Veröffentlicht am 15. Oktober 2024

Wolf riss erneut 14 Schafe

Der Wolfsriss in Ybbsitz ist der bisher gravierendste Vorfall im Bezirk Amstetten. © Archiv

Blutbad auf einer Weide in der Großprolling

Ybbsitz. In der Nacht auf Samstag hat ein Raubtier in einer Schafherde in Großprolling ein Blutbad angerichtet. Es dürfte sich um denselben Wolf handeln, der zuvor schon in Ybbsitz und mehrmals in Hollenstein zugeschlagen hat

Noch steht es amtlich nicht fest, aber alle Indizien weisen darauf hin: In der Nacht auf Samstag trieb ein Wolf in der Ybbsitzer Großprolling erneut in einer Schafherde sein Unwesen. Aus einem Bestand von 43 erwachsenen Tieren fielen ihm 14 Schafe zum Opfer.

Betroffen ist die Herde von Alfred Oismüller. Er ist erfolgreicher und anerkannter Schafzüchter in Ybbsitz. Dieser Samstag wird ihm lange in Erinnerung bleiben. „In der Früh hat mich ein Nachbar angerufen und mir mitgeteilt, dass es auf meiner Weide mehrere tote Schafe gibt“, erinnert er sich. Tatsächlich musste er in der Folge feststellen, dass fünf Schafe bereits tot und weitere neun so schwer verletzt waren, dass sie notgeschlachtet werden mussten. Die Amtstierärztin des Bezirks Amstetten nahm noch am selben Tag Gewebeproben, um mittels DNA-Prüfung festzustellen, ob es sich um denselben Wolf handelt, der auch schon zuvor in Ybbsitz und in Hollenstein Schafe gerissen hat. Um das sicher feststellen zu können, dauert das aber rund zwei Wochen.

Der Umstand, dass der Wolfsriss nur rund 50 Meter neben einem Gehöft und in der Nähe einer Siedlung stattgefunden hat, weise laut Bürgermeister Gerhard Lueger darauf hin, dass der Wolf die Scheu vor bewohnten Gebieten verloren hat.

Auch Friedrich Hinterleitner, Leiter der Bezirksforstinspektion Amstetten, zeigt sich angesichts dieses Wolfsrisses besorgt: „Es ist wirklich ein gravierender Vorfall und vom Ausmaß her der schwerste, den wir bislang im Bezirk hatten.“ Nach den Rissen in Hollenstein und Ybbsitz sei der Wolf offensichtlich bei Schafen auf den Geschmack gekommen. Obwohl der Wolf nur selten von Wildkameras gesichtet wird, wagt er sich des Nächtens nahe an die Siedlungen heran. Alles zusammen ist aber noch kein ausreichender Grund, das Tier zu entnehmen.

Bezirksbauernkammerobmann Mario Wührer nennt den Vorfall ein Massaker: „Jetzt geht es darum zu prüfen, inwieweit die Gesetzeslage es zulässt, den Wolf zu entnehmen.“ Wührer hofft, dass im Dezember der Schutzstatus für den Wolf herabgesetzt wird, und dass man ab Jänner eine Handhabe bekommt, seitens des Landes die Gesetzgebung entsprechend nachzuschärfen, um Problemwölfe bekämpfen zu können. „Jetzt muss die Politik handeln, zuerst in Brüssel, dann in Wien und schließlich in St. Pölten“, sagt Wührer.

Vor allzu schnellen Reaktionen warnt Wührer aber. „Die Leute vertrauen darauf, dass man gerade jetzt einen kühlen Kopf bewahrt. Alle sind aufgefordert, den gesetzlichen Gegebenheiten der gültigen Wolfsverordnung zu folgen“, so Wührer.
Schafbauer Alfred Oismüller hält jedenfalls seither seine Schafe im Stall, obwohl die Weidehaltung für Tiere und Betrieb günstiger wäre. Alle Tiere, auch die notgeschlachteten, wurden inzwischen von der Kadaververwertung abgeholt. Was neben dem finanziellen Schaden bleibt, ist die Verunsicherung des betroffenen Bauern und ein emotionaler Schaden.

Veröffentlicht am 15. Oktober 2024

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