„Ziel ist es, uns als Business-Region zu positionieren“

2015 wurde vom Verein Eisenstraße die Initiative „Auf dem Weg zum Metal Highway“ ins Leben gerufen, um Impulse zu setzen für eine wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft der Eisen- und Metallverarbeitung, die im Besonderen im Ybbstal auf eine jahrhundertelange Tradition zurückblicken kann.
Der „Metal Highway“ hat sich längst und weit über die Grenzen des Tals hinaus als Leuchtturmveranstaltung etabliert. Am 16. Oktober geht sie nun im Kristallsaal von Schloss Rothschild in die sechste Runde. Keynote Speaker Franz Schellhorn erörtert an diesem Abend „Wirtschaft im Umbruch“, die sich aktuell mit vielfältigen Themen – von künstlicher Intelligenz über Fachkräftemangel bis hin zu politisch unberechenbaren Akteuren – auseinanderzusetzen hat. Eisenstraßen-Themenfeldsprecher von Wirtschaft, Innovation und Digitalisierung Markus Felber hat sich für Redakteurin Karin Novak Zeit genommen, um schon im Vorfeld einige dieser Aspekte zu beleuchten. Der Geschäftsführer der Firma Fuchs Metalltechnik in Ybbsitz und Obmann des Vereins „Mein Lehrbetrieb“ sowie Vorstand vom Verein „Beta Campus“ kennt wie kaum ein anderer die aktuellen Herausforderungen der regionalen Metallbranche, aber auch die Vorteile, die es gerade für Klein- und Mittelbetriebe zu nutzen gilt.
Ein von der Wirtschaftskammer jahrelang verkündeter Slogan lautete „Gehts der Wirtschaft gut, gehts uns allen gut“. Wie geht es uns?
Die Lage in den vergangenen eineinhalb Jahren kann man schon als ernst bezeichnen. Ich glaube aber auch, dass mehr gejammert wird, als es die Sachlage tatsächlich ist. Entscheidend wird sein, sich wieder zukunftsfitter aufzustellen. Gerade in der Pandemie haben sehr viele Bereiche geboomt, auch in der Industrie. Wachstum war das große Schlagwort, die Kosten hat man aus dem Blick verloren. Jetzt sind wir in der Phase der Abkühlung, so wie wir es schon immer wieder gehabt haben vor 10, 20, 30 Jahren. Restrukturierungen sind wieder notwendig. Vielleicht ist es an der Zeit, einen kleinen Schritt nach hinten zu gehen, um dann zwei nach vorne machen zu können.
Bei den Lohnverhandlungen der Metaller sagte Gewerkschaftschef Binder: „Einem Nackerten kannst keinen Pullover wegnehmen.“ Geht es der Metallbranche tatsächlich so schlecht?
Zu den Lohnabschlüssen muss man ganz klar sagen: In den vergangenen drei, vier Jahren waren die Abschlüsse inflationsgetrieben so hoch, dass die österreichischen Betriebe aufgrund der Personalkosten im Wettbewerb mit anderen Ländern deutlich im Nachteil sind. Insofern begrüße ich aus Arbeitgebersicht den raschen Abschluss, weil viele Verhandlungsrunden auch viel kosten, und den niedrigen Abschluss. Länder wie Italien oder Spanien, die früher krisengebeutelt waren, haben es auch geschafft, die stehen heute viel besser da. Ich gebe zu, die Rahmenbedingungen sind aktuell nicht einfach mit einem Trump und den US-Zöllen oder dem stark eindringenden asiatischen Markt, aber vieles ist auch hausgemacht. Nehmen wir die deutsche Automotive-Industrie. Jahrelang hat die sehr gut gelebt, aber sie hat sich auf ihren Lorbeeren ausgeruht, jetzt muss sie sich technologisch wie strukturell neu erfinden. In Österreich hat uns die Inflation nach wie vor fest im Griff, was für uns einen Wettbewerbsnachteil darstellt. Aus meiner Sicht ist die Politik am Zug. Sie muss schnell die richtigen Weichen stellen.
Die aktuelle Finanzlage, mit einem um eine weitere Milliarde Euro höheren Budgetloch, lässt der Regierung wohl wenig Spielraum …
Bund, Land, Gemeinden, alle müssen sparen. Sie haben aber auch in den vergangenen Jahren sehr viel Geld verbraucht, um nicht zu sagen vernichtet. Es ist notwendig, den Brückenschlag zur Wirtschaft zu schaffen. Es sind speziell die KMU im Land, die das Rückgrat der Wirtschaft darstellen, die das Werkl am Laufen halten. Großbetriebe bauen – wenn die Zahlen nicht stimmen – schnell einmal Hunderte Leute ab oder wandern überhaupt ab. Darum ist es wichtig, die KMU durch gezielte Maßnahmen zu stützen. Ich rede jetzt nicht von Förderungen im Gießkannen-Prinzip, sondern von gezielten Förderungen im Investitionsbereich, die es den Betrieben erlauben, sowohl am europäischen Markt als auch am Heimmarkt attraktiv anbieten zu können und den Standort zu sichern. Man muss klar sagen, für die Wirtschaft schlägt es fünf vor zwölf.
