Interview mit Matthias Settele

Der in Waidhofen geborene Medienmanager Matthias Settele ist einer der profundesten Kenner und Könner des Fernseh- und Mediengeschäfts mit weitreichender internationaler Erfahrung. Er begann seine Karriere als Reporter beim ORF. Der studierte Germanist und Historiker stieg rasch auf zum Bürochef des damaligen ORF-Generals Gerhard Zeiler. Es folgten sieben Jahre bei RTL Television in Köln, wo er als Produktionschef Budgets im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich verantwortete. Er ist Gründungs-CEO von SetTeleEntertainment, ein Beratungsunternehmen, das in ganz Europa Leistungen anbietet. Er hatte Interimsmanagerpositionen in Kroatien, Mittel- und Osteuropa sowie Skandinavien und im Baltikum inne. Von 2013 bis 2023 war Matthias Settele Generaldirektor von TV Markiza, der führenden Fernseh- und Streaminggruppe in der Slowakei.Herausgeber Leo Lugmayr hat den geborenen Waidhofner, der im Rahmen des Literaturzyklus „Lesezeichen“ sein neues Buch vorstellen wird, vorab zum Gespräch eingeladen.
Herr Settele, Sie sind europaweit ein gefragter Fachmann mit vielfältiger Erfahrung im Medienbereich. Nun legen Sie schon das zweite Buch vor, das sich sehr persönlich mit der kleinen Welt in Waidhofen auseinandersetzt. Wie geht das zusammen?
Settele: Es ist wohl so, dass man, je weiter man in die Welt hinausgeht, umso mehr den Mikrokosmos des Ortes, wo man aufgewachsen ist, schätzt, vielleicht auch ein wenig verklärt. Mein Vater hat lange vielbeachtete Lesungen gemacht, dabei wirkungsstark Balladen vorgetragen, Gedichte rezitiert und auch prägende Zeilen zu Waidhofen geschaffen. Ich wollte auch etwas Eigenes zu meiner Heimatstadt machen. Vielleicht ist es so einfach zu erklären.
Sie haben gerade das Buch zur letzten Lesung herausgebracht.
Settele: Genau, etwas verspätet, aber im Vorjahr habe ich so viele Rückmeldungen bekommen, dass es mich angespornt hat, die Lesung als Buch herauszubringen und für dieses Jahr erneut zur Feder zu greifen und wieder eine Geschichte zu verfassen, die Altes ausgräbt und Erinnerungen festhält, aber stets mit einem Augenzwinkern.
Das Buch ist reich mit Bildern illustriert.
Settele: Mit den Bildern ist es zusätzlich möglich, Erinnerungen mit der Gegenwart in Abgleich zu bringen und damit Unterschiede, Entwicklungen und auch ein wenig Nostalgie sichtbar zu machen. Dadurch entsteht ein Dialog aus Bildern und Texten. Das interessiert mich. Und das können Waidhofnerinnen und Waidhofner vielleicht auch genießen. Tatsächlich war es so, dass der Text im Kopf schon mit den Bildern entstanden ist. Ich denke an die Orte in meiner Fantasie und dann kommt der Fototag, an dem wir mehr als 100 Bilder machen, in Konditoreien, in den Geschäften, in den Wirtshäusern, soweit diese noch erhalten geblieben sind. Die Änderungen sind subtil, aber deutlich: So war etwa Radfahren auf dem Buchenberg in meiner Kindheit streng verboten. Es waren auch weder die Wege noch unsere Räder dafür geeignet. Wir haben es trotzdem getan. Heute wirbt die Region mit Radwegen.
Ist für Sie, der Sie in der sich ständig in Weiterentwicklung hastenden Medienwelt tätig sind, das Schreiben eines Buches ein Ausgleich?
Settele: Genau, das ist es auch, aber nicht nur. Literarisches Schreiben verbindet Ausgleich, Erinnerung und Fantasie für mich.
Bei den Waidhofner Lesezeichen werden Sie das Buch „Was geschah in der Hammergasse?“ vorstellen. Wie entstand der Titel?
Settele: Bei der Hochzeit meiner Schwester haben wir das Lied von den lustigen Hammerschmiedgesellen angestimmt. Und ich bin dort um die Ecke aufgewachsen. Damit hat sich das gut als Ausgangspunkt für meine „Cold Case“-Spurensuche angeboten. In den vergangenen Wochen war die Auflage des ersten Buches schnell ausverkauft. Zur Lesung gibt es nun das zweite Buch. Ende April kommt es heraus. Es wird wieder in der Bücherecke zu haben sein.
Und was geschah wirklich in der Hammergasse?
Settele: (lacht) Das verrate ich am Sonntag, 27. April, bei der Lesung im Schloss Rothschild.
Insgesamt sind in Waidhofen bei der literarischen Serie „Lesezeichen“ 17 Lesungen in vier Tagen anberaumt. Zu viel für eine Stadt wie Waidhofen?
Settele: Es ist wirklich beindruckend, was das Kulturamt diesbezüglich auf die Beine gestellt hat. Eine riesige Bandbreite wird so abgedeckt, und es kommen wirklich schriftstellerische Größen in die Stadt. Das ist echte Vielfalt, Hut ab!
Waidhofen hat in den vergangenen sechs Monaten eine Stadtschreiberin engagiert und sucht aktuell eine neue Person. Trägt sich das gut für eine Stadt dieser Größe?
Settele: Absolut, eine gute Idee. Es ist interessant, wenn der literarische Blick von außen auf die Innensicht der Stadt und der Region trifft. Spannend!
Ihr Firmenname lautet „SetTele“. Dabei stellt sich heraus, dass Ihr Familiennamen schon so etwas wie eine Prophezeiung für Ihren späteren Beruf war. Der Mensch, der im Fernsehbereich – Tele – Karriere gemacht hat und darin Services anbietet, die sich stets „am Set“, ebenfalls ein starker Medienbegriff, bewehren müssen: „SetTele“, die Verschränkung. Wie kamen Sie darauf?
Settele: Als ich einen Namen für die Firma suchte, habe ich im Freundeskreis gestreut, dass ich jene Person, die den besten Vorschlag macht, zu einem Abendessen einlade. Mein Vater hat ganz tolle lateinische und griechische Ausdrücke vorgeschlagen. Ein Freund hat lapidar gemeint: „Nimm deinen Namen, da steckt ja schon alles drin: Set und Tele!“ Das war es dann. Meinen Vater habe ich trotzdem zu einem Abendessen eingeladen (lacht).
Wir freuen uns auf die Lesung am 27. April um 11.00 Uhr im Schloss Rothschild.