Der Gesundheitspakt „2040plus“ habe weitreichende Folgen für das Waidhofner Landesklinikum und die Gesundheitsversorgung der Region, befürchten langgediente Mediziner

Die Primarärzte Alfred Lichtenschopf und Martin Gattermeier, der ehemalige Vorstand der NÖ Landesgesundheitsagentur und Geschäftsführer der NÖ Landeskliniken-Holding Helmut Krenn, der Allgemeinmediziner Gerhard Gattringer und der ehemalige Ärztliche Leiter des Waidhofner Krankenhauses Rudolf Aschauer informierten am Montag vor Sitzungsbeginn des Waidhofner Gemeinderates die Mandatare des Stadtparlaments über die weitreichenden Folgen der Gesundheitsreform des Landes NÖ, die in den kommenden beiden Jahrzehnten einschleifend umgesetzt werden soll.
Neuausrichtung auf Akutgeriatrie
Der Plan sieht eine Neuausrichtung des Waidhofner Landesklinikums als Akutgeriatrie mit Notfallseinheit in Hinblick auf den Neubau des Altenwohnheims mit Remobilisierungseinheit vor. À la longue würde das die Absiedelung der Kardiologie (Herzkatheter, Schrittmacher, Herzklappenerkrankungen …) und in der Folge auch der Chirurgie und Urologie bedeuten. Auch die Schließung des Notarztstützpunktes steht im Raum. Der Aufbau einer Herzkatheterambulanz war bereits in den Siebzigerjahren durch Rudolf Aschauer angestoßen und in der Folge durch Martin Gatterbauer über Jahrzehnte weiterentwickelt worden und gilt heute als ein medizinisches Kompetenzzentrum mit großer Strahlkraft weit über Niederösterreichs Grenzen hinaus.
Die fünf Gesundheitsexperten stellten die Folgen der Reform aus ihrer Sicht dar und urgierten eine neuerliche Diskussion und fachliche Hinterleuchtung des Gesundheitspakets 2040plus in Hinblick auf Waidhofen und das Ybbstal. Sie warnen davor, das Waidhofner Spitalsangebot zu zerschlagen. Dass bei der Formulierung des Gesundheitspaketes nicht alles auf seine Wirkung hin durchgedacht worden sei, meinten die Ärzte gegenüber den Gemeinderäten.
Kosten und Kompetenzverlust durch Absiedelung
Eine Verdreifachung der Belegszahlen auf der urologischen Station, eine Verdreifachung der dortigen Operationszahlen und weitere Verdreifachung der Zahl bei den stationären Aufenthalten in den vergangenen vier Jahren sprächen hier eine deutliche Sprache, so die Ärzte. Man befürchte eine scheibchenweise Reduktion des medizinischen Angebots in Waidhofen nach dem Vorbild, wie dies bereits in Eisenerz geschehen ist. Krenn argumentierte, dass auch vom kaufmännischen Standpunkt gesehen die im Gesundheitspakt formulierten Entwicklungsziele keine finanziellen Einsparungen brächten, wenn man die entsprechenden Stationen in Amstetten baulich wie personell neu entwickeln müsste. „Es war ein konstruktives Gespräch und wir haben ein gutes Gefühl, dass aufmerksam zugehört worden ist und sich alle Fraktionen für unsere Darstellung offen zeigten“, sagte Alfred Lichtenschopf im Anschluss an das Gespräch. „Wir sind Experten und wir kämpfen nicht gegen die Politik, sondern für die Menschen in der Region“, so Lichtenschopf.
Es folgt ein ausführliches Interview: „Der Ybbstaler“ bringt in der nächsten Ausgabe eine detaillierte Darstellung der Auswirkung des Gesundheitspakts 2040plus auf die Zukunft des Waidhofner Krankenhauses in Form eines Interviews mit den Proponenten der Ärzteschaft. Das Interview wird im Vorfeld ab Donnerstag bereits online auf www.der-ybbstaler.at zu lesen sein.