehen zurück. Der heute 59-Jährige war von Anfang an dabei, 1985 noch bei der antiquierten Auswertung der Laufzeiten, ab 1986 regelmäßig als Moderator. Die große Karriere des 59-Jährigen, der sich als Moderator mittlerweile international einen Namen gemacht hat, gelang Tom Bläumauer aber in einer ganz anderen Sportart, dem Volleyball, sogar als Vorreiter im Beachvolleyball. Redakteurin Karin Novak hat den dreifachen Vater in einem Café in seiner Heimatstadt getroffen, wo der HAK-Absolvent mit erfolgreich abgebrochenem Sportmanagement-Studium von seinen Anfängen, glücklichen Zufällen und den bisherigen Erfolgen erzählte.
Wer hatte seinerzeit die Idee, einen Stadtlauf ins Leben zu rufen?
Franz Hofleitner, der spätere HAK-Direktor, der leider viel zu früh verstorben ist, hatte die Idee und organisierte 1985 auch den ersten Lauf. Dazu inspiriert hat ihn der ein Jahr davor, also 1984, erstmals abgehaltene Wien-Marathon.
Wenn du auf 40 Jahre Stadtlauf zurückblickst: Was hat sich in dem langen Zeitraum verändert?
Wenn ich so zurückschaue, muss ich sagen, die technischen Entwicklungen. Die haben dazu beigetragen, dass der Lauf mittlerweile reibungslos vonstattengehen kann. Als wir 1985 angefangen haben, war die Auswertung der Laufzeiten unser Maturaprojekt. Es lief über die Alphatronic-Computer der HAK und hatte seine Tücken. Für das Sortieren von 400 Zeiten brauchte das damalige System 20 Minuten. Es hat immer zwei Zeiten verglichen, auf die Floppy-Diskette – die kennen wahrscheinlich sehr viele gar nicht mehr (lacht) – rausgeschrieben, wieder eingeholt und verglichen. Einmal ist uns sogar passiert, dass wir zu viele Zeiten für zu wenig Startnummern hatten. Das ergab sich aus einem Hörfehler beim Abhören des Diktaphons. Seitdem auf die Chip-Zeitnehmung umgestellt wurde, läuft alles hochprofessionell und fehlerfrei. Geändert hat sich auch die Laufstrecke. Die ersten Jahre waren Start und Ziel bei der Sparkasse. Von dort wurden fünf Runden gelaufen, wobei der gesamte Badberg fünfmal zu bewältigen war. insgesamt waren das acht Kilometer. Seit 2009 ist der Obere Stadtplatz auf Höhe Stummer Startplatz mit vier Runden durchs Schloss, gekürzt auf sechs Kilometer.
Gibt es auch immer wieder mal Hoppalas oder Behinderungen?
Nein, nichts Nennenswertes. Seit nicht mehr über die Bundesstraße gelaufen werden muss, wo die Polizei früher eine Fahrbahn für die Läufer gesperrt hat, und seit es den Tunnel gibt, ist der Durchzugsverkehr vom Lauf nicht mehr betroffen. Auf der Zell kann es aber schon vorkommen, dass ein Waidhofner in seinem Auto meint, die Sperre gelte für ihn nicht, weil er ja da zu Hause ist. (lacht) Aber das fällt nicht wirklich unter Hoppala.
Vor 25 Jahren hast du den Firmenlauf nach Waidhofen gebracht?
Es gibt den Niederösterreichischen Betriebssportverband, für den ich mit meiner Agentur tätig bin. Für ihn haben wir einen Partner gesucht und in der Waidhofner Sportunion, den Chef-Organisator des Stadtlaufs, gefunden. So eine Durchschlagskraft wie der Wiener Business-Run, den ich moderiere, und bei dem 35.000 Leute laufen, hat er noch nicht, aber für unser Jubiläumsjahr konnten wir die Wirtschaftskammer Niederösterreich gewinnen und erhoffen uns zum Jubiläum höhere Startzahlen. Eines muss man ja sagen: Es gibt kaum einen schöneren Lauf. Oft wird auf einem Fußballplatz gestartet, wegen der vorhandenen Infrastruktur, dann geht es in der Pampa über irgendwelche Feldwege. Aber so etwas wie in Waidhofen mit wunderschönem Ambiente und begeisterten Zaungästen, die die Veranstaltung zu einem regelrechten Lauffest machen, findet man kaum wo.
