Veröffentlicht am 31. Januar 2025

ÖVP bleibt „Bürgermeisterpartei“

Bezirksparteiobmann Andreas Hanger interpretierte das ÖVP-Ergebnis im Bezirk als durchwachsen. SPÖ Amstetten und Grüne zeigen sich enttäuscht, FPÖ legt flächendeckend zu, kann aber in drei Orten Mandate gar nicht besetzen. Einen Neos-Gemeinderat gibt es weiterhin nur in Amstetten

Der Allhartsberger Bürgermeister Anton Kasser, ÖVP-Bezirksobmann Andreas Hanger und ÖVP-Landesgeschäftsführer Bernhard Ebner (v. l.) präsentierten ein „durchwachsenes Wahlergebnis“ ihrer Partei, wobei wohl alle ÖVP-Bürgermeisterposten zu halten sein werden.

„Unsere Top-Gemeinden sind St. Georgen/Reith mit plus 17,6 Prozent, St. Pantaleon/Erla mit plus 16,4 Prozent, Ferschnitz mit plus 15,1 Prozent und Hollenstein mit 13,6 Prozent Zugewinn“, strich ÖVP-Bezirksparteiobmann Andreas Hanger am Sonntag­abend kurz nach Wahlschluss in Amstetten seine Best-Performer hervor, um im gleichen Atemzug jene Gemeinden zu nennen, in denen die ÖVP ihre Mandatsstände gehalten hat: Sonntagberg, Aschbach, St. Georgen/Ybbsfelde, Strengberg und Biberbach. Bezirksweit habe die ÖVP lediglich ein Minus von 4,5 %. „Was in Zeiten wie diesen verkraftbar ist“, so Hanger.

Landtagsabgeordneter Anton Kasser, der in seiner Heimatgemeinde ein Mandat an die FPÖ abgeben musste, ortet einen gänzlichen Wandel bei Gemeinderatswahlen. „2020 waren Social Media kein Thema, dieses Mal waren die sozialen Medien allgegenwärtig“, so Kasser, der aber einschränkt: „Viele Bürgerinnen und Bürger sagen bereits: Wir wollen das Aggressive nicht!“ ÖVP-Landesgeschäftsführer Bernhard Ebner relativiert: „Wir haben im Bezirk ähnlich viele Gemeinderatsmandate eingebüßt wie die SPÖ, ver­glichen mit dem Wahlergebnis 2015 liegen wir ähnlich wie damals.“

„Unser Wahlziel war es, alle Bürgermeister zu halten“, betont Hanger. Das habe man fast überall erreicht. Nur in Ernsthofen, Haag und Amstetten braucht die ÖVP Partner, um weiterhin die Bürgermeister stellen zu können. „Die ÖVP stellte mit 1.330 Kandidatinnen und Kandidaten das größte Bürgerbeteiligungsverfahren, das wir jemals im Bezirk hatten“, so Hanger.

FPÖ legt zu, SPÖ und Grüne enttäuscht

Amstettens Bürgermeister-Herausforderer Gerhard Riegler (SPÖ) macht kein Hehl aus seiner Enttäuschung: „Wir sind in der Stadt Amstetten angetreten, um stärkste Kraft zu werden. Das haben wir nicht erreicht. Es ist ein schmerzliches Ergebnis.“ Den Verlust von zwei Gemeinderatssitzen führt er darauf zurück, „dass Haberhauer den Bürgermeister-Bonus gut ausgespielt hat“. Aber nach der Wahl ist vor der Wahl. „Die SPÖ wird auch in den kommenden fünf Jahren eine starke Kraft in Amstetten bleiben!“, ist Riegler optimistisch.

„Demut“ ist das neue Wort, mit dem FPÖ-Politiker ihre Wahlerfolge weichstreicheln, so auch Alexander Schnabel: „Ich nehme das Ergebnis in Demut an. Amstetten hat sich mit der FPÖ einen Sicherheitsstadtrat gewählt“, schließt er aus dem Erfolg, angestammte zwei auf sechs Mandate verdreifacht zu haben. Ob er selbst den Stadtratssitz einnehmen wird, ließ er offen. Der in der Ostarrichi-Kaserne hauptwohnsitzende Berufssoldat überlässt die Entscheidung – nach dem „blauen Montag“ – der Bezirksparteileitung, der er als Obmann vorsitzt. Einzelne FPÖ-Gemeindeorganisationen wurden indes von ihrem Erfolg überrascht: In Biberbach, Strengberg und Viehdorf hat die FPÖ zu wenige Personen auf den Wahllis­ten, um die Mandate überhaupt besetzen zu können. Dort bleiben nun einzelne Gemeinderatsstühle für fünf Jahre frei.

