Veröffentlicht am 15. Juni 2025

Feuer, Asche und Kunst

Josef Wieser entfacht wieder seinen Anagama-Ofen

Naturlehmkeramiker Josef Wieser (r.) entfacht alle zwei Jahre seinen Anagame-Ofen. zVg

Ein eingespieltes Team von acht Helferinnen und Helfern arbeitet in einem aufwendigen Schichtbetrieb rund um die Uhr. Alle vier Minuten wird Fichtenholz nachgelegt – am Ende der Brennphase sind rund 15 Kubikmeter Scheitholz verfeuert. Doch was bleibt, ist weit mehr als verbranntes Holz: Im Inneren des Ofens entstehen unter dem intensiven Zusammenspiel von Feuer, Flugasche und Ton einzigartige Keramikobjekte mit charakteristischen, natürlichen Glasuren.

„Diese Art des Brennens ist einzigartig in ganz Österreich“, erklärt Wieser. Die Besonderheit des Anagama-Ofens liegt in der direkten Wirkung des Feuers auf die Oberfläche der Keramiken – ein Prozess, der zu unvorhersehbaren, faszinierenden Farb- und Struktureffekten führt. Nach dem Brennvorgang wird der Ofen luftdicht zugemauert und für zwei Wochen in der Abkühlphase sich selbst überlassen.

Internationale Anerkennung: Einladung zur Expo

Die Kunstszene kennt Josef Wieser längst. Heuer wurde er im Rahmen der „Meisterstraße Austria“ zur Weltausstellung nach Osaka in Japan eingeladen. Dort hat er nicht nur seine Werke, sondern vor allem seine traditionelle japanische Brenntechnik präsentiert. Die Expo erwartet bis Oktober rund 27 Millionen Besucher – für den Künstler aus Windhag ein Meilenstein. Ein weiterer Aspekt macht Wiesers Werke unverwechselbar: Er stellt seine Glasuren selbst her – ausschließlich aus heimischen Naturmaterialien. Feldspatgestein aus dem Waldviertel, Mehlsand aus der Ybbs (ein kalk- und magnesiumhaltiger Sand), Holzasche aus eigener Produktion sowie Kaolin aus dem Mühlviertel werden fein vermahlen. Daraus entstehen die typisch matten, erdigen und lebendigen Oberflächen seiner Keramiken – jedes ein Unikat.

Josef Wiesers Kunst ist nicht nur Handwerk – sie ist ein Dialog zwischen Mensch, Material und Natur. Und dieser Dialog beginnt alle zwei Jahre aufs Neue, wenn sich in der Unterzellerstraße wieder das Feuer im Anagama-Ofen entfacht.

Im letzten Drittel der Brennphase wird der Anagama-Ofen auch von der Seite befeuert – eine höchst hitzige Angelegenheit. zVg
Veröffentlicht am 15. Juni 2025

Artikel teilen
Seite
teilen
Seite
teilen
Seite
teilen
Seite
teilen
Seite
teilen
Seite
teilen
Seite
teilen

Mehr zu diesen Themen:

Nach oben scrollen