Veröffentlicht am 12. Juli 2025

Interview mit Wagenwerk-Inhaber Lukas Hinterberger

Was in einem Hühnerstall seinen Anfang nahm, gipfelt vorläufig in einen Drei-Millionen-Euro-Showroom

Lukas Hinterberger mit Lebensgefährtin Carina beim Eröffnungsfest des Showrooms von Wagenwerk zVg

Es sah ein bisschen nach Hollywood-Glamour aus, als das in Kematen ansässige Wagenwerk mit einem schillernden Fest sein zehnjähriges Jubiläum und die Fertigstellung des neuen Showrooms feierte. Hubschrauber vor der Tür, roter Teppich hinein in eine Glitzerwelt, die mit hochkarätigem Zauberer, Discoaffen und Tänzerinnen die exklusiven Gäste bei Laune hielt und mit edlem Buffet und ausgesuchten Cocktails verwöhnte

Handverlesen auch die Gästelis­te der „Leuchtturmveranstaltung“, wie sie der Standard betitelte. Firmeninhaber Lukas Hinterberger nahm sich für Redakteurin Karin Novak Zeit, um im luxuriösen Ambiente seines Geschäftsraumes Fragen zu seinen Anfängen, seinen Erfolgen, seinen Visionen zu beantworten. Wo viel Sonne ist, sind Schattenseiten nicht weit, dessen ist sich der 35-Jährige bewusst und erzählt, warum er sich für seine beiden kleinen Töchter (zwei Jahre und sechs Monate) eine andere berufliche Zukunft wünscht.

Sie haben Ihr Jubiläum und den Umbau mit einem glanzvollen Fest in Szene gesetzt. Was waren Ihre persönlichen Highlights?
Als Veranstalter eines solchen Events kriegt man nur wenig von den gebuchten Acts, dem Buffet, der Cocktailbar mit, weil man immer im Austausch mit den Kunden ist. Mir war es in erster Linie wichtig, jeden meiner 350 geladenen Gästen mit Begleitung persönlich willkommen zu heißen. Wir durften immerhin internationales Publikum, das teils extra eingeflogen wurde, begrüßen. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für anderes. Zum Glück gibt es zahlreiche Fotos, die ich mir anschauen kann. (lacht)

Darf man fragen, was dieses Glanzobjekt gekostet hat?
Der Ausstellungsraum beläuft sich mit all den Sonderwünschen, die wir hatten – mit den abgedunkelten Scheiben und dem aktuell modernsten Sicherheitssystem –, auf drei Millionen Euro. Darauf möchte ich mich aber nicht bis zu meinem Lebensende ausruhen. Ich skaliere dieses Objekt auf fünf Jahre. Wenn es früher passiert, gut, wenn es ein paar Jahre später ist, auch recht.

In zehn Jahren haben Sie sich als Autohändler für außergewöhnliche Sportwagen von Luxus-Marken etabliert. Wie fing alles an?
Autos haben mich schon immer fasziniert. Ich war in der Nachwuchsakademie von Ford im Jugendprogramm „Racing Rookies“ und bin im kleinen Stil Autorennen gefahren. Beruflich war es so, dass ich im Jänner 2015 mit Wagenwerk Sportiv-Cars in einem umgebauten Hendlstall in Hauersdorf bei Amstetten angefangen habe. Davor sammelte ich nach der Handelsschule Erfahrung in der Automotiv-Branche bei Mazda Lietz, Reifen Weichberger und im Autohaus Senker. Mit dieser Branchenkenntnis ging ich mit 23 Jahren in die Selbstständigkeit. Mein Fokus war immer schon auf sportlichen, außergewöhnlichen und speziellen Fahrzeugen, damals halt auch noch für die kleine Geldbörse. Mein erstes Auto war ein Golf GTI, den ich für 7.000 Euro gekauft und für 10.000 Euro verkauft habe. Meine Idee, mein Plan-Ziel für das Jubiläumsjahr daher: Begonnen mit einem Auto um 10.000 Euro und 10 Jahre später eines um 1.000.000 Euro verkaufen. Dazu recherchiere ich längst und halte Ausschau nach dem richtigen Fahrzeug, weil bei einem derartigen Investment natürlich nichts schiefgehen darf und eine entsprechende Nachfrage vorhanden sein muss.

