Kommentar von Herausgeber Leo Lugmayr
Unsere „Schofkas Hanni“ hat vergangene Woche gemeint: „Bei den Koalitionsverhandlungen stehen Schwarz-Blau vor einem Abgrund, aber vielleicht sind sie morgen schon einen Schritt weiter!“ Das war zwar im Nachhinein betrachtet recht treffend, aber so hellsichtig, wie man meinen könnte, war es dann auch wieder nicht. Wir haben der „Schofkas Hanni“ für diese Ausgabe empfohlen, nicht politisch zu sein. Apropos politisch: Ich habe am Samstagvormittag im wunderschönen Hof des Stadtcafés Hartner Innenminister Gerhard Karner mit seiner Frau getroffen. Das war Stunden vor dem schrecklichen Ereignis in Villach, er war privat in der Stadt. Ich habe ihm Fragen zu den Koalitionsverhandlungen erspart. Ein wenig auf die Zunge beißen musste ich mich dabei schon, was mir aber umso leichter fiel, nachdem ich stattdessen in einen wunderbaren tagesfrischen Faschingskrapfen beißen konnte, den mir Kellnerin Christa charmant serviert hat. Sie war übrigens so auffallend höflich zum Minister und seiner Frau, dass ich mir sicher war, dass sie ihn sofort erkannt hatte. Darin sollte ich mich aber getäuscht haben, wie sich herausstellte, weil sie ganz erstaunt war, als ich sie auf den prominenten Besuch ansprach, nachdem dieser das Kaffeehaus bereits wieder verlassen hatte. Ihre Antwort: „Wirklich? Ich bin zu jedem freundlich, ganz gleich, ob er Minister ist oder nicht!“ Unsere Kaffeehauskellnerinnen und -kellner sind schon Perlen, das muss auch einmal gesagt werden, und das gilt uneingeschränkt für alle Kaffeehäuser der Region.
Ich weiß auch gar nicht, welche Rolle Gerhard Karner bei den Koalitionsverhandlungen derzeit spielt. Angenehm fällt auf, dass er nicht dauernd mit Wortspenden an die Öffentlichkeit tritt. Und jetzt komme ich auf den Punkt: Sich zu Wort zu melden, das machen zurzeit so viele so gern und so überflüssig. Wenn ich an den Präsidenten der Industriellenvereinigung Georg Knill denke, der vergangene Woche im „Kurier“ zu einer regelrechten Tirade gegen das Scheitern von Schwarz-Blau angehoben hat. Knill wörtlich im Kurier-Interview: „Ich bin entsetzt! Mir fehlen die Attribute für meinen Gemütszustand – nämlich mitzuerleben, dass innerhalb von fünf Monaten der zweite Anlauf einer Regierungsbildung kläglich gescheitert ist. Mich schockieren die Gründe, deretwegen die blau-türkisen Verhandlungen gescheitert sind – aufgrund einer Postendiskussion.“ Jeder weiß in dieser Republik, dass bei Koalitionsverhandlungen die Sozialpartner und auch die Industriellenvereinigung immer mit am Tisch sitzen, wenn auch oft nur als „Elefant im Raum“. Das heißt, wenn nicht mitverhandelnd, dann doch unsichtbar, aber stark beeinflussend.
Das Gleiche gilt für rote und schwarze Landeshauptmänner von Vorarlberg über Kärnten bis nach Wien, die am Wochenende viel Unnötiges moniert haben. Sie alle hätten wohl bessere Kanäle, um ihre Kritik direkt an die Verhandler zu spielen, ohne öffentlich Sand in das Getriebe der Verhandlungen zu streuen.
Gerne lade ich sie alle nach Waidhofen zu einem Kaffee samt Faschingskrapfen ins Stadtcafé ein, während die Verhandler in Wien arbeiten. Damit wir endlich eine handlungsfähige Regierung bekommen. Ich habe Minister Karner beim Weggehen noch ein schönes Wochenende gewünscht. Das hatte er, wie sich bald herausstellen sollte, leider nicht.