„Waidhofen wird für mich immer eine der schönsten Städte bleiben“

Die gebürtige Waidhofnerin Iris Drexler, geborene Müller-Guttenbrunn, ist seit Anfang März Kabinettschefin von Innenminister Gerhard Karner. Ihr Berufsweg führte die HAK-Absolventin schon während ihres IBWL-Studiums, das sie aufgrund der zunehmend zeitintensiver werdenden Jobs nicht abschloss, in die Politik. Der Liebe wegen pendelt die 46-Jährige mittlerweile schon viele Jahre in die Steiermark. 2021 heiratete sie Christopher Drexler, der von 2022 bis 2024 das Amt des steirischen Landeshauptmanns bekleidete. Mit ihm fand sie in Passail, einem kleinen Ort nordöstlich von Graz, ihre neue Heimat. Hier bringt sie sich seit der Gemeinderatswahl im März 2023 auch als ÖVP-Mandatarin ein. Interviewanfragen lehnte Irene Drexler, die sich in der zweiten Reihe stets wohler fühlt als in der ersten, bisher ab. Für den „Ybbstaler“, das Printmedium ihrer Heimatstadt Waidhofen, macht sie die große Ausnahme und beantwortete unprätentiös und charmant die Fragen von Redakteurin Karin Novak.
Bis auf vier Jahre bei der Flughafen Wien AG waren Sie beruflich durchgehend in politischen Funktionen tätig. Woher rührt Ihr politisches Engagement? Wurde der Grundstein dazu schon in der Familie gelegt?
Nein, weniger in der Familie, vielmehr während meiner Schulzeit in der HAK. Damals trat ich der Jungen ÖVP bei, die zu der Zeit eine echt coole Gruppe war und viele Veranstaltungen auf die Beine stellte, das hat mir unheimlich viel Spaß gemacht. Parallel zu meinem Studium habe ich begonnen, für die ÖVP Niederösterreich zu arbeiten, damals bei Landesgeschäftsführer Gerhard Karner, der heute wieder mein Chef ist. 2005 bin ich als Pressesprecherin mit Liese Prokop ins Innenministerium gewechselt, war es dann nach ihrem Tod bei Günther Platter und bin dann kurzzeitig aus der Politik ausgestiegen. Für viereinhalb Jahre war ich für die Projektkommunikation des neuen Terminals und das Eventmanagement am Flughafen Wien zuständig, bevor ich wieder in die Politik zurück bin. Damals bin ich unter ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel als Kommunikationschefin der Bundespartei zurückgekehrt und mit ihm als stellvertretende Kabinettschefin ins Kanzleramt und schließlich ins Finanzministerium gewechselt.
Sie sind seit März dieses Jahres Kabinettschefin von Innenminister Gerhard Karner. Das klingt nicht nach „Nine-to-Five“-Job. Wie darf man sich einen durchschnittlichen Tag als Kabinettschefin vorstellen?
Ich hatte noch nie einen „Nine-to-Five“-Job, habe auch nie auf Arbeitszeiten geachtet. Ich bin es gewohnt, viel zu arbeiten und viel unterwegs zu sein. In diesen Jobs geht es gar nicht anders, es gleicht kein Tag dem anderen, weshalb es auch keinen Durchschnittstag gibt. Meistens passieren ungeplante Dinge, auf die man flexibel und spontan reagieren muss. Das macht die Arbeit aber extrem spannend. Für gewöhnlich fahre ich am Montag in der Früh nach Wien und freitags wieder zurück nach Passail, wo mein Mann und ich uns vor fünf Jahren ein Haus gekauft haben. Zumindest einmal in der Woche fahre ich dazwischen noch hin und her. Und auch, wenn für mich Waidhofen immer eine der schönsten Städte bleiben wird, fühlen Christopher und ich uns in Passail sehr, sehr wohl. Die ÖVP konnte bei den vergangenen Gemeinderatswahlen deutlich zulegen, weshalb ich nun auch als Gemeinderätin in Passail vertreten bin.
Bleibt da noch Zeit für irgendetwas außerhalb der Politik, wie zum Beispiel Hobbys?
