Veröffentlicht am 30. März 2025

Zeitzeugenprojekt macht Mut

Der Verein „Lila Winkel“ brachte den Schülern der Mittelschule die NS-Zeit in Erinnerung

Esther Dürnberger vom Verein „Lila Winkel“ (l. sitzend) © Zagler

Seit vielen Jahren finden in der Mittelschule Ertl Zeitzeugenprojekte statt. Die Geschichte von Hermine Liska, die als anerkannte Zeitzeugin der ersten Generation 26 Jahre in Hunderten Schulen unterwegs war, hat stets begeistert und berührt. 2024 ist Liska, die auch Trägerin des Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich war, im 95. Lebensjahr verstorben.

Doch ihre Geschichte lebt weiter. Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung entstand eine DVD mit dem Titel „Erziehungsproblem eines Diktators“. Mit diesem Film ist es der Referentin des Vereins „Lila Winkel“ Esther Dürnberger möglich, die Geschichte von Hermine Liska authentisch nachzuerzählen. Die 14-jährigen Schüler bekamen einen Einblick in eine Zeit, in der für Andersdenkende kein Platz war und die Religionsfreiheit eingegrenzt wurde. Menschenwürde war ein Fremdwort und Ausgren-zung an der Tagesordnung. Hermine verweigerte mit elf Jahren den deutschen Gruß, das Singen patriotischer Lieder und den Fahnengruß. Sie gehörte wie ihre Eltern den Bibelforschern an (wie Zeugen Jehovas damals genannt wurden) und konnte aus biblischer Überzeugung Hitler nicht als Führer anerkennen. Daran änderte auch die Unterbringung in einem Umerziehungsheim nichts. Beson­ders angetan war die Klasse von der Standhaftigkeit der jungen Hermine. Man wollte sie zwingen, die Hand zu heben, die Jacke der Hitlerjugend anzuziehen und verweigerte ihr trotz guter Schulnoten den Besuch der Hauptschule. Sie erhielt die schlechteste Betragungsnote, durfte beim Völkerball nicht mitspielen und bekam am Sonntag keine Nachspeise, den beliebten Pudding. Auch jahrelanger Spott und Ausgrenzung änderten nichts an ihrer Überzeugung. Nie dachte sie an Rache und bewahrte sich ihre positive Einstellung. Ihre Ausstrahlung und ihr gewinnendes Lächeln überzeugten sogar von der Leinwand.

Die Geschichte der 11-jährigen Hermine ging zu Herzen. Die Schüler hatten auch die Möglichkeit, sich in das Buch der Erinnerung einzutragen. Carolina Harant meinte danach: „Ich habe früher die Tragweite dieser schrecklichen Zeit unterschätzt. Dieser Vortrag hat mir einen besseren Einblick gegeben. Jetzt weiß ich, wie tragisch die Zeit wirklich war. Ich bin beeindruckt von der psychischen Stärke und davon, wie viel Kraft der Glaube geben kann.“

Das Zeitzeugenprojekt endete mit dem Satz: „Wenn alle Menschen wie Hermine Liska nach der Goldenen Regel leben würden, wäre die Welt eine andere.“ Goldene Regel: Behandelt andere immer so, wie ihr von ihnen behandelt werden möchtet (Zitat aus der Bergpredigt Jesu im Matthäus­evangelium).

Die Schüler trugen sich ins Buch der Erinnerungen ein. © Zagler
Veröffentlicht am 30. März 2025

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