Veröffentlicht am 14. Juni 2025

Interview mit Arthur H. Schachenhofer

„Ich habe früh begonnen, mich für das Unsichtbare zwischen den Dingen zu interessieren“

Arthur H. Schachenhofer

In seinem Romandebüt „Eine von 33“ erzählt Neo-Autor Arthur H. Schachenhofer die Geschichte einer toxischen Beziehung. Ungewöhnlich nicht nur, dass sich ein junger Mensch diesem alles andere als einfachen Thema widmet, er tut dies mit feinem Gespür für Sprache, Tiefe und Struktur. Der Wahl-Hollensteiner interessiert sich nicht nur für Literatur und Philosophie, er ist darüber hinaus hingebungsvoller Musiker. Aufgewachsen in einer Musikerfamilie, sieht auch er seine berufliche Zukunft in der Musik. Dafür wechselt der 18-Jährige nach seiner Ausbildung an der Musikschule Waidhofen an die Anton Bruckner Privatuniversität, um weiter Kontrabass zu studieren. Redakteurin Karin Novak durfte den Enkelsohn der ehemaligen BRG-Professorin Erna Schachenhofer zum Gespräch bitten.

Worum geht es in Ihrem Erstlingswerk?
Es geht um die Geschichte einer Frau, die sich zu einem faszinierenden, aber manipulativen Mann hingezogen fühlt. Er ist kultiviert, charismatisch und scheinbar voller Tiefe, doch nach und nach offenbart sich seine wahre Natur. Er lenkt Menschen, ohne dass sie es bemerken, hinterlässt kein Chaos, sondern feine Risse in der Wahrnehmung seiner Mitmenschen. Die Protagonistin gerät zunehmend in seine Welt, fühlt sich gesehen, doch nie wirklich erkannt. Während sie glaubt, durch ihn eine tiefere Verbindung zu sich selbst zu finden, beginnt sie zu ahnen, dass ihre Beziehung mehr auf Kontrolle als auf Liebe basiert. Die Geschichte entfaltet sich wie ein psychologisches Kammerspiel, das die subtilen Mechanismen von Macht und Einfluss aufzeigt. Es geht um das schleichende Gefühl, Teil eines Spiels zu sein, dessen Regeln sie nicht selbst bestimmt hat. Der Mann konstruiert eine Realität, in der sie sich zunehmend verliert, bis sie sich fragt, ob sie ihn liebt oder nur der Angst erliegt, allein mit der Wahrheit zu sein. Später wird klar, dass er nicht einfach ein Meister der Manipulation ist – er ist eine Fortsetzung eines Systems, das weit über ihn hinausgeht. Sein eigenes Erbe, seine Prägung, das Wissen, das er weitergibt, sind Teil einer größeren Ordnung. Als die Frau erkennt, wie tief sie verstrickt ist, steht sie vor einer letzten Entscheidung: Lässt sie sich weiterhin steuern oder findet sie einen Weg, sich aus seinem Schatten zu lösen.

Ein junger Mann erzählt die Geschichte einer toxischen Beziehung aus Sicht der Frau – eine sehr ungewöhnliche Kombination. Ist Ihre Novelle autofiktional geprägt?
Ja.

Wo ist das Buch erschienen und wo ist es erhältlich?
Es war zuerst nur auf epubli verfügbar, aber mittlerweile kann man es bei Thalia, Amazon und in ausgewählten Buchhandlungen bestellen.

Haben Sie das Buch jemandem gewidmet?
Ja, meinem sehr guten Freund und Musikschuldirektor Christian Blahous, der viel zu früh gestorben ist, um ihm ein Andenken zu setzen.

Sie sind ein sehr musischer Mensch. Neben der Musik schreiben Sie und malen auch. Ist Ihnen die Kreativität in die Wiege gelegt?
Wenn ich ehrlich bin, glaube ich nicht an das Konzept, Kreativität wird einem in die Wiege gelegt. Talente sind aus meiner Sicht nichts Magisches, nichts, das man einfach hat oder nicht hat. Vielmehr sind sie ein Ausdruck eines besonders tiefen, anhaltenden Interesses. Wer sich intensiv, neugierig und ausdauernd mit einer Sache beschäftigt, beginnt früher oder später, eigene Wege zu finden. Kreativität ist also kein Geschenk, das einem mitgegeben wird, sondern eine Haltung, eine Konsequenz aus Begeisterung, Aufmerksamkeit und Beharrlichkeit. Was von außen wie Talent aussieht, ist oft das Ergebnis jahrelanger, manchmal stiller Ausein­andersetzung. Deshalb würde ich sagen: Nein, sie wurde mir nicht in die Wiege gelegt – aber ich habe früh begonnen, mich für das Unsichtbare zwischen den Dingen zu interessieren.

Wird es weitere Bücher geben?
Derzeit sind keine geplant. Im Moment konzentriere ich mich neben der Musik auf das Malen. Ich zeichne hauptsächlich mit Bleistift und plane, die Bilder irgendwann einmal in einer Ausstellung sichtbar zu machen.

Mit jungen 14 Jahren sind Sie allein ins im Familienbesitz befindliche Haus nach Hollenstein gezogen. Wie kam das?
Ich bin in Linz aufgewachsen und im Zuge meiner schulischen Ausbildung habe ich mich dazu entschieden, nach Hollenstein zu ziehen, um in Weyer in die Berufsbildende Schule zu gehen.

Welche Pläne haben Sie für die vor der Tür stehenden Ferien?
Teil meiner Schulausbildung ist ein sechsmonatiges Praktikum. Da ich schon in den vorigen Sommern immer ein bisschen gearbeitet habe, fehlen mir nur mehr eineinhalb Monate, die ich im Hotel-Restaurant der Familie Fahrnberger in Lassing, beim Einstieg zum Mendlingtal, absolvieren werde.

Vielen Dank für das Gespräch!

Wordrap

  • Die berühmten Drei für die einsame Insel: Friedrich Dürrenmatts „Der Richter und sein Henker“, „Anleitung zum Unglücklichsein“ von Paul Watzlawick, „Der Fremde“ von Albert Camus
  • Mein Sehnsuchtsort: Siena
  • Wen ich gerne einmal treffen würde/getroffen hätte: den amerikanischen Violinisten Jascha Heifetz
  • Team Hund oder Katze: Katze
  • Serientipp für ein verregnetes Wochenende: Da muss ich passen
  • Mein letzter Konzertbesuch: das Prüfungskonzert in der Musikschule, bei dem ich selbst gespielt habe
  • Was ich schon immer einmal tun wollte, mich aber nicht getraut habe: jemandem meine Meinung sagen, ohne Rücksicht auf seine Gefühle zu nehmen
  • Meine „letzte“ Mahlzeit: Erdbeer-Rhabarber-Crumble
Neben der Musik ist das Malen eine große Leidenschaft des jungen Künstlers. zVg
Veröffentlicht am 14. Juni 2025

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