Veröffentlicht am 13. Juni 2025

Hund oder Kind?

Kommentar von Herausgeber Leo Lugmayr

Eine Aussage von Mario Pulker, Spartenobmann der Wirtschaftskammer im Fachverband Gastronomie, hat die Online-Foren vergangene Woche ziemlich aufgewirbelt. Er hatte es sich nicht verkniffen, sich vor Journalisten zu dem Sager hinreißen zu lassen, dass ihm ein Gast mit Hund lieber wäre als ein Gast mit Kindern. Dass so eine Aussage in der Öffentlichkeit nicht unbedingt klug ist, noch dazu, wenn sie vom obersten Gastronomen in der Wirtschaftskammer des Landes kommt, muss hier nicht kommentiert werden.

Er hat den Ausspruch sicherlich inzwischen schon bereut und ihn sogar relativiert oder zurückgenommen. Tatsächlich spricht er aber ein Problem an, das man diskutieren kann. Er bezog sich ja auf eine Gästebefragung, ob Kinder aus Restaurants verbannt werden dürften. 55 Proz ent der Österreicherinnen und Österreicher hätten kein Problem damit, wenn unter 16-Jährigen der Zutritt zum Gasthaus verwehrt wird, geht aus einer aktuellen Befragung von Marketagent hervor. 59 Prozent stört es hingegen nicht, wenn unter dem Nebentisch ein Hund aus seinem Napf schlabbert. Während das Haustier meist brav unter dem Tisch liegend wartet, bis Frauerl oder Herrl aufgegessen hat, jage der Nachwuchs oft unkontrolliert durch Gaststuben, bringe Tischdecken in Unordnung, verschmiere Fenster und trample mit Schuhen auf Sesseln und Sitzbänken herum. Ja, das habe auch ich schon gesehen.

Aber ich habe auch ein Gegenbeispiel parat: Am vergangenen Samstag habe ich in einem Waidhofner Kaffeehaus Überraschendes erlebt. Eine Familie mit zwei Kindern nahm am Nebentisch Platz. Ich staunte nicht schlecht, als deren etwa fünfjähriger Bub ein Spielzeug aus der Spielecke nahm und an die Kellnerin herantrat und sie fragte: „Darf ich mir dieses Spielzeug mit an den Tisch nehmen?“ Diese erlaubte das natürlich, und die Verwunderung über so nobles Verhalten des Kindes war ihr ins Gesicht geschrieben. Auch ich staunte. Woher weiß der Bub, wie man sich so höflich benimmt? Natürlich ist das ein Ergebnis der Erziehung durch seine Eltern. Ob Erziehung oder gutes Vorbild den Ausschlag für so feines Verhalten gegeben hat, sei dahingestellt. Konsequenz ist es aber allemal, was hinter dem Anlernen adäquaten Verhaltens zuallererst steht.

Auch bei Konzerten, bei denen sich das Publikum ganz der Musik widmen will, nimmt man manchmal störendes Verhalten durch Kinder wahr. Auch dort trifft man auf unterschiedliche Reaktionen von Eltern: Die einen lassen die Kids gewähren, andere nicht. Viele Kinder wissen aber auch schon, wie man bei Konzerten am besten Rücksicht nimmt. Sie haben das offenbar gelernt. Von vornherein wissen Kinder natürlich nicht, dass man sich im Gasthaus oder im Konzertsaal anders zu verhalten hat als am Spielplatz. Man kann es aber mit den Kindern gemeinsam lernen.

Der Schlüssel ist: Würden wir alle ein wenig mehr auf passendes Benehmen achten, nicht nur die Kinder, so würde das Miteinander wohl reibungsärmer gelingen. Hunde und Kinder wären dann im Gasthaus kein Problem, und Herr Pulker würde sich den Shitstorm in den sozialen Medien ersparen.

Veröffentlicht am 13. Juni 2025

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