Veröffentlicht am 24. Januar 2025

Interview mit Mostkönigin Elena I. aus Konradsheim

Seit Dezember 2023 ist Elena Obergmeiner (18) als niederösterreichische Mostkönigin im Land unterwegs. Gemeinsam mit ihrer Stellvertreterin Katharina I. Selner aus Purgstall adelt die gebürtige Konradsheimerin Veranstaltungen, Bälle, Mostverkostungen oder Wallfahrten und hat als Botschafterin für den Most ein Projekt für Volksschulen entwickelt, das den Kleinen die Bedeutung von Regionalität näherbringt. Redakteurin Karin Novak hat die gelernte Zahnarzthelferin, die sich erst vergangenen Herbst beruflich verändert hat und nun bei Austria Juice im Labor arbeitet, um eine Halbzeitbilanz gebeten

NÖ-Mostkönigin Elena Obergmeiner

Wie lebt es sich als gekrönte Hoheit?
Es lebt sich auf jeden Fall gut, aber ganz ohne Allüren. Weder gibt es einen Chauffeur noch eine Kammerzofe (lacht) … Im Winter ist es ein bisschen ruhiger, aber es gibt auch stressige Zeiten. Wenn ich mir meinen Terminkalender vom Vorjahr anschaue, frage ich mich, wie ich das alles untergebracht habe. Das Amt selbst ist aber total cool und echt schön. Man kommt sehr viel herum und lernt unglaublich viele Persönlichkeiten kennen. Das gefällt mir eigentlich am besten.

Was war die letzte Veranstaltung, auf der du repräsentiert hast?
Die letzte Veranstaltung war der NÖ Bauernbundball am 11. Jänner im Austria Center in Wien. Das war eine außergewöhnlich schöne Veranstaltung. Neben uns Mostköniginnen waren auch die Wein-, Wald-, Dirndl- und Milchköniginnen vertreten. Samt den Fahnenträgern haben wir uns um 17.00 Uhr zur Generalprobe getroffen und den Einzug in den Ballsaal geübt. Am Abend war dann natürlich auch die Politprominenz dabei, allen voran die Landeshauptfrau.

Verändert das aufgesetzte Krönchen etwas an der eigenen Haltung?
Man ist, glaube ich, schon ein bisschen anders. Vielleicht noch nicht während man das Krönchen aufsetzt, aber spätestens wenn man aus dem Auto aussteigt, weil man erwartet wird und die Blicke auf einen gerichtet sind. Das soll nicht heißen, dass ich mich verstelle, absolut nicht, aber man redet einfach anders als etwa mit den Freundinnen beim Mädelsabend.

Was muss man mitbringen, um sich für eine Mostkönigin zu qualifizieren?
Man sollte auf jeden Fall gerne unterwegs, offen und neugierig sein, keine Scheu vor Menschen haben und auch kein Problem damit, auf einer Bühne vor mehreren Leuten zu sprechen. Bei mir war es so, dass ich beim Ausgehen meine Vorgängerin kennengelernt und ich sie und ihr Amt sehr cool gefunden habe. Sie hat gemeint, sie würde sich bei mir melden, wenn die Stelle frei werde. Nach einem Jahr – ich hab‘ das schon völlig vergessen gehabt – hat sie über drei Ecken meine Telefonnummer herausgefunden und mich angerufen. Und ich bin tatsächlich spontan zum Casting gefahren. Chancen habe ich mir keine ausgerechnet, weil ich ja nicht einmal Mostprinzessin gewesen bin, aber irgendwie habe ich die zehn Jurymitglieder von mir überzeugt. Erst am Tag der Krönung haben wir drei verbliebenen Anwärterinnen erfahren, wer es ist. Das war schon unangenehm, zu dritt auf der Bühne zu warten, wer es nun wird.

Wie wird man auf das Amt vorbereitet?
Man erhält einen 40-seitigen Infokatalog und muss darüber einen Test bei der Bezirksbauernkammer ablegen.

Ist es von Vorteil, wenn man aus der Landwirtschaft stammt?
Das muss nicht unbedingt sein. Ich bin zwar mehr oder weniger bei meinen Großeltern am Bauernhof in Ybbsitz aufgewachsen, während meine Eltern das Elternhaus meines Vaters in Konradsheim umgebaut haben, in Konradsheim haben wir aber keine Landwirtschaft mehr. Die Liebe zu den Tieren habe ich bestimmt von der großelterlichen Mastzucht, ich selbst bin sogar im Vorstand der Jungzüchter. Schon in der Hauptschule habe ich jeden Sommer am Jungzüchtercamp teilgenommen, heute organisiere ich das mit.

