Veröffentlicht am 8. November 2024

„Ich hatte schon als Kind Fernweh statt Heimweh“

Interview mit Reisebloggerin Alina Schweiger

Reisen und Fotografieren sind Alina Schweigers Leidenschaften, seit sie denken kann. Mit Online-Marketing verdient sich die gebürtige Opponitzerin und ausgebildete Tourismusfachfrau ihre Brötchen. Noch. Denn im Laufe des kommenden Jahres verbindet die 26-Jährige beides in eigener Sache. Ihr Reiseblog „World of Lina“ ist derart erfolgreich, dass sie sich ihm Vollzeit widmen will. Bei einem Kaffee hat die sympathische Weltenbummlerin unserer Redakteurin Karin Novak von ihren Plänen erzählt.

Reisebloggerin Alina Schweiger zVg

Wie bist du auf die Idee gekommen, einen Reiseblog zu starten?
Seit meiner Matura 2017 in der HLT Weyer habe ich praktisch alles, was ich bisher verdient habe, in Reisen investiert. Aber auch schon davor, schon als kleines Kind habe ich bei Familienurlauben mit meiner Digicam immer alles fotografiert. 2016 habe ich mir dann eine Spiegelreflexkamera gekauft und begonnen, die Reisefotos auf Insta­gram zu veröffentlichen. Die sind sehr gut angekommen. Freundinnen von mir haben mich dann immer wieder gedrängt, einen Reiseblog zu starten.
Anfang 2019 war meine Website dann fertig und ich habe meinen ersten Blogpost online gestellt. Anfangs hab ich ein, zwei Beiträge pro Monat geschrieben. Das ist aber schnell mehr geworden. Ende 2019 habe ich schließlich ein Gewerbe angemeldet und nach drei Semestern mein Studium an der Fachhochschule Steyr für Marketing und E-Business hingeschmissen, weil es als Freelancerin für ein Start-up, für das ich schon während des Studierens gearbeitet habe, einfach zu viel wurde und ich mich auf meine Arbeit und meinen Reiseblog fokussieren wollte.

Und dann kam Corona …
Genau! Man konnte weder großartig verreisen noch hat es wen interessiert, über Reisen zu lesen. Wie viele andere habe ich von zu Hause gearbeitet, da ist mir dann irgendwann die Decke auf den Kopf gefallen. Mir hat einfach der Kontakt zu Menschen gefehlt und dann bin ich auf die Stellenanzeige einer Bank aufmerksam geworden. Zwei Jahre war ich Kundenbetreuerin bei der Sparkasse, bis ich merkte, dass es nicht mein Bereich ist und ich wieder ins Marketing zurück wollte.
Anfang 2023 habe ich zu FALKEmedia gewechselt. Nebenbei hat sich meine Website rasanter entwickelt, als ich mir das vorstellen hätte können. Weshalb es notwendig wird, noch mehr Zeit in sie zu investieren. Ich habe noch nicht einmal begonnen, meine Seite richtig zu vermarkten, dabei habe ich viele Ideen, darum werde ich im Laufe des nächsten Jahres meine ganze Kraft da hineinstecken.

Wie verdient man mit einer Website bzw. einem Blog Geld?
So wie man es von vielen Websites kennt – mit klassischen Werbeplatzierungen. Ich habe mich bei Google AdSense, das ist eine Werbeplattform, beworben. Es gibt aber auch noch andere Werbemanager-Plattformen, für die man allerdings eine Mindestanzahl an Besuchern pro Monat braucht. Das Limit von der, bei der ich aktuell bin, sind 50.000 Sitzungen oder anders formuliert Besucher pro Monat. Vor zwei Jahren habe ich die bereits erreicht. Das ist ja das Ziel vieler Blogger – egal in welchem Bereich, ob Reisen, Lifestyle, Food. Mein Reiseblog ist deshalb auch auf Englisch, weil ich so Leser auf der ganzen Welt erreiche.

Wohin hat dich deine erste Reise geführt? Und mit wem hast du sie unternommen?
Meine allererste Flugreise war mit vier Jahren in die Türkei, ein ganz konventioneller Familienurlaub. (lacht) Später standen dann Griechenland, auch Österreich und Städtetrips auf dem Programm. Meine Familie ist schon immer gerne verreist, vor allem mein Papa. Und ich kann mich noch gut erinnern: Schon als ich noch ganz klein war, kam ich immer extrem traurig nach Hause, wollte ich sofort wieder dorthin zurück, von wo wir gerade gekommen sind. Ich hatte also schon als Kind Fernweh statt Heimweh. Wenn du aber meine erste Reise ohne Familie meinst, dann war das eine Städtereise 2017 nach Rom. Die habe ich alleine mit meiner Kamera angetreten. Danach bin ich viel mit meiner Schwester gereist, die habe ich aber 2022 auf Sansibar mehr oder weniger verloren. (lacht) Sie hat sich dort in einen Tansanier verliebt, ist ein Jahr später zu ihm gezogen und seit Juli sogar mit ihm verheiratet. Man könnte sagen, das ist ein ganz eigenes Abenteuer, das da zu uns gekommen ist. Seit zweieinhalb Jahren reise ich mit meinem Freund Dominik.

Hast du schon alle Kontinente durch?
Nein, in Australien und in Südamerika war ich noch nie. Davor steht aber noch Neuseeland ganz oben auf meiner Bucket List. Und von Asien habe ich bisher auch nur Indien gesehen. Da war ich auf der Hochzeit einer ehemaligen Freundin, mit der ich in Frankfurt in einer Wohngemeinschaft zusammengelebt habe, während ich in einem Flughafenhotel an der Rezeption gearbeitet habe.

