Wir haben dazu im Vorfeld mit Bürgermeister Werner Krammer ein Interview geführt

Am Mittwoch, 15. Oktober um 18.00 Uhr, findet im Plenkersaal eine Informationsveranstaltung zum Thema „Notfallversorgung“ statt, die von Waidhofens Stadtregierung – Bürgermeister Werner Krammer, Vizebürgermeister Armin Bahr und Stadtrat Martin Dowalil – initiiert wurde. „Der Ybbstaler“ hat darüber bereits im Vorfeld ein Gespräch mit Bürgermeister Krammer geführt.
Herr Bürgermeister, viele Menschen in der Region machen sich angesichts der im Gesundheitspakt 2040+ formulierten Rahmenbedingungen für die regionale Versorgung mit Notarztinfrastruktur Sorgen oder sind zumindest verunsichert. Wie sehen Sie diese Sorgen und warum wurde zur Informationsveranstaltung geladen?
Erstens möchte ich betonen, dass wir alle Sorgen sehr ernst nehmen und uns auch seitens der Stadt und der Region für eine bestmögliche notärztliche Versorgung einsetzen. Betrachtet man die Exponiertheit und Größe der Region, ist klar, wie wichtig die notärztliche Versorgung rund um die Uhr an sieben Tagen der Woche ist. Fasst man den Umstand ins Auge, dass Waidhofen als Statutarstadt eine Sonderstellung innehat, und dass sich nicht nur große Teile des Bezirks Amstetten, sondern auch weite Teile der angrenzenden Bezirke in den Bundesländern Oberösterreich und Steiermark auf die notärztliche Versorgung von Waidhofen aus verlassen, dann kann man diese gar nicht hoch genug einschätzen.
Genau das sagen die Kritikerinnen und Kritiker des Gesundheitsplans auch.
Ja, der Bezirk Amstetten hat dreimal so viele Einwohner wie der Bezirk Scheibbs. Die Topografie ist herausfordernd und die Erreichbarkeit teilweise schwierig. Daher muss hier eine effiziente notärztliche Versorgung gewährleistet bleiben.
Nimmt denn der Gesundheitspakt darauf entsprechend Rücksicht?
Genau deshalb wollen wir den Plan noch einmal eingehend diskutieren und uns vor allem von Fachleuten sachlich informieren lassen. Daher werden uns am Mittwoch Christian Fohringer, Geschäftsführer von Notruf Niederösterreich, Wolfgang Frühwirt, Landesrettungskommandant, Sebastian Kautzky, leitender Notarzt des Notarztstützpunktes Waidhofen, und Thomas Frühwirt, Bezirksrettungskommandant und Fachbereichsleiter Rettungsdienst der Bezirksstelle Waidhofen detaillierte Informationen im Impulsreferaten dazu liefern.
Hätte das nicht auch schon früher stattfinden können?
Die Stadt Waidhofen lädt zu dieser Informationsveranstaltung ein, um verständlich über die Notfallversorgung in unserer Region zu informieren. In den vergangenen Wochen und Monaten haben wir gemerkt, dass in der Bevölkerung viele Fragen aufgetaucht sind. Auch wenn das Land Niederösterreich bereits über die künftige Struktur informiert hat, sind Punkte offengeblieben, die zu Verunsicherung geführt haben. Deshalb haben wir das in die Hand genommen und diese Informationsveranstaltung organisiert.
Welche Fragen soll nun der Informationsabend konkret beantworten?
Die Menschen der Region sind aktuell sehr verunsichert. Wir wollen ihnen diese Ängste nehmen, indem wir umfassend informieren. Es werden Fragen behandelt wie: Wie viele Notarzt-Einsätze gab es bisher pro Jahr von Waidhofen aus? Wie viele waren davon notwendig? Wie viele Ausfahrten wurde bereits wieder zurückgerufen, bevor sie am Einsatzort waren? Wie gut ist die Erreichbarkeit vom Helikopterstandort Ybbsitz aus? Was muss gegeben sein, um das Notarztsystem zukunftsfit zu machen? Was ist die Ausbildung zum „Notarztsanitäter mit Kompetenz Venenzugang und Infusion – NKV“? Was kann ein derartiger NKV-Notarztsanitäter leisten? Was kann ein RTW-C Großraum-Rettungswagen, der mit einem oder mehreren Notfallsanitätern besetzt ist und eine erweiterte medizinische Ausstattung besitzt, leisten?
Viele Fragen, hoffentlich auch so viele klare Antworten am Mittwoch. Was sind also politisch Ihre Ziele? Werden Sie die kursierende Unterschriftenaktion unterstützen?
Gleichzeitig mit der Informationsveranstaltung startet eine regionale Petition, die von den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden geschlossen unterstützt wird. Die Petition „Jede Minute zählt – Gemeinsam für unsere Notfallversorgung“ fordert zwei konkrete Maßnahmen: Erstens die Sicherung der notfallmedizinischen Versorgung in der jetzigen Qualität über den 1. April 2027 hinaus: Der Notarztstützpunkt Waidhofen darf erst geschlossen werden, wenn das im Gesundheitspakt angesprochene Kompensationssystem aufgebaut ist. Und zweitens braucht es ein weiteres Notarztmittel im 24/7-Betrieb: Für die Notfallversorgung der Region Waidhofen, des südlichen Bezirks Amstetten und der angrenzenden Gemeinden in Oberösterreich und der Steiermark ist ein alleiniger NEF-Stützpunkt in Amstetten, wie im Gesundheitsplan vorgesehen, nicht ausreichend. Und wenn das, wie bereits vom Land NÖ signalisiert, eine Ergänzung des Christophorus-Hubschraubers in den Nachtstunden durch ein Notarztfahrzeug ist, dann halte ich das persönlich für einen guten Vorschlag. Über den Standort dieses Fahrzeugs werden sich die Experten unter Einbindung der Region noch Gedanken machen müssen. Auch deshalb machen wir diese Informationsveranstaltung, damit die Bürgerinnen und Bürger wissen, wofür sie unterschreiben.
Wir danken für das Gespräch!

