Veröffentlicht am 29. November 2024

Fulminante Uraufführung einer kongenialen Verbindung

Ein denkwürdiger Abend voll Intensität – musikalisch wie sprachlich. © NoKa

Fulminant, packend, aufrüttelnd – so brachten Pro Brass und Karl Markovics szenische Auszüge aus Karl Kraus‘ „Die letzten Tage der Menschheit“ in Verbindung mit Musik von Werner Pirchner auf die Bühne der Sporthalle Aschbach. Für die Rezitation des vor über 100 Jahren entstandenen Theaterstücks in fünf Akten und 220 Szenen hätte sich kein Würdigerer finden lassen als der überragende Karl Marcovics, Hauptdarsteller des oscarprämierten Filmes „Der Fälscher“; für den musikalischen Leitfaden niemand Besseres als dieses 15-köpfige Ensemble. Anklänge von Märschen und Polkas unterstrichen die Szenen mit Generälen und Soldaten, Wehmütiges unterstrich die allem menschlichen Handelns innewohnende Tragik. Für Gänsehaut sorgte die Interaktion der Musiker mit dem Schauspieler als gemeinsam rufender Mob, „Nieda mit Serbieen! Nieda! Hoch Habsburg! Hoch!“ skandierend. Die dazwischen humoristischen Elemente nahm das Publikum dankbar, man möchte sagen, erleichtert an. Im Schlussmonolog führte Karl Markovics schließlich die Unmenschlichkeit und Absurdität des Krieges eindringlich und voller Inbrunst vor Augen. Man hätte die berühmte Stecknadel fallen hören. Standing Ovations waren das Mindeste, womit die Anwesenden danken konnten. In der Zugabe rezitierte Markovics ein Gedicht von Karl Kraus, nachdem der Schauspieler von der letzten, nur vierseitigen Ausgabe der „Fackel“ – wohl nicht zufällig – im Jahr 1933 erzählt hatte und dem Kraus-Zitat „Mir fällt zu Hitler nichts ein“. Dem Verein 361 Grad ist ein Abend von unglaublicher Intensität gelungen, der noch lange bei den Besuchern nachklingen wird, nicht zuletzt aufgrund der brisanten Aktualität der Thematik. Danke Peter Hofmayer! Danke Alois Aichberger!

Veröffentlicht am 29. November 2024

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