Gibt es einen Lieblingsmost? Welche Getränke bevorzugt eine Mostkönigin neben dem namensgebenden Getränk?
Ja, ich mag die Speckbirne am liebsten und hin und wieder auch einmal ein Seidel Bier. Und Caffè Latte kann ich gar nicht widerstehen. (lacht)

Hat sich durch die Krönung auch das bürgerliche Leben verändert oder geht alles den gewohnten Gang?
Ja, zwar nicht übermäßig, aber doch ein wenig. Man ist zurückhaltender, auf den Ruf bedachter und agiert in der Öffentlichkeit so, dass dieser nicht geschädigt wird. Es ist wirklich erstaunlich, wie oft man erkannt wird – auch ohne Krone. Das sollte man auf keinen Fall unterschätzen. Das für mich ungewöhnlichste Erlebnis hatte ich auf Mallorca, weil ich sogar dort erkannt worden bin. Das hat mich fast ein bisserl geschreckt.

Was war das bisher aufregendste Erlebnis, das Highlight als Mostkönigin?
Mein persönlich größtes Highlight ist das Schulprojekt, das wir – also meine Stellvertreterin und ich – ins Leben gerufen haben. Rund um den Tag des Apfels im November besuchen wir Volksschulen und bringen Säfte zum Verkosten mit und erklären, wie diese aus Apfel und Birne hergestellt werden. Es ist spannend zu sehen, wie unterschiedlich der Wissensstand der Kleinen ist. Was für Kinder vom Land meis­tens völlig klar ist, insbesondere, wenn sie auf einem Bauernhof aufwachsen, ist für Kinder aus der Stadt etwas ganz Neues. Mir ist vor allem wichtig, den Kindern die Bedeutung von Regionalität näherzubringen und auch wie stolz wir auf unser Mostviertel sein können. Ich würde mir wünschen, dass unsere Nachfolgerinnen das Projekt einmal weiterführen. Besonders schön ist auch der Tag des Mostes, heuer am letzten Sonntag im April. An diesem Tag finden unglaublich viele Veranstaltungen rund um den Most statt, die meine Stellvertreterin und ich besuchen. Die sind echt empfehlenswert. Ich freu mich jedenfalls schon darauf. Dann gab es noch „Mission Most“, wo wir selber Most gepresst haben. Ein weiteres Projekt war, dass wir selbst Apfelsaft hergestellt haben. Der daraus erzielte Erlös ging an bedürftige Kinder.

Wie viel Zeitaufwand muss man einrechnen, wenn man sich für das Amt bewirbt?
Ich muss sagen, ich habe das unterschätzt. Es kommt natürlich darauf an, wie ernst man sein Amt nimmt. Ich habe zum Beispiel bis auf fünf Veranstaltungen, wo es sich zeitlich einfach nicht ausgegangen ist, alle Einladungen im Vorjahr wahrgenommen. Meiner Stellvertreterin und mir ist es auch ganz wichtig, dass wir so viel wie möglich zu zweit zu den Terminen fahren. Erstens, weil ich mich mit der Kathi irrsinnig gut verstehe und zweitens, weil man sich einfach leichter tut, wenn man wo reinkommt und sonst gar niemanden kennt.

Gibt es einen König oder wäre dieser bei den vielen Repräsentationspflichten sogar hinderlich?
Nein, es gibt derzeit keinen König (lacht), für den hätte ich überhaupt keine Zeit. Interessant ist auch, dass sich die wenigsten trauen, einen anzusprechen, wenn man die Krone trägt.

Was steht als Nächstes am königlichen Protokoll?
Im Februar und März beginnen die Mostkosten der Land­jugend. Zu den Veranstaltungen der Ortsgruppen fahren die Prinzessinnen, die Königinnen besuchen dann die Bezirksmostkosten, wo die besten Moste des Bezirks gekürt werden. Im April findet dann eben auch der Tag des Mostes statt, die Mosttaufe steht im Mai am Programm und auch eine Most­wallfahrt wird es wieder geben. Man kann sagen, im Frühjahr absolviert man zwei bis drei Termine in der Woche. Im Sommer wird es dann ein bisschen ruhiger, da hat man Zeit für Stammtische mit den Prinzessinnen, Poolpartys oder auch das eine oder andere Fotoshooting. Dazwischen gibt‘s ein paar Tage privat mit meinen Mädels auf einer Alm in der Steiermark, einen Kurzurlaub am Klopeinersee und das Woodstock der Blasmusik. Worauf ich mich aber besonders freue, ist die Exkursion mit der Landjugend Niederösterreich. Als Obmann-Stellvertreterin im Landjugendbezirk nehme ich im Mai an einer Reise nach China teil, wo wir uns vor Ort die Landwirtschaft anschauen inklusive Betriebsbesichtigungen. Das wird bestimmt interessant.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Wordrap

  • Mein Wunschberuf als Kind: Hebamme
  • Die berühmten Drei für die einsame Insel: Most, meine beste Freundin, Sonnenschirm
  • Mein Sehnsuchtsort: zu Hause bei meiner Oma
  • Wen ich gerne einmal treffen würde/getroffen hätte: Andreas Gabalier
  • Team Hund oder Katze: Hund
  • Serientipp für ein verregnetes Wochenende: Ich hab zwar wenig Zeit, aber wenn, schaue ich gerne „LoL“.
  • Was ich schon immer einmal tun wollte, mich aber nicht getraut habe: Bungee-Jumping
  • Meine Henkersmahlzeit: Schnitzel
Veröffentlicht am 24. Januar 2025

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