Kommentar von Herausgeber Leo Lugmayr
Die Frage ist schon falsch. Richtigerweise müsste sie lauten: Wie geht es uns? Denn die Wirtschaft für sich allein gibt es ja nicht. Kurz eine Definition aus dem renommierten Gabler Wirtschaftslexikon: „Die Wirtschaft, auch Ökonomie genannt, besteht aus Einrichtungen, Maschinen und Personen, die Angebot und Nachfrage generieren und regulieren. Einrichtungen sind Unternehmen, Betriebe und Haushalte.“ Oder noch kürzer ausgedrückt: „Wirtschaft ist die Gesamtheit aller Einrichtungen und Handlungen, die der planvollen Befriedigung der Bedürfnisse dienen.“
In beiden Beschreibungen kommt klar zum Ausdruck, wie verflochten Gesellschaft, Konsum, Arbeit und Betriebe sind. Also noch einmal: Wie geht es uns? Jetzt könnte ich das Feld für Jammern oder Nörgeln öffnen, dass Inflation zu unkontrolliert, die Energiepreise zu hoch, Abgabenerhöhungen zu steil sind, das tue ich aber nicht. Im Gegenteil: Kürzlich traten Obmann Gottfried Pilz und Bezirksstellenleiter Andreas Geierlehner von der Amstettner Wirtschaftskammer zum Jahresauftakt mit recht erfreulichen Analysen an die Öffentlichkeit. Demnach steht es um die Wirtschaft im Bezirk eigentlich sehr gut. Die Leitbetriebe brummen und sind regelrechte Motoren für die Region, die Klein- und Mittelbetriebe haben durchwegs gute Auftragslagen und bieten Services auf hohem Niveau. Sie sind wertvolle Arbeitgeber, Regionalversorger und Leuchttürme im ländlichen Raum. Die innovative Gründerszene lebt, jedes Jahr kommen allein im Bezirk Amstetten rund 500 Betriebsgründungen dazu. Letztere sind freilich zumeist sogenannte Ein-Personen-Unternehmen, daher auch die hohe Anzahl. Aber gerade der Umstand, dass sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten jedes Jahr Hunderte zum Großteil junger Leute in der Region in die risikoreiche Unternehmensgründung wagen, sagt viel über den Mut und die Zuversicht dieser Gründerinnen und Gründer, aber andererseits auch über das wirtschaftliche Umfeld aus, wo sich die Firmengründer ja ihre Chancen sehen und Aufträge von Unternehmen wie Konsumenten erwarten. Wie vielfältig die Gründungsszene im Ybbstal ist, hat man beim Waidhofner Neujahrsempfang von Bürgermeister Werner Krammer vor Augen geführt bekommen, wo Firmengründer und -gründerinnen auf die Bühne gebeten wurden.
Was hat aber die Arbeitnehmerschaft davon? Der Bezirk hat gemeinsam mit der Stadt St. Pölten das höchste Medianeinkommen in NÖ. Das Mostviertel ist beim Einkommensniveau gegenüber den anderen Landesvierteln einsame Spitze. WK-Obmann Pilz und Bezirksstellenleiter Geierlehner teilten glaubhaft mit, dass steigende Verbürokratisierung eine große Last für Unternehmen bedeutet. Jeder 15. Beschäftigte im Bezirk ist im Schnitt allein mit Bürokratie beschäftigt, das sind sieben Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die sonst wohl für eine Steigerung von Produktivität und Wertschöpfung eingesetzt werden könnten.
Einer kommenden Regierung sei ins Stammbuch geschrieben: Wenn schon Sparen, dann gleichzeitig Betriebe von Bürokratie entlasten, denn nur so kann man den Wirtschaftsmotor am Brummen halten. Damit gesichert bleibt, was WK-Obmann Pilz so ausdrückte: „Geht es der Wirtschaft gut, geht es allen gut!“