Was war das teuerste Auto, das Sie bisher verkauft haben?
Vor Kurzem haben wir einen Ford GT Liquid Carbon um knapp unter einer Million Euro verkauft.

Wenn man sich im Showroom umsieht, lässt sich die Präferenz für Porsche erkennen. Stimmt das? Wie viele davon verkaufen Sie pro Jahr?
Ja, stimmt, das hat zwei Gründe. Zum einen bietet Porsche die größere Modellvielfalt, obwohl wir auch Ferrari und Lamborghini im Portfolio haben, für die restlichen Randmarken wie Maserati, Bentley, Aston Martin ist die Verfügbarkeit in Österreich einfach zu klein. Und zum anderen würde man schnell den Überblick verlieren, wenn man keinen klaren Fokus setzt. Mich kann man jederzeit zu irgendeinem Porsche-Modell fragen und ich kenne ziemlich alle Schwächen, Stärken, Besonderheiten davon. Das ist meine Expertise.
Pro Jahr verkaufen wir zwischen 150 und 170 Autos, was aktuell einem Jahresumsatz von 20 bis 25 Millionen Euro entspricht, Tendenz steigend.

Ein derartiger Erfolg kommt nicht von allein. Wie viele Stunden hat Ihr Tag? Worauf kommt es an?
Gerade in Zeiten von Social Media und Co., glauben viele, es kommt alles irgendwie von selbst und geht ganz easy. Ohne echte Passion, ohne echte Leidenschaft geht gar nichts. Wenn man keine Vision hat und nicht mit 100 Prozent für diese brennt, dann ist vieles zum Scheitern verurteilt. Darum bin ich einer der wenigen, der einen eigenen Fotografen angestellt hat. Die Professionalität bei Online-Auftritten ist wesentlich. Der Kunde spürt, ob man dafür lebt, und nur dann schenkt er dir sein Vertrauen. Und man muss sich auf die Bedürfnisse des Kunden einstellen. Für den Australier, Amerikaner oder Interessenten aus Dubai muss ich die verschiedenen Zeitzonen der Welt in Kauf nehmen, für den europäischen Manager, Businessman, Unternehmer muss ich mich ebenfalls zeitlich anpassen. Der hat untertags seine eigenen Kunden, Meetings, Termine und erst abends den Kopf frei, um sich mit einem Auto zu beschäftigen. Unsere Meantime beginnt daher ab etwa 17.00 Uhr und endet frühes­tens um 22.00 Uhr, geht oft auch bis Mitternacht. Mein oberster Grundsatz ist die Erreichbarkeit und das 24/7. Es gibt tatsächlich kaum einen Moment, wo ich das Handy komplett weglege, nicht einmal im Urlaub. Damit muss man sich arrangieren, das ist unser – wenig familienfreundliches – Business. Darum wünsche ich mir für meine Mädels, dass sie einmal etwas Ordentliches machen.

Kommen mit dem Erfolg auch viele Neider?
Jeder, der mich kennt, weiß, dass Neid völlig unbegründet ist oder wäre. Die Leute sehen meinen Einsatz, sehen, wenn sie um sieben in der Früh vorbeifahren, ich bin schon da, und abends um neun brennt immer noch Licht.

Kematen ist nicht unbedingt der Hotspot der Reichen und Schönen. Spielt der Standort also nur eine untergeordnete Rolle für Exklusives?
Absolut. Wir haben uns, als wir vor zwei Jahren in die Planungsphase gingen, die Frage nach der Standortbekenntnis gestellt. Wir haben praktisch keine Kundschaft in der Region. Warum machen wir das also? Das ist ein bisschen wie dieses Interview für den „Ybbstaler“. Das ist schön für die mediale regionale Präsenz, die einem Anerkennung verschafft, aber sie verschafft uns keine Kunden, unsere Kunden sind international.
Die Liegenschaft war vorhanden und sowohl Bezirkshauptmannschaft als auch Gemeinde und Anrainer kamen uns sehr entgegen bei der Nutzung und Bespielung des Grundstücks. Der Hauptgrund aber, warum wir in Kematen geblieben sind, ist mein Vater. Ich wohne seit einiger Zeit in Wieselburg, wenn also jemand schnell etwas braucht, etwa am Wochenende oder zu Zeiten, in denen ich nicht da bin, ist er in zwei Minuten zur Stelle. Er ist mein personifiziertes Back-up.