Wir haben einen großen Garten, in dem es viel zu tun gibt, was mir aber viel Freude macht und ein guter Ausgleich ist. Wenn noch etwas Zeit übrigbleibt, wandern wir sehr gern bei uns in der Gegend. Das Almenland ist dazu prädestiniert.
Seit 2021 sind Sie mit dem ehemaligen steirischen Landeshauptmann Christopher Drexler verheiratet. Waren es die politische Gemeinsamkeit, die Sie zusammengeführt haben?
Interessanterweise haben wir uns in Washington kennengelernt, bei einer Reise zur Wahlbeobachtung der US-Präsidentschaftswahl.
Was waren in den zwei Jahren als steirische First Lady die denkwürdigsten Repräsentationsverpflichtungen?
Das lässt sich so nicht beantworten, weil es sehr viele unterschiedliche gegeben hat, in allen Regionen der Steiermark, aber auch in unserem neuen Zuhause, dem Almenland. Es gab unzählige schöne Ereignisse und Begegnungen. Vor allem an den Wochenenden war ich sehr viel mit meinem Mann unterwegs, sonst hätten wir uns in der Zeit gar nicht gesehen.
Patchworkfamilien sind für die meisten eine große Herausforderung. Auch Ihr Mann bestätigte als vierfacher Vater das in einem Interview, insbesondere zu Familienfeiertagen. Wie empfinden Sie das?
Es braucht tatsächlich viel Organisation und Planung. Das kennt aber jeder, der eine große Familie hat. Da sind zum einen Christophers Kinder und zum anderen meine Familie. Wir schauen, dass sich das gut verbinden lässt. Weihnachten, Ostern, die klassischen Familienzeiten eben, sind mir sehr wichtig und funktionieren mit ausreichender Planung ganz gut, trotz der Distanzen. Mein Vater lebt mit seiner Frau in Amstetten, meine Mutter und eine meiner Schwestern mit ihren Kindern, deren Firmpatin ich auch bin, in Waidhofen.
Wie oft finden Sie Zeit, Waidhofen zu besuchen und alte Freundschaften zu pflegen?
Ein paar Mal im Jahr gelingt es, auch wenn es nicht immer einfach ist und nicht so intensiv gelingt, wie ich das gerne hätte. Dennoch ist es mir wichtig, Freundschaften aufrechtzuerhalten.
Gibt es etwas, das Sie im Besonderen mit Waidhofen verbinden?
Den Buchenberg und das Gasthaus am Grasberg, die beiden sind Fixpunkte, wenn wir in Waidhofen sind.
Die Wurzeln der Familie Müller-Guttenbrunn liegen in Rumänien. Gibt es dorthin noch familiäre Verbindungen und wenn ja, werden diese gepflegt?
Die Wurzeln meiner Familie Müller-Guttenbrunn liegen tatsächlich in Rumänien, familiäre Verbindungen dorthin gibt es keine mehr, zumindest nicht, dass ich wüsste. Aber es sind nicht zufällig in dieser Region Niederlassungen vom Unternehmen meines Vaters entstanden. Mein Vater kennt diese Gegend sehr gut und mein Mann und ich haben schon oft darüber gesprochen, gemeinsam mit ihm einmal dorthin zu fahren. Bis jetzt ist noch nichts daraus geworden. Ich hoffe, wir schaffen das irgendwann einmal.
Wir danken für das Gespräch!
Wordrap
- Mein Wunschberuf als Kind: Dolmetscherin
- Die berühmten Drei für die einsame Insel: Ich nehme nur meinen Mann mit, um endlich mehr gemeinsame Zeit genießen zu können.
- Mein Sehnsuchtsort: mein Garten
- Wen ich gerne einmal treffen würde/getroffen hätte: den Papst
- Team Hund oder Katze: nur Schnecken im Garten, aber die zählen nicht (lacht)
- Serientipp für ein verregnetes Wochenende: Designated Survivor
- Mein letzter Konzertbesuch: Robbie Williams beim Opening in Schladming
- Was ich schon immer einmal tun wollte, mich aber nicht getraut habe: Mir fällt nichts ein, was ich mich noch nicht getraut hätte.
- Meine „letzte“ Mahlzeit: geröstete Leber oder Beuschel
