Veröffentlicht am 17. Januar 2025

„Il Salottino“ – Theater in seiner intimsten, individuellsten Form

In der Pandemie, Mitte 2021, gründete die gebürtige Wienerin Uschi Nocchieri den Theaterverein „Il Salottino“, auf Deutsch „Der kleine Salon“. Die Idee basiert auf der Produktion von ein bis zwei klassischen, oft auch humorvollen, keineswegs aber komödiantischen Stücken im Jahr. Was nicht nur den Beschränkungen während der Coronazeit entsprach: „In früheren Zeiten gab es das ,Wohnzimmertheater‘ wesentlich häufiger, ich wollte diese Form einfach neu beleben“, so die Intendantin. Der Fokus von „Il Salottino“ liegt auf der schauspielerischen Leistung in eher minimalistischer Umsetzung an durchaus ungewöhnlichen Spielorten. Das Publikum soll von Inhalt und Darbietung fasziniert sein und nicht abgelenkt von prächtigen Bühnenbildern und aufwendiger Technik. Doch bereits lange vor dem kleinen Salon hat sich die Wahl-Waidhofnerin Uschi Nocchieri als Regisseurin der Waidhofner Volksbühne in der Region einen Namen gemacht. Redakteurin Karin Novak hat die vielfältige Künstlerin zum Gespräch gebeten.

Uschi Nocchieri

Wenn wir kurz zurückblicken: Was waren deine Highlights des vergangenen Jahres?
Das Jahr 2024 hat schon mit einem Highlight begonnen – meine erste Musical-Inszenierung mit dem Vokalensemble sowie der Theatergruppe Biberbach und dem Chor „Querfödein“ in Waidhofen und Haag. „Wie im Himmel“ war ein voller Erfolg, der noch viele Säle füllen hätte können. Leider machen Aufwand und Kosten bei so großen Produktionen eine Wiederaufnahme fast unmöglich. Ein weiteres Highlight war mein Engagement in Salzburg bei „Elisabeth II.“, ein Stück von Thomas Bernhard, sowie meine Rolle als Doppelgängerin von Oma Putz in der XXXLutz Werbung. Aber im Grunde sind alle Premieren unvergessliche Ereignisse, weil mich die Erfolge der Theatergruppen, die ich als Regisseurin begleiten darf, immer mit großer Freude erfüllen.

Was darf der geneigte Theaterbesucher von „Il Salottino“ im ersten Halbjahr 2025 erwarten?
Wir sind schon im Probenprozess unseres neuen Projektes „Im Gasthaus zum braven Soldaten“ – ich habe aus dem 800 Seiten fassenden Originaltext von Jaroslav Hasek einen zweistündigen Monolog für Josef Schwejk herausgearbeitet und Texte aus dem Buch der Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner „Die Waffen nieder“ sowie geschichtliche Fakten über den ersten Weltkrieg einfließen lassen. Das Lachen kommt ganz sicher nicht zu kurz, doch ist es gerade auch in diesen bewegten Zeiten, in denen Krieg und Unruhen weltweit wieder mehr Terrain gewinnen, wichtig, so manch his­torisch „Menschliches“ zu hinterfragen und auch zum Nachdenken anzuregen. Ich freue mich sehr, dass Christoph Marcik, der ja ein begnadeter Komiker ist und damit eine Idealbesetzung für den Soldaten Schwejk, und Sabine Halbwirth, die als ernsthafte „Frau Navratil“ immer wieder dazwischenfunkt, das Werk auf die Bühne bringen werden. Mein Dank geht dabei wieder an die Waidhofner Volksbühne, die mir die beiden zur Verfügung stellt, und an die Stadt Waidhofen für die wertvolle Kooperation. Musikalisch werden sie von Musikschuldirektor Chris­tian Blahous und Karl Schaupp begleitet, auch dafür bin ich sehr dankbar. Letzterer hat die Musik auch komponiert. Premiere ist am 7. Mai, weitere Termine sind 8., 20., 22. und 23. Mai im Schlosskeller des Schlosses Rothschild in Waidhofen.
Davor bietet „Il Salottino“ in Waidhofen noch ein Gastspiel an: Gemeinsam mit einem Kollegen nehme ich das Publikum auf eine Reise in die Welt des Librettisten, Poeten und Lyrikers Hugo von Hofmannsthal mit. Eine Lesung mit Musik quer durch das Leben Hofmannsthals und seiner vielfältigen Werke. Und auch da wird der Humor nicht zu kurz kommen. Mein Kollege Andreas Böck ist Kinderarzt und begnadeter Musiker, der seine eigenen Kompositionen am Klavier hören lassen wird. Am 14. März um 19.30 Uhr dürfen wir im Plenkersaal auftreten. Für beide Produktionen können die Karten bei mir reserviert werden: uschi.nocchieri@hotmail.com oder telefonisch unter 0676/ 462 16 62.

Welche Projekte sind abseits des kleinen Salons als Intendantin, Regisseurin und Schauspielerin im neuen Jahr ge­plant?
Sehr viele – und ich bin meinem Schicksal dankbar, mir so viel Energie mitgegeben zu haben. Unter meiner Regie kommen folgende Produktionen zur Premiere: „Das (perfekte) Desaster Dinner“ mit der Amstettner Theatergruppe TheSaStA, „Der süßeste Wahnsinn“ mit der Gruppe Dreamteam in Wien, „Reset – alles auf Anfang“ mit der Bunten Bühne Spillern, „Trio Immorale“ im Sommer – und ein noch nicht festgelegtes Stück im Herbst – mit der Waidhofner Volksbühne und „Die vertagte Hochzeitsnacht“ auf der Araburg in Kaumberg. Ich selbst spiele im April in dem Zweipersonenstück von Turrini „Gemeinsam ist Alzheimer schöner“ im Theater Westliches Weinviertel. Und mit meinen Schülern des Kunstfachs Schauspiel der Musik- und Kunstschule Waidhofen/Ybbstal wird im Juni Nestroys „Talisman“ auf die Bühne gebracht.

Der Stress wird „Theaterhund“ Nino nicht zu viel?
Nino darf in unserer Schwejk- Produktion sogar mitspielen – schließlich war Josef Schwejk ja auch Hundehändler. Er ist eine richtige „Rampensau“, wenn man das so über einen Hund sagen darf. Er ist trotz seines stolzen Alters von über 14 Jahren – und Dank seiner wunderbaren Tierärztin – nach wie vor liebend gern unterwegs und überall dabei. Wobei er das meiste sowieso verschläft …

Vielen Dank für das Gespräch!

Wordrap

  • Mein Wunschberuf als Kind: Schauspielerin
  • Die berühmten Drei für die einsame Insel: drei Bücher
  • Mein Sehnsuchtsort: Wald
  • Wen ich gerne einmal treffen würde/getroffen hätte: Otto Schenk
  • Team Hund oder Katze: Hund
  • Mein letzter Konzertbesuch: „Shmiffy“ – mein Sohn (Anm. d. Red.: auch bekannt von „Turbobier“) spielt in dieser Band
  • Serientipp für ein verregnetes Wochenende: Ich habe keinen Fernseher.
  • Was ich schon immer einmal tun wollte, mich aber nicht getraut habe: So manchen „Mächtigen“ meine Meinung sagen – weltweit.
  • Meine Henkersmahlzeit: Semmelknödel mit grünem Salat
Veröffentlicht am 17. Januar 2025

Artikel teilen
Seite
teilen
Seite
teilen
Seite
teilen
Seite
teilen
Seite
teilen
Seite
teilen
Seite
teilen

Mehr zu diesen Themen:

Nach oben scrollen