Wie sieht es beim „Spielzeug für Männer“ mit der Frauenquote aus? Steigt aufgrund der Emanzipation auch das weibliche Interesse an schnellen, exklusiven Fahrzeugen?
Die Frauenquote ist noch verschwindend gering. Ganz selten verirrt sich eine Frau zu uns, vielleicht zwei im Jahr. Ob es am Interesse oder an der Kaufkraft liegt, kann ich nicht sagen.

Gibt es ein Auto, das Sie nicht verkaufen würden, wenn man es Ihnen anbietet?
Wir sind Händler, es ist also immer eine Angebots- und Nachfrage-Situation. Ausschlaggebend für uns ist die richtige Summe. Wenn die gegeben ist, sinkt automatisch die Schmerzgrenze. Im Prinzip ist so gut wie alles ab 100.000 Euro bis zu einer Million Euro auf irgendeine Weise wieder ersetzbar. Kunden wechseln teilweise jährlich das Auto. Dann kaufen wir es – je nach Modell – wieder zurück. Manches Fahrzeug haben wir in seinem Lebenszyklus schon fünf, sechs Mal zurückgekauft. In einer Preisregion von fünf, zehn oder 15 Millionen Euro sieht das anders aus. Uniques, Masterpieces, weiß man, die kriegt man nie wieder. Ein nicht ganz so teures, aber doch ein Masterpiece ist der blaue Nissan Skyline R34 GTR, der Paul Walker gehört hat. Den musste ich aufgrund meiner Passion einfach haben. Zum Schutz als Familiengut habe ich ihn gleich meiner Tochter weitervererbt. Allerdings: Würde mir jemand 250.000 Euro auf den Tisch legen, dürfte er ihn sich trotzdem mitnehmen. Wie ich vorhin sagte: Der Preis bestimmt die Schmerzgrenze.

Das Auto von Paul Walker, ein Nissan Skyline R34 GTR zVg


Es wird gemunkelt, ein prominenter Kunde von Ihnen wäre David Alaba. Wer war Ihr bisher prominentester Verkäufer oder Käufer?

Zu solchen Fragen darf und will ich keine Stellung beziehen. Ich bin den Verschwiegenheitserklärungen verpflichtet und will mein hochkarätiges Klientel nicht vergrämen. Aber wenn wir schon bei Prominenz sind: Ich persönlich glaube, dass uns bereits prominentere Namen als David Alaba in der Vergangenheit ihr Vertrauen schenkten.

Welches Auto fahren Sie selbst?
Bis vor Kurzem einen Lamborghini Urus, momentan einen Porsche Cayenne Turbo S, aber auch das kann sich innerhalb von zwei, drei Wochen wieder ganz schnell ändern. Wie gesagt, wir sind ein Handelsunternehmen. Wenn Sie heute ein Produkt von uns möchten, dann können Sie es in-time mitnehmen und wir suchen uns wieder etwas Neues. Der Einzige, der schon seit drei Jahren vor unserer Tür steht, ist ein VW-Bus, einen Nutzesel braucht schließlich jedes Unternehmen.

Vielen Dank für das Gespräch! (In dieser Dreiviertelstunde verzeichnete das Handy von Herrn Hinterberger 24 entgangene Anrufe.)

Wordrap

  • Mein Wunschberuf als Kind: Astronaut
  • Die berühmten Drei für die einsame Insel: Handy, Ladegerät und Photovoltaikanlage, damit ich das Handy 24/7 laden kann (lacht)
  • Mein Sehnsuchtsort: Malediven
  • Wen ich gerne einmal treffen würde/getroffen hätte: Brian O’Connor alias Paul Walker, sein Auto, der blaue Nissan Skyline R34 GTR, steht bei mir
  • Team Hund oder Katze: Hund
  • Serientipp für ein verregnetes Wochenende: autoscout24.at, willhaben.at, mobile.de
  • Mein letzter Konzertbesuch: im Rahmen eines Formel-1-Wochenendes das Pop-Trio „Folkshilfe“
  • Was ich schon immer einmal tun wollte, mich aber bis jetzt nicht getraut habe: einen Flugplatz mieten und einen ganzen Tag darauf schnell und quer cruisen
  • Meine „letzte“ Mahlzeit: so etwas Banales wie Pizza, weil ich während des Jahres auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achte, um fit für den Arbeitsalltag zu sein
Veröffentlicht am 12. Juli 2025

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