Zu zwei Wolfsattacken auf Schafe kam es vergangene Woche in Hollenstein. Die Behörde untersucht den Fall.

Große Unsicherheit herrscht aktuell in Hollenstein, nachdem ein Wolf ein Mutterschaf getötet und sechs Lämmer gerissen hat. Weitere zwei Mutterschafe mussten aufgrund der schweren Verletzungen durch den Wolf notgeschlachtet werden.
Der erste Vorfall geschah in der Nacht auf Montag in der Vorwoche am Königsberg, dem ein Mutterschaf zum Opfer fiel. Der zweite Vorfall ereignete sich in der darauffolgenden Nacht, wo acht Schafe – sechs Lämmer und zwei Mutterschafe – gerissen wurden. Dabei war es bereits bekannt, dass sich ein Wolf – es handelt sich wahrscheinlich um ein einzelnes Tier – seit etwa drei Monaten in der Region aufhält. Wolfsrisse an Rehen waren am Prochenberg in Ybbsitz und im Oberen Ybbstal festgestellt worden. In St. Georgen/Reith war der Wolf von einer Wildkamera erfasst worden.
Der Hollensteiner Landwirt Georg Schnabler ist einer der vom Wolfsriss Betroffenen. „Es ist nun das erste Mal passiert, dass der Wolf Schafe gerissen hat. Was aber besonders stutzig macht, ist der Umstand, dass in unserem Fall die Risse in nur 50 Metern Entfernung vom Hof stattgefunden haben. Das deutet darauf hin, dass das Tier wenig Scheu vor bewohnten Gehöften hat. Er wird frecher“, sagt Schnabler. „Die Schafe sind seither verstört und wollen gar nicht mehr hinaus auf die Weide“, so Schnabler, der die Milchschafe sonst nur zum Melken in den Stall holt. In Hollenstein sind derzeit 300 bis 400 Schafe auf Weiden. Nach den Vorfällen sind von der Amstettner Amtstierärztin nun Proben genommen worden, um mittels DNA-Analyse festzustellen, ob es sich um einen oder mehrere Wölfe handelt oder ob man den Wolf von anderen DNA-Proben schon kennt. Verletzungen und Vorgehen der Tötungen deuten aber jedenfalls darauf hin, dass das Tier ein junger Einzelgänger ist.
Hollensteins Bürgermeisterin Manuela Zebenholzer zeigt sich besorgt, appelliert aber an Ruhe und Besonnenheit. „Es gibt klare gesetzliche Vorgaben und Regelungen, Panik ist fehl am Platz. Nach der NÖ Wolfsverordnung gibt es klare Kriterien, die eintreffen müssen, damit man einen Wolf entnehmen kann.“
Herdenschutzzäune sind in gebirgigem Gelände schwierig
Eine gezielte Maßnahme gegen Wölfe ist der Herdenschutz mittels Wolfszäunen. Seitens des österreichischen Staates werden Herdenschutzzäune finanziell unterstützt. „Es bedarf eines vierlagigen Elektrozauns, dessen Erbauungskosten zu 80 % vom Bund ersetzt werden“, sagt Zebenholzer. „Allein die Errichtung solcher Zäune in bergigem Gelände ist schwierig, da der Abstand des mit 3.000 Volt beschickten Zauns zum Boden unregelmäßig ist und leicht ein Erdschluss auftreten kann, der den Zaun unwirksam macht“, sagt Schnabler. „Bisher haben wir Zäune gebaut, damit die Schafe nicht ausbrechen, jetzt brauchen wir Zäune, dass der Wolf nicht eindringt“, so Schnabler.
Es soll kein Politikum daraus gemacht werden
Bezirksforstinspektor Friedrich Hinterleitner appelliert, die Wolfsangelegenheit emotionsfrei zu betrachten. „Es gibt klare Regelungen, die es zu beachten gilt. Die Kriterien für eine Entnahme des Wolfes ist nach derzeitiger Lage noch nicht gegeben. Es würde jedenfalls helfen, wenn alle Wolfssichtungen an Gemeinde, Bezirkshauptmannschaft oder Land gemeldet werden. Das hilft bei der Einschätzung!“ Hinterleitner weist jedoch auch darauf hin, dass Wolfsattacken auf Menschen in Mitteleuropa nicht bekannt sind. Hinterleitner: „Man muss aber beobachten, wie sich der Wolf weiter verhält.“
Der Waidhofner Bauernkammerobmann Mario Wührer fordert von allen Seiten, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Sachlage zu bewerten. „Sollte sich herausstellen, dass es sich um ein Tier mit problematischem Verhalten handelt, zeigt die Gesetzeslage auch den möglichen Weg einer Entnahme klar vor.“ Wührer fordert aber auch, dass der von der Europäischen Union erst vor zwei Wochen erneuerte Schutzstatus des Wolfes relativiert wird. „Wenn Bauern in unserer Region ihre Tiere nicht mehr austreiben können, ist es um die Almwirtschaft geschehen. Das ist weder im Sinne der Bauern noch der Gäste, die im Rahmen eines sanften Tourismus in die Region kommen“, so Wührer. Gleichzeitig warnt er vor Populismus bei diesem Thema: „Wir müssen klare Schritten setzen, aber es dauert in der Demokratie auch seine Zeit.“
Für Landtagsabgeordneten Anton Kasser war es nur eine Frage der Zeit, bis der Wolf auch in unserer Region ankommt. „Wichtig ist, dass die Landwirte gut begleitet werden, damit man die Unsicherheit bei Landwirten und die Ängste der Bevölkerung ernst nimmt.“ Panik sei jedenfalls kein guter Ratgeber. Die umgehende Aufhebung des Schutzstatus des Wolfs fordert indes der freiheitliche Landwirtschaftssprecher Alexander Schnabel. „Die Möglichkeiten, die mit den üblichen Herdenschutzmaßnahmen zur Verfügung stehen, können allesamt leicht von Wölfen überwunden werden“, erläuterte Schnabel, der einen wirksamen Schutz vor Wolfsangriffen in der konsequenten Entnahme der Raubtiere sieht. „Der Wolf ist im Ybbstal angekommen. Das ist menschliches Siedlungsgebiet!“, so Schnabel, der vor einer unkontrollierten Ausbreitung des Wolfs warnt.