Du kommst aber sportlich aus einer anderen Richtung?
Meine berufliche Laufbahn habe ich als Geschäftsführer im Tennis- und Squash-Zentrum der Sportunion Waidhofen gestartet. Mein eigentliches Terrain aber ist der Volleyballsport. Ich war staatlich geprüfter Trainer, Schiedsrichter- und Wettspielreferent, Finanzreferent, im Volleyball habe ich mich also ausgekannt, war mit Gottfried Winkelhofer in führender Rolle. Und so haben wir 1993 als dritter Verein in Niederösterreich einen Beachvolleyballplatz nach Waidhofen ins Parkbad gebracht. Die Sportart war damals noch unbekannt, erst ab 1996 olympisch. Wir haben als Erste in Österreich 1995 ein Beachvolleyball-Turnier in einer Stadt abgehalten. Im Rahmen des Stadtfestes haben wir einen künstlichen Platz aufgeschüttet und sind so natürlich aufgefallen.
Im Besonderen du durch deine Moderationen?
Dieses Turnier am Oberen Stadtplatz besuchte ein Freund von Hannes Jagerhofer, den ich kurz zuvor in Graz kennengelernt hatte, und der setzte dem Hannes den Floh ins Ohr, ein Beachvolleyball-Turnier in Kärnten zu organisieren. 1996 wurde ein nationales Turnier ausgetragen und 1997 folgte das erste internationale, zu dem man mich als Side-Court-Sprecher eingeladen hat. Dort wiederum wurde der FIVB-Supervisor, ein siebensprachiger Schweizer, auf mich aufmerksam. Nebenbei: Der einzige Supervisor in all den Jahren, der Deutsch konnte. Er hat zu Jagerhofer gesagt, du solltest den Side-Court-Sprecher auf den Center-Court holen und so fielen die Dominosteine und ich 1999 in meine Selbstständigkeit.
Was zählt für dich zu deinen beruflichen Highlights?
Die Olympischen Spiele 2004 in Athen und 2008 in Peking, die Weltmeisterschaften in Klagenfurt, Gstaad und Wien, die waren schon besonders. Da nämlich die richtige Mischung aus Information und Unterhaltung zu schaffen, das war schon eine Herausforderung. Im Besonderen in China, ich spreche ja kein Wort Chinesisch. Also war Englisch angesagt, und darin ist der Gast bei Olympiaspielen relativ fit. Die La-Ola-Welle hätten wir trotzdem beinahe nicht geschafft, nicht aufgrund von Sprachbarrieren, aber weil alle die Welle filmen wollten. Wenn aber jeder das Geschehen filmt und selber nicht mitmacht, passiert das Geschehen nicht. Ähnlich dem Touristen, der zerstört, was er sucht, indem er es findet, so zerstört der Sportfan das, was er sucht, indem er es filmt. Großartig waren auch die Europameisterschaften im Judo, Kanu, Handball, Hallenvolleyball oder Tischtennis. Gefreut habe ich mich auch über den Goldenen Hahn für den Wienerberger Maurer-5-Kampf und den Innovationspreis für unser Corona-Tool sportveranstaltung.at.
Ein besonderes Highlight ist auch die jährliche Lotterien-Gala der Österreichischen Sporthilfe, bei der sich das Who-is-who des österreichischen Sports in der Wiener Stadthalle trifft. Ich bin im Vorfeld – vor dem Start der TV-Übertragung – für das Rahmenprogramm mit der Verleihung der Jugendsportpreise verantwortlich. Dieses elegante Event moderiere ich schon seit zehn Jahren. Und natürlich den jährlichen Neujahrsempfang in Waidhofen nicht zu vergessen! (lacht)
Kennst du nach all den Jahren noch Lampenfieber?
Lampenfieber gehört dazu, aber es vergeht einstweilen schneller. Aber auch beim Moderieren gilt: Es gibt für den ersten Eindruck keine zweite Chance. Wenn du dir das Mikro schnappst und zu sprechen beginnst, muss es passen.
