Veröffentlicht am 18. April 2025

Sonntagberg, so selbstverständlich?

Kommentar von Herausgeber Leo Lugmayr

Ist es Ihnen nicht auch schon einmal so gegangen: Wenn man von einer Reise – sei es Urlaub oder dienstlich – heimkommt, dann sieht man daheim im Ybbstal vieles anders. Man nimmt auf einmal viel hochwertiger wahr, was einem sonst so selbstverständlich vorgekommen ist. Ich hatte diesbezüglich vergangene Woche ein ganz spezielles Erlebnis, eigentlich deren zwei. Denn am Mittwochabend fanden die Sonntagberger Nachtgespräche statt, bei denen eine der führenden Persönlichkeiten des internationalen Kunstgeschehens, Sabine Haag, mit Nationalratspräsident außer Dienst Wolfgang Sobotka über die Rolle der Religion in der Kunst diskutierte.

Sabine Haag hat sich als Kunsthistorikerin und ehemalige langjährige Direktorin des Kunsthistorischen Museums in Wien international einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Zum Wochenende hin fand dann die neunte Kuratoriumssitzung zur Renovierung der Basilika Sonntagberg statt, an der unter dem Vorsitz von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner Diözesanbischof Alois Schwarz, der Präsident des Bundesdenkmalamtes Christoph Bazil, Abt Petrus Pilsinger, Altabt Berthold Heigl, Superior Pater Franz Hörmann, Bürgermeister Thomas Raidl und weitere Vertreterinnen und Vertreter von Land, Bundesdenkmalamt, Diözese, Pfarre und Gemeinde teilnahmen.

Dabei fiel mir eines auf: Bei beiden Veranstaltungen wurde die besondere Sichtbarkeit und landschaftliche Dominanz des Sonntagbergs hervorgehoben. Und es stimmt: Auch wenn Unsereins Gäste bekommt, macht man gerne einen Ausflug auf den Sonntagberg, weil man von dort einen so schönen Rundblick in die Alpen einerseits und bis nach Linz und bei guter Sicht in das Wald- und Mühlviertel auf der anderen Seite hat. Immer ein Highlight – und im Wirtshaus kehrt man dann gut ein.

Was uns aber ganz selbstverständlich und wenig erwähnenswert erscheint, ist der Umstand, dass man die Basilika am Sonntagberg von allen Richtungen bereits von weitem wahrnimmt; von Waidhofen genauso wie auf der Bundesstraße von Am­stetten kommend in der Heide. „Kaum ein anderes Gebäude in Niederösterreich hat so große landschaftliche Dominanz“, meinte dazu bei den Sonntagberger Nachtgesprächen die welterfahrene Kunsthistorikerin Sabine Haag. „Hier auf den Sonntagberg zu kommen, ist immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis“, drückte es wenige Tage später Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner bei der Kuratoriumssitzung aus. Der Sonntagberg sei weithin sichtbar als Monument des gebauten Glaubens und des verwirklichten Glanzes, nannte es Diözesanbischof Alois Schwarz. „Der Sonntagberg gibt weithin sichtbar Fundament, Halt und Perspektive“, brachte es Abt Petrus auf den Punkt. „40.000 bis 50.000 Pilger pro Jahr wissen das“, bestätigte Pater Franz. Nur wir, die wir den Sonntagberg täglich vor Augen haben, wissen das oft vielleicht zu wenig zu schätzen. Vielleicht liegt es daran, dass man gerne für selbstverständlich nimmt, was man täglich hat. Denn selbstverständlich ist die Dominanz des Sonntagbergs nicht, auch wenn wir uns längst an seinen Anblick gewöhnt haben.

Veröffentlicht am 18. April 2025

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