Interview mit Stadtrat Franz Sommer
Mit Jahresende 2024 legt Franz Sommer seine politischen Ämter in der Stadt Waidhofen zurück. Darunter fällt der Stadtrat für Liegenschaften, den er nach seiner Zuständigkeit im Verkehrsausschuss übernommen hat, aber auch die Fraktionsobmannschaft der Waidhofner Volkspartei. Warum der 62-Jährige diesen Zeitpunkt für seinen Rückzug wählt und was der gelernte Installateur für die Zukunft plant, hat er Redakteurin Karin Novak erzählt
Wie begann deine Politkarriere und was sind die Gründe für ihr Ende?
Ich bin 1980 der Liebe wegen von Kematen nach Waidhofen gezogen. Sieben Jahre bin ich noch nach Aschbach gependelt, bevor ich 1987 am Magistrat angefangen habe. Dort gehe ich im kommenden Jahr als Friedhofswart in Pension, weshalb das jetzt genau der richtige Schnittpunkt auch für meinen politischen Ruhestand ist. Ich denke, 22 Jahre parteipolitisches Engagement sind genug. 2002 hat mich Nationalratspräsident a. D. Wolfgang Sobotka in den Gemeinderat geholt, 2007 wurde ich Stadtrat und Fraktionsobmann. In der Zeit habe ich sehr vieles und auch die unterschiedlichsten Regierungsformen kennengelernt: Angefangen bei der Koalition mit der UWG von „Fif“ Rechberger über die kurzzeitige Alleinregierung bis zur heutigen Dreier-Koalition mit der SPÖ und FUFU. Gerade als Fraktionsobmann war es immer meine Rolle, Dinge im Vorfeld zu klären, zu koordinieren, gut aufzubereiten, – wenn erforderlich – für Ausgleich zu sorgen und dann in guter Gesprächs- und Vertrauenskultur gemeinsam Lösungen zu finden.
Gibt es schon einen Nachfolger?
Ja, gibt es. Fraktionsobmann wird Stadtrat Anton Schörghofer. Mein Stadtratsmandant übernimmt Heinz Doetzl und das freiwerdende Gemeinderatsmandat Diplomkrankenschwester Alexandra Rössler.
Hast du irgendwelche Tipps für deine Nachfolge?
Nein, ganz und gar nicht. Jeder Lebens- und Zeitabschnitt hat seine eigenen Herausforderungen. Und wie die zu meistern sind, da findet jeder seinen eigenen Weg.
Was war dein persönliches politische Credo?
Gerade die Kommunalpolitik sehe ich als Nahversorger für den Bürger, direkt an seinem Ohr. Mein Credo war immer ein gutes Einvernehmen zwischen den Fraktionen, mit Respekt und auf Augenhöhe zu diskutieren und zu argumentieren. Und wenn man einmal ein Argument nicht durchgebracht hat, zu wissen, es liegt an einem selbst, man hat schlecht argumentiert.
War in der Familie Politik ein Thema? Immerhin ist auch deine Schwester als Kematens Bürgermeisterin politisch sehr engagiert?
Auf jeden Fall! Politisch engagiert zu sein, war in unserer Familie immer ein Thema. Politisch in dem Sinn, für andere da zu sein. Das haben wir wirklich im Blut, dass man sich für die Gemeinschaft einsetzt und arbeitet und seine Stärken einbringt. Für die ÖVP deshalb, weil ihre christlich-sozialen Wurzeln unsere Familienwerte widerspiegeln.
Deine Einschätzung zu den aktuellen Regierungsverhandlungen und insgesamt zur Lage der Nation …
Ich würde den verhandelnden Parteien raten, einen Blick nach Waidhofen zu werfen. Wir hier sind ein gutes Beispiel, wie gut eine Partnerschaft mit mehreren funktionieren kann. Keiner der Partner darf egoistisch agieren, muss die Kernwerte des anderen respektieren, um einen gangbaren gemeinsamen Weg zu finden. Das ist auch der Lernprozess für die Bundespolitiker.
Auch wenn es Waidhofen nicht betrifft: Wird sich, deiner Meinung nach, die Bundespolitik auf die Gemeinderatswahlen 2025 auswirken?
Kurzfristig vielleicht schon, langfristig nicht. In meinem 22-jährigen Politleben habe ich manche kommen und gehen sehen – etwa die UWG oder aktueller die MFG, die in der letzten Wahl aus dem Stand sieben Mandate geholt hat, von der man inzwischen aber gar nichts mehr hört. Ich denke, dass auch heute noch Parteien Grundwerte brauchen, damit sie längerfristig bestehen können. Die ÖVP hat diese Grundwerte, auch wenn sie kurzfristig vielleicht nicht immer so attraktiv erscheinen wie das „Negativ-Campaigning“, das so manch andere Partei betreibt. Ich mache mir deshalb jedenfalls überhaupt keine Sorgen für die Zukunft, auch nicht auf Gemeindeebene.
Apropos Zukunft: Was sind deine Pläne für diese?
Die schauen spannend aus, wie ich finde. Nachdem ich neben meinem beruflichen 40-Stunden-Job ebenso viel Zeit in der Woche in die Politik gesteckt habe, viele Abende und Wochenenden zulasten der Beziehung und der Familie gegangen sind, werde ich den dritten Lebensabschnitt, den bekanntlich keiner überlebt, meiner Familie zurückgeben. Mein soziales Engagement werde ich aber in meinen drei Vereinen weiterhin einbringen. Da ist zum einen der Caritas-Verein, wo wir für die Klienten immer wieder Aktivitäten organisieren; dieses Sozialprojekt ist mir sehr wichtig. Darüber hinaus bin ich Teilbezirksobmann der Senioren von St. Georgen/Reith bis Allhartsberg. Und dann gibt es noch den Verschönerungsverein Buchenberg, in dem ich mich einbringe. Mir wird also bestimmt nicht langweilig!
Alles Gute für die Pension und vielen Dank für das Gespräch!
Wordrap
- Mein Wunschberuf als Kind: Installateur
- Die berühmten Drei für die einsame Insel: meine Familie, meine gesamte Fraktion (lacht) und alles, was man zum Überleben braucht
- Mein Sehnsuchtsort: Waidhofen
- Wen ich gerne einmal treffen würde/getroffen hätte: Da fällt mir niemand Konkretes ein, ich freue mich über jede Begegnung in Waidhofen.
- Team Hund oder Katze: Haustiere sind in jeder Form wichtig. Ich hatte schon beides und gebe keinem den Vorzug.
- Serientipp für ein verregnetes Wochenende: Ich schaue sehr gern die Rosenheim-Cops, lustig und seicht, das entleert mir den Kopf.
- Mein letzter Konzertbesuch: vor zwei Wochen das von mir organisierte Caritas-Adventkonzert
- Was wolltest du schon immer einmal tun, hast dich aber bisher nicht getraut: Eigentlich habe ich das, was ich wollte, immer gemacht.
- Meine Henkersmahlzeit: Schnitzel mit Pommes und Salat