Veröffentlicht am 3. Januar 2025

Sonja Raab beendet nach 20 Jahren ihre ehrenamtliche Tätigkeit

Sonja Raab zVg

Von 2004 bis 2024 hat Sonja Raab sich ehrenamtlich um die geflüchteten Menschen im Opponitzer Gasthaus Bruckwirt gekümmert und dafür den „Woman Award“ 2012 sowie eine Nominierung zum „Löwenherz-Preis“ und eine Auszeichnung von Amnesty International erhalten. Sie hat mit Kindern aus allen Ländern Bootsfahrten unternommen, Pferdehöfe von Freunden besucht, dem Hufschmied zugeschaut, mit ihnen Pferde geputzt und Pferdepicknick gemacht, gemalt, gespielt, zum Sportplatz gebracht, Ausflüge gemacht.

Eine Weile hat sie während der Deutsch­stunden der Eltern 19 Kinder im Alter von zwei Monaten bis 17 Jahren gleichzeitig betreut und die eigenen Kinder mitgenommen, da sie anfangs noch alleinerziehend war. Nikolaus und Krampus wurden mit den Kindern zu sich nach Hause eingeladen. Sie hat mit mongolischen Buddhisten Weihnachten und Silvester gefeiert, mit Moslems gekocht und gegessen, hat von Palästinensern Fladenbrot geschenkt bekommen und von tschetschenischen Mamas selbst gemachten Frischkäse erhalten. Sie hat mit Syrern geweint, mit Georgiern gefeiert und gelacht, einen mongolischen Jungen mehrere Wochen betreut, dessen Mama ins Spital musste. Sie hat eine siebenköpfige Familie mit finanzieller Hilfe von Freunden vor der Obdachlosigkeit bewahrt, Zug- und Bustickets gekauft, Behördengänge begleitet, im Internet recherchiert, mit der Polizei telefoniert, an Vereine vermittelt. Kurden halfen ihr zum Dank Schnee schaufeln, Israelis trugen sich in ihr Gästebuch ein, eine afghanische Mama segnete sie, eine schrieb ein Gedicht für sie. Sie hat von Folter und Krieg erfahren, Kinder malten brennende Hubschrauber und Raketen, blutige Körperteile und Tränen. Sie sah private Videos aus Grosny, die ihr den Schlaf raubten und Unbekannte stahlen dieses Video. Raab organisierte jedes Jahr von September bis Dezember Warenspenden und Geldspenden und vernetzte, sammelte, lagerte, motivierte, bettelte und verteilte mit jahrelangen treuen Helfern, Freunden, Verwandten, Bekannten und Politikern.

„Wir haben Hygieneartikel, Süßigkeiten, gestrickte Socken und Hauben, Kleidung und Schuhe verteilt. Mit der Hilfe eines Fotografen haben wir ein Fotostudio aufgebaut und ihnen die Bilder geschenkt, Weihnachtslieder vorgesungen und ihnen Geld gegeben. Jetzt, nach 20 Jahren, möchte ich meine Tätigkeit beenden. Es war ein eindeutiges Zeichen, dass ich bei der Weihnachts-Beschenkung am 15. Dezember 2024 aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein konnte. Meine Helfer-Crew hat alles alleine gemeistert, ein eingespieltes Team. Vielleicht möchte es jemand anderer weitertragen. Ich wünsche mir Frieden in der Welt. Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft, mehr Zeit füreinander, weniger Hektik und Stress. Nichts von all den materiellen Dingen bleibt bestehen. Das Wichtigste wäre doch, gesund und friedlich zu leben. Und wir sind alle auf diesem einen Planeten zu Hause. Machen wir jeder für sich und jeder für ein paar andere einfach was Gutes draus. Grenzen existieren nur im Kopf“, so Raab.

Derzeit arbeitet sie an einem Buch, in dem sie über ihre Erfahrungen im Bereich der Flüchtlingshilfe berichtet.

Veröffentlicht am 3. Januar 2025

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