Dominic Hörlezeder von den Amstettner Grünen verklärt nichts: „Wir haben Einbußen zu verzeichnen, das ist ein landesweiter Trend. In meiner Arbeit für Amstetten kann ich mir keinen Fehler vorwerfen. Ich bin der festen Überzeugung, dass Klimaschutz wichtig ist. Jetzt liegt aber der Ball beim Bürgermeister. Ich stehe natürlich bereit.“ Als auch künftig einziger Neos-Gemeinderat im Bezirk weiß der Amstettner Daniel Gieber bei der Bildung der Stadtregierung um seine Chance als Zünglein an der Waage: „Eine Dreierkoalition ÖVP, Grüne und Neos ginge sich aus. Wenn Haberhauer andere Wege geht, wäre es uns aber wichtig, dass wir den Kontrollausschuss bekommen.“

Statements der Ybbstaler Kommunalpolitiker

Der große Wahlsieger im Ybbs­tal mit einem Zugewinn von knapp 18 % kommt aus St. Georgen/Reith. ÖVP-Bürgermeis­ter Sepp Pöchhacker dazu: „In den 80er-Jahren hatten wir einmal zehn Mandate. Die aktuell elf Mandate sind also ein his­torisches Ergebnis. Wir haben uns bemüht und waren ein motiviertes Team, darum ist es schön, dass wir so einen Erfolg einfahren konnten.“

Zufrieden mit dem Wahlergebnis zeigt sich auch Hollensteins SPÖ-Bürgermeisterin Manuela Zebenholzer: „Wir haben nur wenige Prozent verloren und konnten die Mehrheit halten, da gibt es nichts zu jammern. Im Endeffekt sind die Mandate wieder so hergestellt, wie es die Jahre davor war.“ Friedrich Buder zum Wahlgewinn der ÖVP: „Wir freuen uns über den tollen Erfolg. Er ist zurückzuführen auf die gelisteten Personen, die ein breites Spektrum an Persönlichkeiten in der Gemeinde abgedeckt haben.“ David Steinbacher von der Bürgerliste FAIR zum Mandatsverlust: „Es wäre schön gewesen, wenn die Absolute der SPÖ gefallen wäre und wir dann vielleicht das Zünglein an der Waage. Uns freut aber, dass wir mit zwei Mandaten weiter im Gemeinderat vertreten sind.“ In Opponitz sowie in Ybbsitz konnte die ÖVP die Absolute halten und behält das Bürgermeis­teramt. In beiden Gemeinden legte die FPÖ jedoch zu. Hubert Haider aus Ybbsitz zu den drei dazugewonnenen Mandaten: „Der Wahltag hat gezeigt, dass die Wähler Ehrlichkeit belohnen. Wir haben immer gesagt, dass es um die Menschen geht, die wieder selbst entscheiden sollen, was vor der Haustüre passiert.“ Alice Blamauer (FPÖ) aus Opponitz: „Wir sind positiv in den Wahlkampf gestartet und wollen, dass alle Opponitzer Gehör finden und alle Anliegen in die Gemeindestube getragen werden. Das haben wir den Bürgern nahegebracht.“

Während in der Marktgemeinde Sonntagberg die ÖVP ihre Mandate klar verteidigen konnte, kam der Verlust von zwei Mandaten für die SPÖ überraschend. Spitzenkandidat Harald Matzinger dazu: „Eigentlich sind wir sehr enttäuscht. Wir sind in dieser Konstellation zum ersten Mal angetreten und sind uns keines Fehlers bewusst. Wir bedanken uns bei unseren Wählern und für das entgegengebrachte Vertrauen.“ Die beiden Mandate gingen an die erstmals in Sonntagberg angetretene FPÖ unter Rechtsanwältin Vanessa Pöttinger-Semm, die auf Anhieb 12 % erreichte: „Ich führe das auf meine Bürgernähe und meine offene Art zurück, ich war wirklich auf der Straße, bei den Bürgern.“ Dankbar zeigt sich ÖVP-Bürgermeister Thomas Raidl: „Das Ergebnis von 66,89 % der Wählerstimmen – verbunden mit 16 Mandaten im Gemeinderat und einem zusätzlichen Sitz im Gemeindevorstand – erfüllt uns mit Dankbarkeit und ist ein entsprechender Auftrag, den erfolgreichen und sachlichen Weg in unserer Gemeinde aktiv fortzusetzen. Danke an alle Sonntagberger, welche ihr Wahlrecht genutzt haben. Spezielles Danke an alle 1.521 Wähler, welche uns ihr Vertrauen gegeben haben.“

ÖVP-Bürgermeisterin Juliana Günther aus Kematen bedauert den Verlust von zehn Prozent, gratuliert aber der SPÖ zu ihrem gut geführten Wahlkampf, den SPÖ-Spitzenkandidat Matthias Fischböck ein Stück weit an seiner Person aufmacht: „Den Zugewinn führe ich auf den positiven Wahlkampf und meine Person zurück. Die Leute haben gesehen, dass wir rennen. Ich bedanke mich recht herzlich, aber das war jetzt nur eine Etappe.“

In St. Peter/Au traten erstmals vier Fraktionen an. „Trotz einer herausfordernden Ausgangslage ist es gelungen, den klaren Auftrag für unseren Kurs und unsere Arbeit in der Gemeinde zu erhalten“, so ÖVP-Bürgermeister Johannes Heuras. „Ich selbst freue ich mich sehr über 950 persönliche Vorzugsstimmen. Danke jedem einzelnen, der mir und meinem ganzen Team das Vertrauen geschenkt hat.“

Veröffentlicht am 31. Januar 2025

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