Begegnungsabend mit lebhaften Gesprächen im Volksheim

Der Verein Waidhofen International und die Islamische Religionsgemeinde NÖ luden zu einem Begegnungsabend mit Musliminnen und Muslimen ins Volksheim ein, um einen Blick auf den Islam abseits von einschlägigen Medienberichten zu ermöglichen. Als Einstieg gab der gebürtige Waidhofner Karim Wieser, der berufsbegleitend Islamwissenschaft studiert, einen Überblick über die islamischen Glaubensgrundsätze.
Die islamische Religionspädagogin Medine Kisa erläuterte anschließend auf Wunsch der Teilnehmenden Begriffe aus dem Islam. So zum Beispiel den Begriff „Scharia“, mit dem man sehr einseitig oft nur die Anwendung grausamer Strafen verbindet. Scharia meint jedoch sehr umfassend alle islamischen Regeln und Gebote, die Muslime als ethischer Leitfaden zu einem guten, gottgefälligen Leben führen sollen, erklärte die Religionspädagogin. Außerdem ermögliche die Scharia einen weiten Interpretationsrahmen, der in heutiger zeitgemäßer Auslegung des Islam die Anwendung unmenschlicher Strafen ausschließt.
Zum Abschluss erzählte Murat Katik, der Vorsitzende der Islamischen Religionsgemeinde NÖ (IRG), aus seiner Lebensgeschichte. Aufgrund seiner eigenen Erfahrungen bat er darum, nicht von muslimischen Kindern Auskünfte über den Islam zu verlangen oder sie in Diskussionen zu verwickeln, da sie das überfordere. Er berichtete auch über die demokratiebildenden Maßnahmen, die die IRG NÖ in den Moscheen durchführt, um die Integration von Muslimen zu fördern. Radikalisierung finde heute nicht in den Moscheen statt, sondern im Internet, stellte Katik klar. Der Weg der Mitte, den die islamische Glaubensgemeinschaft hier in Österreich vertrete, lasse sich allerdings nicht so einfach in kurzen TikTok-Videos vermitteln, dazu brauche es eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Glauben, betonte er.
Dass das Ziel des Abends erreicht wurde, ließ sich an den lebhaften Gesprächen im Anschluss an die Impulse der Referenten erkennen. Die Veranstalter kündigten weitere Aktivitäten an, um den interreligiösen Austausch und den gesellschaftlichen Diskurs mit Muslimen in konstruktiver Weise zu fördern.

