Veröffentlicht am 4. April 2025

LK Waidhofen bleibt wichtiges Grundversorgungskrankenhaus in der Region

Landtag beschloss 150 Millionen Euro als Anschubfinanzierung für NÖ Gesundheitspakt 2040plus. Im Waidhofner Klinikum wird eine Station „Altersmedizin“ eingerichtet

Die LAbg. Bernhard Ebner (l.) und Anton Kasser sehen á la longue Verbesserungen in der Gesundheitsversorgung durch den Gesundheitspakt.

Einen Schulterschluss aller fünf im Landtag vertretenen Parteien erlebte man bei der Beschlussfassung der Anschubfinanzierung für den vergangene Woche vorgestellten Gesundheitspakt der Landesgesundheitsagentur LGA. Demnach werden die Aufgaben der NÖ Landeskliniken neu geregelt. In den Regionen werden zentrale Häuser wie Amstetten zu Schwerpunktspitälern aufgewertet. Periphere Krankenhäuser erhalten spezifische Aufgaben.

Das Landesklinikum Waidhofen etwa wird in den kommenden 15 Jahren den Schwerpunkt „Altersmedizin“ dazu bekommen, während gleichzeitig á la longue das Herzkatheter-Labor und die Urologie nach Amstetten wandern. Augenmedizin wird in Waidhofen erhalten bleiben. Der Neubau eines Pflegezentrums in Waidhofen ist damit akkordiert.

Widerstand wird vor allem gegen die Bündelung des Notarzt-Standortes in Amstetten erwartet. Diesbezüglich kursieren bereits erste Unterschriftenlisten zu entsprechenden Petitionen an die Landesregierung. „Medizin entwickelt sich rasant weiter. Alle 73 Tage verdoppelt sich das medizinische Wissen“, sagt Landtagsabgeordneter Bernhard Ebner (ÖVP), „das macht eine Bündelung und Spezialisierung nötig. Gezielt investieren und die Patientenströme koordinieren, das ist das Gebot der Stunde“, so Ebner. Landtagskollege Anton Kasser (ÖVP) ergänzt: „Die Primärversorgungseinheit wird in Waidhofen gestärkt und zeitlich wie personell bis 2028 ausgebaut. Der Gesundheitspakt ist keine Einsparung, sondern eine Bündelung der Versorgungskräfte.“

Personalmangel bei der Ärzteschaft und im Pflegedienst

Um seinen Arbeitsplatz braucht in der Belegschaft des Krankenhauses Waidhofen niemand zu fürchten. Denn es ist gerade der Personalmangel bei der Ärzteschaft und im Pflegedienst Argument für eine Bündelung der Versorgungsangebote. „Die Zentrierung der Notarztstationierung in Amstetten wird durch Ausbau der Notarzt-Hubschrauber kompensiert“, betonen Kasser und Ebner. Der Stützpunkt des Chris­tophorus 15 in den Ybbsitzer Bergen ist von Änderungen nicht betroffen. „Durch Investitionen in die technische Ausrüstung werden die Flugretter in Zukunft auch in der Nacht, bei Nebel und schlechter Sicht einsatzbereit sein“, sagt Ebner. Wodurch auch Notfälle im Oberen Ybbstal rasch in entsprechende Schwerpunktkrankenhäuser geflogen werden können.


Interview mit der Kollegialen Führung des Landesklinikums Waidhofen

Die notwendigen Weichen, die mit dem Gesundheitspakt 2040plus gestellt werden, sichern die medizinische Versorgung der Niederösterreicher auf lange Sicht. Veränderungen verunsichern jedoch im ersten Moment – sowohl Bevölkerung als auch Betroffene. Redakteurin Karin Novak hat bei der Kollegialen Führung des Landesklinikums Waidhofen – Ärztlicher Leiter Primarius Stefan Leidl, Kaufmännische Direktorin Jacqueline Kreismayr und Pflegedirektorin Doris Fahrnberger-Schober – nachgefragt, wie sich die Maßnahmen auf das Haus und die Region auswirken.

Welche konkreten Auswirkungen hat der Gesundheitspakt 2040plus auf das Landesklinikum Waidhofen?
Doris Fahrnberger-Schober: Die Gesundheitsversorgung im Mostviertel – wie im gesamten Bundesland – steht vor einer der größten Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte: steigender Pflegebedarf, massive Pensionierungswellen und eine alternde Bevölkerung. Der Gesundheitspakt schafft die Rahmenbedingungen, um die medizinische und pflegerische Versorgung langfristig zu sichern und gibt uns somit ein Zielbild vor. Die Gesundheitsversorgung im Mostviertel wird neu ausgerichtet, um höchste medizinische Qualität mit einer effizienten Nutzung der Ressourcen zu verbinden.
Stefan Leidl: Das Landesklinikum Waidhofen ist und bleibt ein Klinikum mit einer wichtigen Grundversorgungsfunktion. Das bedeutet eine umfassende Erst- und Akutversorgung sowie Basisleistungen in den Bereichen Innere Medizin und Allgemeinchirurgie. Ergänzt wird dieses Angebot durch Anästhesie- und Intensivmedizinische Leistungen, eine radiologische Basisdiagnostik, ein modernes Labor sowie eine physikalische Therapie. Seit zehn Jahren besteht eine enge und erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen den Klinikstandorten Waidhofen und Amstetten im Fachschwerpunkt Orthopädie und Traumatologie. Gemeinsam gewährleisten beide Standorte an 365 Tagen im Jahr die unfallchirurgische Versorgung der Bevölkerung im Mostviertel – eine starke und bewährte Struktur, die für höchste Patientensicherheit sorgt.