Weshalb der diesjährige Schwerpunkt „Wirtschaft im Umbruch“ beim Metal Highway nicht besser gewählt hätte werden können. Was erhoffen Sie sich von Keynote Speaker Franz Schellhorn?
Wirtschaft im Umbruch ist aktueller denn je mit den vielen Einflussfaktoren, mit denen wir auf der Welt und insbesondere in Österreich und somit im Mostviertel und Ybbstal konfrontiert sind. Ich freue mich sehr, den Direktor des Thinktanks Agenda Austria und ehemaligen Leiter des Wirtschaftsressorts von „Die Presse“ als Keynote Speaker begrüßen zu dürfen. Von Franz Schellhorn erwarten wir zum einen eine kritische Draufsicht, wie Österreich aktuell arbeitet beziehungsweise gesteuert und gelenkt wird, aber auch Ansätze dazu, was die Wirtschaft beitragen kann, damit es aufwärts geht. Wie wir also aus der Ist-Situation rauskommen. Die anschließende Podiumsdiskussion, bei der Unternehmerinnen und Unternehmer aus verschiedensten Branchen und unterschiedlichen Unternehmensgrößen das Gehörte diskutieren, hat mittlerweile Tradition. Es wird versucht, das aus der Keynote Mitgenommene auf die Region umzulegen. Das ist ein ganz wesentlicher Punkt der Veranstaltung. Mit dabei sind heuer Peter Lietz vom Autohaus Lietz, Martina Scheibelauer aus dem Finanzwesen, Peter Pöchhacker von Bene, Sternekoch Klemens Gold und Peter Heinzl von der voestalpine. Im Anschluss werden Fragen aus dem Publikum beantwortet. Weiterführende Gespräche und Networking ergeben sich beim gemütlichen Ausklang.
Welches war das persönliche „Metal Highway“-Highlight?
In besonderer Erinnerung ist mir der „Metal Highway goes International“ von 2019 geblieben. Das war allein von der Veranstaltungsorganisation das nächste Level. Dieses Organisationskomitee ist heute noch dasselbe und hat sich seither ständig weiterentwickelt. Darauf bin ich sehr stolz. Keynote Speaker war der Musiker und gebürtige Waidhofner Walter Mair, der in Amerika eine steile Karriere gemacht hat. Er war ein Glücksgriff, obwohl aus einer anderen Branche, hat er wirklich jeden abgeholt und mitgenommen.
2015 – also vor zehn Jahren – wurde „Auf dem Weg zum Metal Highway“ aus der Taufe gehoben. Welche Erfolge können auf diese Initiative zurückgeführt werden?
Die Veranstaltungen haben sich längst weit über die Ybbstaler Grenzen hinaus etabliert. Unter den bis zu 160 Teilnehmern finden sich sogar Interessierte aus Lilienfeld. Als besonderen Erfolg schätze ich das Aufbrechen veralteter Muster und Gewohnheiten. Die Ybbstaler Metallverarbeiter treten mittlerweile gemeinsam über die Region hinaus auf. Im Gegensatz zum früheren Konkurrenzdenken schaffen wir heutzutage Synergien. Man weiß um die Bedeutung der Zusammenarbeit und des Netzwerkens. Ziel ist es, uns als Business-Region zu positionieren, um langfristig Leute in die Region zurückzuholen und so dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Das ist bei ca. 180 metallverarbeitenden Betrieben in der Region schon eine sehr begrüßenswerte Entwicklung.
KI ist auch eines der Themen beim Metal Highway. Müssen insbesondere Mitarbeiter von KMUs um ihren Arbeitsplatz aufgrund von künstlicher Intelligenz fürchten?
Jeder, der ein Smartphone oder ein Navi besitzt, verwendet längst KI. Man darf sich also auch im Arbeitsprozess diesen Entwicklungen nicht verschließen. Es werden sich mit Sicherheit die Betätigungsfelder verändern, aber sich deswegen nicht die Arbeitsplätze minimieren. Wir leben in einer Zeit des demografischen Wandels. Wir müssen uns in den kommenden Jahren ohnehin sukzessive etwas einfallen lassen. Wenn man sich die Geburtenjahrgänge anschaut, wird es am Arbeitsmarkt in den nächsten fünf bis zehn Jahren sehr knapp werden. In dem Sinn braucht, glaube ich, keiner um einen Arbeitsplatz fürchten. Wir sollten künstliche Intelligenz als eine Chance begreifen. Voraussetzung ist, dass wir die Technologie in den Griff kriegen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Wordrap
- Mein Wunschberuf als Kind: Feuerwehrmann
- Die berühmten Drei für die einsame Insel: meine Familie, … mehr brauche ich nicht
- Mein Sehnsuchtsort: die Berge
- Wen ich gerne einmal treffen würde/getroffen hätte: Barack Obama
- Team Hund oder Katze: Katze
- Serientipp für ein verregnetes Wochenende: Netflix-Dokus
- Mein letzter Konzertbesuch: das Musical „Falco“
- Was ich schon immer einmal tun wollte, mich aber bis jetzt nicht getraut habe: einen Lastwagen zu lenken
- Meine „letzte“ Mahlzeit: Grillhenderl