Wie oft bist du unterwegs und wie finanzierst du die Reisen?
Früher bin ich – wie viele andere auch – nur zwei, drei Mal im Jahr verreist, seit 2017 bin ich aber regelmäßig unterwegs, fast einmal im Monat – und sei es nur ein Städtetrip. Indem ich alles selbst finanziere, war ich vor allem anfänglich low budget unterwegs. Im Prinzip haben die Flugkosten meine Destination bestimmt und nicht umgekehrt. Ich habe nach den günstigsten Flügen gesucht und habe, wohin immer es gegangen ist, in Hostels eingecheckt. Ein Beispiel: Meine Schwester und ich sind Anfang 2019 nach L.A. geflogen und haben direkt in Hollywood gewohnt. Der Flug war brutal günstig, über Airbnb haben wir unsere Unterkunft gebucht, pro Person hat die Reise alles in allem 860 Euro gekostet. Das geht aber nur, wenn man flexibel ist. Mittlerweile schreibe ich Hotels an und frage nach Kooperationen. Ich biete also Blog-Beiträge und Instagram-Posts für Aufenthalte an. Das spart ein bisschen Geld, das meiste bezahle ich aber selbst.

Was war die bisher unvergesslichste Unternehmung?
Die war heuer im September, eine Woche Safari in Südafrika, im Nordosten des Landes im Kruger- Nationalpark. Das war einfach unbeschreiblich. Wir haben uns die Panorama-Route angesehen. Da bin ich vor Wasserfällen gestanden und hab mir nur gedacht, so sieht das Paradies aus. Gleich am ersten Tag ist uns auf der Straße ein Riesen-Nashorn entgegengekommen. Eine Safari ist einfach beeindruckend, man weiß nie, was passiert: Sieht man irgendwelche entzückenden Babys oder hat ein Raubtier gerade ein anderes Tier zerlegt. Von den Big Five (Anm. d. Red.: Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe, Leopard) fehlt uns nur der Leopard, sonst sind wir allen begegnet. Mein Freund und ich wissen, dass wir nicht zum letzten Mal in diesem faszinierenden Land waren.

Ist auf Reisen auch schon einmal etwas schiefgegangen?
Zum Glück noch gar nichts. Ich habe noch nicht einmal einen Flieger verpasst. (denkt kurz nach) Einmal kam es zur Notlandung, weil es im Gepäckraum Rauchentwicklung gab, da mussten wir mitten in der Nacht fünf Stunden am Boden eines Warteraums am Flughafen in London ausharren. Das war jetzt auch nicht sonderlich dramatisch.

Es heißt, die Welt sei ein Dorf. Ist dir in der Fremde schon einmal ein Bekannter über den Weg gelaufen?
Erst einmal, dafür gleich zweimal, (lacht) und zwar in Jordanien. In der Nähe der Stadt Petra bin ich im Hotel einem Waidhofner über den Weg gelaufen, danach waren mein Freund und ich in einem Camp in der Wüste und im Anschluss am Toten Meer, und im Hotel am Toten Meer sind wir uns dann das zweite Mal begegnet. Das war schon eigenartig, weil Jordanien ja nicht unbedingt zu den Touristen-Mainstream-Ländern zählt. Mich persönlich zieht es ja extrem in den Mittleren Osten. Die arabischen Länder, der Iran, ja, und auch die Stan-Staaten, allen voran Usbekistan, interessieren mich sehr. Eine für heuer geplante Reise in den Oman haben wir aufgrund der Krisenherde in diesem Teil der Erde aber verschoben und uns dafür Albanien angesehen. Auch ein überraschend schönes Land …

Auf deinem Reiseblog findet man aber nicht nur hübsche Fotos …
Stimmt! Ich gebe zusätzlich Tipps und Ratschläge rund ums Reisen. Da ich selbst vegan lebe, suche ich zum Beispiel in den europäischen Städten stets nach Restaurants mit veganer Küche und empfehle diese. Ich schreibe auch First-Timer-Guides, also welche Dinge man unbedingt machen sollte, wenn man das erste Mal in dieser oder jener Stadt ist. Hilfreich können für meine Leser auch Blog-Beiträge sein, wie der über E-Sims. Vor meiner Reise nach Südafrika hab ich mit einem E-Sim-Anbieter zusammengearbeitet. E-Sim heißt, es gibt keine physische Sim-Karte mehr, sondern man kauft diese online und lädt sie aufs Handy, damit man für die Tage vor Ort unlimitierte Datennutzung hat.

Gibt es schon Pläne für das kommende Jahr?
Ich werde nächstes Jahr versuchen, mein eigenes Land näher zu erkunden. Als Kind war ich ja mit meinen Eltern viel in Österreich unterwegs, das habe ich aber schon längst wieder vergessen. Wir haben ja alles – außer das Meer – Seen, Berge, Städte. Ins Salzkammergut würde ich sofort ziehen! Und die Wachau ist so schön, da könnte ich jedes Wochenende hinfahren. Vielleicht kann ich ja so meinen internationalen Lesern meine Heimat schmackhaft machen.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Wordrap

Mein Wunschberuf als Kind: Tierärztin,
später Fotografin

Die berühmten Drei für die einsame Insel:
meinen Freund, meinen Hund, mein Handy

Mein Sehnsuchtsort: Griechenland

Wen ich gerne einmal treffen würde: Fällt mir so spontan niemand ein.

Team Hund oder Katze: Hund

Serientipp für ein verregnetes Wochenende:
Bridgerton

Mein letzter Konzertbesuch: Dean Lewis

Meine Henkersmahlzeit: Krautfleckerl

Veröffentlicht am 8. November 2024

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