Kommentar von Herausgeber Leo Lugmayr über Schulbücher, Schulpflicht und Sommerferien
Es ist wohl eines der bekanntesten Lieder des österreichischen Pop-Stars Falco, das regelmäßig Ende Juni Saison hat: „Nie mehr Schule, keine Schule mehr! Denn der Umstand ist bekannt, zu viel Schule macht dich krank …“ Das Lied kam mir jedenfalls in den Sinn, als ich kürzlich eine Maturantin bei einer Altstoff-Sammelinsel traf und ihr zur bestandenen Reifeprüfung herzlich gratulierte. Sie war gerade dabei, mehrere Kisten mit Schulbüchern, Heften und Mappen sachgerecht und fein säuberlich getrennt in den Papiercontainer zu entsorgen. „Ist da nicht schade um diese vielen Bücher und die Hefte, in denen so viel Arbeit steckt?“, war meine Frage. „Das findet man alles auch im Internet, falls man es irgendwann doch wieder einmal brauchen sollte“, war die Antwort. „Stimmt“, schloss ich. Und doch ließ es mir keine Ruhe. Ich recherchierte: Die Schulbücher kosten jährlich je nach Schultyp und Schulstufe pro Schülerin oder Schüler zwischen 105 und 195 Euro Steuergeld. Bei rund 1,2 Millionen Schülerinnen und Schülern in Österreich kommt da eine feine Summe zusammen, jährlich 125 Millionen Euro. Im Schuljahr 2024/25 wurden 9,1 Millionen Schulbücher kostenlos ausgegeben. Und es wäre freilich grundlegend falsch, bei der Bildung zu sparen.
Das war ja nicht immer so. Denn erst seit 1972 gibt es die Schulbuchaktion. Etwa 493 Millionen Schulbücher wurden seither verteilt (und später entsorgt). Die Schulbuchaktion wird aus dem Familienlastenausgleichsfonds finanziert und ist damals wie heute eine wichtige Maßnahme für Bildungsgerechtigkeit. Bis 1972 herrschte zu Schulschluss ein schwunghafter Handel zwischen Schülerinnen und Schülern. Die alten Bücher wurden an nachfolgende Klassen verkauft, die eigenen für das kommende Schuljahr von Schülern aus höheren Klassen erworben. Je besser man auf sein Buch aufgepasst hatte, desto höher war der Preis, den man erzielen konnte. Oft fanden sich lange Listen von Vorbesitzern im Umschlag der Bücher. War das eine Lektion an Nachhaltigkeit und Finanzbildung?
Die Sommerferien gibt es übrigens bereits seit Kaiserin Maria Theresia, die 1774 in Österreich die allgemeine Schulpflicht eingeführt hat. Die Ferien waren dafür gedacht, dass die Kinder in den Sommermonaten bei der Erntearbeit helfen konnten. In Island gibt es aus diesem Grund bis heute sogar drei Monate Sommerferien, weil dort die Kinder in den Sommermonaten besonders unentbehrlich für die Heuernte waren.
Auch die 50-Minuten-Stunde stammt aus der Zeit Maria Theresias: Sie entsprach dem Exerziermodus des mariatheresianischen Militärs. Nachdem bei Einführung der Schulpflicht mangels Lehrpersonen vor allem ausgemusterte Unteroffiziere für den Schuldienst herangezogen worden waren, beließ man den 50-Minuten-Takt. Die Offiziere waren das so gewohnt. Dieses Zeitkorsett hat Jahrhunderte überdauert.
Der Ruf „Nie mehr Schule!“ gilt übrigens in Waidhofen nicht. Denn nach der Zeugnisausgabe begann das Kinderuniversum, bei der unter der Ägide von Stadträtin Gudrun Schindler-Rainbauer in spannenden Workshops weitergelernt wird. Und mit einer Begeisterung, der man den Schulschluss nicht anmerkt!
Jedenfalls wünsche ich allen Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern, Direktorinnen und Direktoren – und den Eltern – schöne Ferien!