Kommentar von Herausgeber Leo Lugmayr
Durch die Schneebrille – könnte man sagen – richtet die Skination Österreich diese Woche ihren Blick ins Ybbstal, nach Göstling. Denn auf dem Hochkar gehen die Österreichischen Alpin-Skimeisterschaften der Damen und Herren über die Bühne.
Die niederösterreichischen Ski-Asse, von denen sich in der Vergangenheit viele auf die Podeste des Weltcups, der Meisterschaften und Olympischen Spiele emporgearbeitet haben, werden ja gerne von den hochalpinen Kolleginnen und Kollegen als „Flachländler“ belächelt. Dass die Meisterschaften dennoch ins Ybbstal geholt werden konnten, bedurfte besonderer Anstrengung und vor allem eines Schulterschlusses zwischen allen Ski-Verantwortlichen der Region und der Urlaubsregion Ybbstaler Alpen.
Denn mit der Meisterschaft werden nicht nur die Siegerinnen und Sieger, sondern auch die Bilder des Ybbstals in alle Bundesländer getragen und die Region als Ski-Destination im Bewusstsein der Menschen verankert. Die Potenziale der Urlaubsregion Ybbstaler Alpen, zu der sich die Orte Göstling, Hollenstein, Gaming, Lackenhof, Lunz, St. Georgen/Reith, Opponitz, Ybbsitz und Waidhofen zusammengeschlossen haben, werden damit dem Land und der Sportwelt bewusst gemacht. Das ist vielleicht sogar wichtiger als noch so schöne Hochglanzprospekte.
Doch wie kam es zu dieser Prägung als Skiregion? Das bedurfte freilich einer langen Entwicklung der Region mit ihren Skigebieten einerseits und der Förderung von Talenten andererseits. Die Skimittelschule Göstling, die Sportmittelschule Waidhofen, aber vor allem das Ski-Trainingszentrum (TZW) an der Handelsakademie Waidhofen leisten da wichtige Arbeit. Als Skihandelsschule wurde das TZW 1971 von Direktor Josef Kornmüller gegründet und ab 1974 von Nachfolger Matthias Settele zu dem ausgebaut, was es heute ist: eine Kaderschmiede für erfolgreiche Skiläuferinnern und Skiläufer. Ein Schüler der ersten Jahre war Jimmy (Anton) Steiner, der der Ausbildung halber in den Siebzigerjahren von Osttirol nach Waidhofen übersiedelte und der von hier aus erste Erfolge feierte. Dreimal wurde er österreichischer Meister und er gewann 1982 bei den alpinen Skiweltmeisterschaften in Schladming die Bronzemedaille in der Kombination. Fünf Weltcupsiege feierte er, zudem erreichte er zweimal den fünften Platz im Gesamtweltcup. In die Geschichte der Skination hat sich der Waidhofner aber vor allem dadurch eingeschrieben, dass er bei den Olympischen Winterspielen 1984 in Sarajevo Österreichs Ehre als Skination gerettet hat, indem er das einzige Edelmetall für Österreich bei diesen Spielen heimholte. Hinter dem Amerikaner Bill Johnson und dem Schweizer Peter Müller sicherte er sich und Österreich in der Abfahrt die Bronzemedaille. In der Skihandelsschule Waidhofen war er vom Ski-Enthusiasten und Gründer der Forsteralm, Franz Forster, entdeckt und großzügig gefördert worden.
Eine weitere wesentliche Triebfeder für den Erfolg als Skiregion sind die lebendigen Skivereine wie der Skiclub Göstling-Hochkar, dem man zur Organisation der Österreichischen Alpin-Skimeisterschaften nur gratulieren kann.
Das alles muss zusammenspielen, will man als Ski-Destination erfolgreich sein. Denn – wie sagt schon der Volksmund: „Von nichts kommt nichts!“