Gibt es Tricks, wie man ein gelangweiltes, sperriges Publikum doch noch kriegt?
Im Sport ist es relativ easy. Mit „We will rock you“ hat man das Publikum meist auf seiner Seite. Wenn nicht, ist Hopfen und Malz eh verloren. Schwieriger ist ein ganz junges Publikum, so am Ende der Pubertät, wie ich es bei den Konzernlehrlingstagen der voestalpine erlebt habe. Die kamen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum zusammen, da musste man schon entsprechend jugendlich-sympathisch auftreten, mit Oberlehrer hätte man verspielt. In Corona-Zeiten hatten wir diesen Tag zweimal virtuell. Das war für mich sehr herausfordernd, weil du vor der Kamera überhaupt nicht mitbekommst, wie dich das Publikum aufnimmt. Eines habe ich dabei gelernt: Ich bin auf keinen Fall ein TV-Kommentator, ich möchte die Reaktionen des Publikums live im Saal erleben.
Wer waren die größten Promis, die du vor dem Mikrofon hattest?
Politprominenz aller Couleurs, viele Olympiasieger, aber auch Niki Lauda, David Coulthard oder auch Rainhard Fendrich.
Wie kommt man nach einem großen Event selbst wieder runter?
Das Adrenalin wirkt natürlich. Aber da meine Stimme mein Kapital ist, wird nicht mehr mit dem Partyvolk mitgefeiert. Ich setze mich einfach in ein ruhiges Eck, esse noch schnell eine Kleinigkeit, trink Tee und geh schlafen.
Du hast aufgrund deiner internationalen Karriere ein äußerst hilfreiches Tool entwickelt …
Die Höflichkeit gebietet es einfach, Namen von Athletinnen und Athleten sowie Referees richtig auszusprechen. Namen mit einem Vokal und 27 Konsonanten überfordern einen da. (lacht) Da wäre eine Audio-Datenbank genau das Richtige und die Idee zur digitalen Umsetzung entstand im Vorjahr. Mit www.saymynameright.com habe ich ein Aussprachetool für Moderatoren, Hallensprecher, TV-Kommentatoren etc. entwickelt, das seit vergangenem Winter 24/7 verfügbar ist. Hier hinterlassen Sportler korrekt ausgesprochen ihre Namen, die dann abgehört werden können. Bei der EM des Europäischen Handballverbands im Dezember kam es bereits erfolgreich zum Einsatz.
Deine Firma und dein Wohnsitz sind im Tullnerfeld. Wie sehr vermisst du Waidhofen?
Die zentrale Lage ist aus beruflichen Gründen optimal. Ich bin in zwölf Minuten vom Bahnhof in Meidling, in 20 am Westbahnhof und schnell am Flughafen. Ich war drei Jahre Sportdirektor der Major Series und bin zu der Zeit viel im Flieger gesessen für Turniere in Toronto, Fort Lauderdale, Gstaad, Porec. Das ließe sich mit Standort Waidhofen nicht gut machen. Wenn es aber einmal meinen Job nicht mehr gibt, sprich, ich in Pension gehe, gibt es für mich wieder Waidhofen. Dann komme ich zurück.
Vielen Dank für das Gespräch!
Wordrap
- Mein Wunschberuf als Kind: jedenfalls nicht Schneider (lacht) (Anm. d. Red.: Mutter Luise ist Schneiderin.)
- Die berühmten Drei für die einsame Insel: WLAN, Laptop, Boot zum Heimfahren
- Mein Sehnsuchtsort: Waidhofen
- Wen ich gerne einmal treffen würde/getroffen hätte: Karch Kiraly – der Einzige, der sowohl Hallen- als auch Beachvolleyball-Olympiasieger wurde und das auch als Trainer geschafft hat
- Team Hund oder Katze: weder noch
- Serientipp für ein verregnetes Wochenende: Ich schaue keine Serien
- Mein letzter Konzertbesuch: Horny Funk Brothers im Porgy and Bess
- Was ich schon immer einmal tun wollte, mich aber nicht getraut habe: Fallschirmspringen
- Mein letztes Gericht: Zwiebelrostbraten
