Veröffentlicht am 25. April 2025

Soviel zu Maria Seesal

Kommentar von Herausgeber Leo Lugmayr

Noch selten habe ich zu einem Leitartikel so viele Rückmeldungen bekommen wie zu jenem in der vorigen Ausgabe, in dem ich mir unter dem Titel „Sonntagberg, so selbstverständlich?“ Gedanken zum Mostviertler Wahrzeichen als landschaftsprägendes Baujuwel und geistigen Orientierungspunkt gemacht habe. Dabei habe ich anlässlich der Kuratoriumssitzung zur Renovierung der Basilika am Sonntagberg Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Bischof Alois Schwarz, Abt Petrus Pilsinger, Altabt Berthold Heigl und Superior Pater Franz Hörmann sowie Präsident der Politischen Akademie der ÖVP Wolfgang Sobotka und Kunstmanagerin Sabine Haag bei den Sonntagberger Nachtgesprächen damit zitiert, dass man aus allen Richtungen kommend den Sonntagberg schon von Weitem wahrnimmt.

Auf diesen Leitartikel sprach mich auch am Ostersonntag in Maria Seesal ein Kirchgänger an, der den „Ybbstaler“ zuvor im Café Molterer durchgeblättert hatte. Er meinte, dass neben den großen Anziehungspunkten der Region auch die kleinen Sehenswürdigkeiten wie Maria Seesal nicht übersehen werden sollten. Stimmt, dachte ich mir, denn neben der weithin strahlenden barocken Pracht des Sonntagbergs gibt es gerade im engen Tal der Schwarzois – gut im Wald versteckt – eine kleine, aber feine Wallfahrtskirche, in der das ganze Jahr über Wallfahrten auf dem Weg nach Mariazell Station machen. Auch diese Kirche ist auf ihre Art ein Juwel und bietet bei näherer Betrachtung Überraschendes. Schon die Entstehungsgeschichte durch die Notschullehrerin Helene Wochner und ihren Urenkel Peter Lehner, der allen Unbill und Privatkonkursen zum Trotz den Bau der Wallfahrtskirche vorangetrieben hat, ist einzigartig. Außergewöhnliches enthält die Kirche auch selbst, die sich über die Jahrzehnte stets weiterentwickelt hat: So sind etwa die Deckenbilder von Andreas Lengauer wunderbar gelungen. Beachtlich ist auch, dass die Kirche nicht von der Pfarre, sondern von einem Verein getragen wird. Franz Pöchhacker trägt seit Jahrzehnten dafür als „Kirchenvater“ umsichtig Verantwortung. Ehrenamt ist in Maria Seesal ein „Amt der Ehre“. Erst kürzlich wurde Maria Danner für ihre langjährigen Dienste in der Kirchenpflege und als Mesnerin geehrt.

Wer ein gelungenes Beispiel einer Schutzmantel-Madonna sehen möchte – diese Art der Mariendarstellung war besonders im Spätmittelalter üblich – findet eine zeitgenössische Ausformung durch den Ybbsitzer Bildhauer Christian Fahrenberger am Seitenaltar der Kirche. Auch die Blockkrippe aus einem Stück Zirbenholz in der Ursprungskapelle hat er geschaffen. Wer mehr wissen will, dem sei das kluge Büchlein „Wallfahrtskirche Maria Seesal“ von Dechant Pater Jacobus Tisch ans Herz gelegt, das in der Kirche aufliegt.

Dass die berühmte Biedermeier-Weltreisende Ida Pfeiffer sich in der Krumpmühle bei ihren Söhnen von Reisestrapazen erholt hat, davon zeugt der Ida-Pfeiffer-Radweg, der hier be­ginnt. Ein einzigartiges Fastenhaus – von Ulrike Ginzler und Petra Gassner fachkundig betrieben – zieht Gäste aus ganz Europa in die Seesaler Waldeinsamkeit. Gleich daneben: eine auffallende Schmiedearbeit namens „Pusteblumen“, die im Rahmen eines Praktikums von Studenten der Kunstgewerbeschule Turnov entstanden ist. Was sagt uns das alles? Besonderes findet man in der Region auch abseits der großen Sehenswürdigkeiten. Man muss nur hinschauen. Da hat der oben erwähnte Seesaler Kirchgänger recht gehabt.

Veröffentlicht am 25. April 2025

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