Welcher Schwerpunkt – abgesehen von der Augenheilkunde, wo das LK Waidhofen schon das südwestliche Niederösterreich abdeckt – wird Waidhofen zugeordnet?
Stefan Leidl: Durch die gezielte Zusammenarbeit mit Amstetten, den Aufbau einer Abteilung für Akutgeriatrie und Remobilisation und die Einführung neuer Versorgungsmodelle bleibt das Klinikum eine zentrale Säule der Gesundheitsversorgung im Mostviertel. Die Zukunft des Klinikums ist klar definiert: wohnortnahe, hochwertige medizinische Versorgung, enge regionale Zusammenarbeit und eine kontinuierliche Weiterentwicklung zum Wohle der Patientinnen und Patienten. Waidhofen bietet insbesondere im tages- und wochenklinischen Bereich eine hochqualitative, wohnortnahe Versorgung. Diese Struktur ermöglicht eine optimale Betreuung von der Erstversorgung bis zur Nachsorge – mit kurzen Wegen und bestmöglicher medizinischer Qualität. Die Zusammenarbeit mit dem Landesklinikum Amstetten wird in Zukunft gemeinsam entwickelt, das bedeutet der Fachschwerpunkt für Urologie und das seit 2008 etablierte Herzkatheter-Labor werden in das Schwerpunktklinikum Amstetten integriert, bis dahin ist die Versorgung im Landesklinikum Waidhofen gesichert.

Wann wird mit der Umsetzung dieser Maßnahmen begonnen?
Jacqueline Kreismayr: Der Gesundheitsplan NÖ stellt ein Zielbild 2040+ dar, das heißt, Veränderungen in der bisherigen Struktur werden erst dann getroffen, wenn bessere Varianten bereits bereitstehen.

Welche Auswirkungen haben die beschlossenen Maßnahmen auf das Krankenhauspersonal? Müssen manche – vor allem Pflegebedienstete – befürchten, versetzt zu werden?
Doris Fahrnberger-Schober: Die geplanten Maßnahmen im Rahmen des NÖ Gesundheitsplans sind darauf ausgerichtet, die Versorgungssicherheit langfristig zu gewährleisten und gleichzeitig das Personal bestmöglich einzusetzen. Ziel ist es, bestehende Arbeitsplätze zu sichern und neue Entwicklungsmöglichkeiten zu schaffen – nicht, Unsicherheit zu erzeugen. Vielmehr entstehen durch Spezialisierung und moderne Versorgungsstrukturen neue Karrierewege und Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Zusätzlich gibt es eine Jobgarantie vonseiten der NÖ LGA, das heißt niemand muss sich um seine oder ihre Anstellung Sorgen machen.

Gerade die Pandemie hat gezeigt, Pflege ist systemrelevant. Der erste Applaus ist längst verhallt, sogar Übergriffe mussten bewältigt werden. Welche Maßnahmen werden getroffen, um die Pflege von Patienten zu sichern?
Jacqueline Kreismayr: Die Sicherstellung der Versorgung ist eine der zentralen Aufgaben der kommenden Jahre. Der Gesundheitsplan setzt auf nachhaltige und zukunftsweisende Lösungen, um alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestmöglich zu unterstützen und die Versorgung langfristig zu sichern. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, diesen Wandel aktiv zu gestalten und uns optimal für die Zukunft aufzustellen. Um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden, investieren wir gezielt in hochwertige Ausbildungsmodelle.
Doris Fahrnberger-Schober: Mit dem Bildungscampus Mostviertel und dem dislozierten FH-Standort schaffen wir optimale Voraussetzungen für die Aus- und Weiterbildung zukünftiger Pflegekräfte. Neue Ausbildungsmodelle und Erweiterung der Berufsbilder wie OTA und Advanced Practice Nurses werden forciert und schrittweise in den Kliniken implementiert, um spezialisierte Pflegekompetenzen zu stärken bzw. die Pflege zu entlasten. Neben der Ausbildung ist es essenziell, Pflegeberufe noch attraktiver zu gestalten. Innovative Arbeitszeitmodelle stehen im Fokus – im LK Waidhofen setzen wir mit der geteilten Führung ein völlig neues Konzept um, das die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben verbessert. Digitale Unterstützung ist ein entscheidender Faktor, um administrative Aufgaben zu minimieren und Pflegekräfte zu entlasten.
Jacqueline Kreismayr: Mit NÖKIS haben wir dazu vorige Woche das Kick-off-Meeting gestartet – ein wichtiger Meilenstein in Richtung Digitalisierung und Effizienzsteigerung. Der NÖ Gesundheitsplan setzt auf eine gezielte Schwerpunktbildung und enge Kooperation zwischen Kliniken, um Personal bestmöglich einzusetzen und eine optimale Patientenversorgung zu gewährleis­ten, das bedeutet, Spezialisierung und Vernetzung zur Entlastung. Durch eine bessere regionale Vernetzung können Personalressourcen gezielt gesteuert und Engpässe effizient ausgeglichen werden.gesteuert und Engpässe effizient ausgeglichen werden.
Stefan Leidl: Die Kollegiale Führung ist der Meinung, dass die Bevölkerung die Gewinner des Gesundheitsplanes sein sollen.

Wir danken für das Gespräch!

Die Kollegiale Führung des Landesklinikums Waidhofen, v. l: Pflegedirektorin Doris Fahrnberger-Schober, Ärzlicher Leiter Primarius Stefan Leidl sowie die kaufmännische Direktorin Jacquline Kreismayr. © Landesklinikum
Veröffentlicht am 4. April 2025

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